Ob Billigflieger oder renommierte Airline: Der Boeing 787 Dreamliner muss immer wieder umkehren. Eine japanische Fluggesellschaft hat jetzt offenbar genug.
Tokio/Hamburg. Drei Zwischenfälle mit der brandneuen Boeing 787 Dreamliner sorgen für Aufregung in der Luftfahrtbranche. Wegen einer defekten Toilettenspülung hat eine Boeing 787 auf dem Flug von Moskau nach Tokio am Donnerstag umdrehen müssen. Eine weiterer Dreamliner von Japan Airlines mit dem Ziel Tokio musste schon bald nach dem Start zum kalifornischen Flughafen San Diego International Airport zurückkehren, weil ein Alarmsignal einen Ausfall der Enteisungsanlage an den rechten Triebwerken angezeigt hatte.
Und wegen technischer Pannen schickt der Billigflieger Norwegian Air Shuttle auch seine zweite Boeing 787 Dreamliner vorsorglich in die Werkstatt. Sobald das erste Exemplar der Flotte wieder einsatzfähig sei, werde die zweite Maschine überprüft, teilte das Unternehmen mit. Damit sei voraussichtlich Ende kommender Woche zu rechnen.
An dem modernen Flieger, für den Boeing vor allem auf leichte Verbundstoffe statt Aluminium setzt, waren Mängel an der Hydraulik und der Elektrik aufgetreten. Laut Norwegian ist der zweite Dreamliner aber weniger fehlerbehaftet als die erste Maschine. Norwegian will mit der 787 nach Nordamerika und Asien expandieren. Das Unternehmen plant, bis 2015 sechs weitere Exemplare in den Dienst zu stellen.
In beiden Fällen von Japan Airlines sei niemand zu Schaden gekommen, wie JAL bekannt gab. Es bestehe keinerlei Zusammenhang mit den Batterien des Flugzeuges, die in den vergangenen Monaten für große Schwierigkeiten gesorgt hatten.
Nachdem der Dreamliner in Moskau mit 151 Passagieren und Besatzungsmitgliedern an Bord abgehoben hatte, wurden rund 2200 Kilometer nordöstlich der russischen Hauptstadt die Probleme mit der Toilettenspülung sowie mit Heizgeräten für die Speisen entdeckt. Daraufhin kehrte die Maschine wieder um. Ursächlich für die Probleme sei wohl das Elektrizitätssystem, hieß es. Auch die in Kalifornien gestartete Maschine musste ihren Flug Richtung Tokio bereits kurz nach dem Abheben abbrechen und wieder zurückfliegen.
Der Langstreckenflieger war in den vergangenen Monaten wegen technischer Probleme immer wieder in die Schlagzeilen geraten. Ein Brand in einem Dreamliner auf dem Flughafen London-Heathrow hatte kürzlich zu einer vorübergehenden Vollsperrung von Europas größtem Flughafen geführt. Der Brand wurde vermutlich von einem defekten Notfallsender ausgelöst.
Nach einem Feuer und Schmorbrand bei den Batterien zweier „Dreamliner“ hatten Flugaufsichtsbehörden den Flieger Mitte Januar aus dem Verkehr gezogen und ein weltweites Startverbot verhängt. Drei Monate musste die gesamte 787-Flotte am Boden bleiben. Erst als der US-Flugzeugbauer ein neues Batteriedesign entwickelte, gab die federführende US-Flugaufsicht FAA grünes Licht für einen Neustart.
JAL wie auch der heimische Konkurrent All Nippon Airways (ANA) gehörten zu den ersten Kunden des „Dreamliner“. Das Flugverbot traf sie so schwer wie keine andere Gesellschaft weltweit. Nun gab JAL bekannt, bei Boeings europäischem Konkurrenten Airbus 31 Exemplare des neuen Langstreckenjets A350 zu bestellen. Mit dem Milliardenauftrag schafft Airbus den Durchbruch auf dem japanischen Luftfahrtmarkt. Der A350 konkurriert sowohl mit dem Dreamliner als auch mit Boeings langjährigem Verkaufsschlager 777.