Um aber die EZB-Strategie des billigen Geldes beenden zu können, sei die Erholung noch nicht robust. IWF-Chefin gegen zu starre Sparziele.

Davos. Die Wirtschaft in der Eurozone wird sich nach Einschätzung der Europäischen Zentralbank (EZB) in der zweiten Jahreshälfte erholen. EZB-Präsident Mario Draghi sagte am Freitag beim Wirtschaftsforum im Schweizer Davos einen positiven Effekt für die Finanzmärkte voraus. Zugleich rief er die Regierungen der Eurozone auf, die Strukturreformen weiter voran zu treiben, um die Staatsschulden zu senken.

Dennoch ist die Erholung in der Eurozone noch nicht robust genug, um die Krisenpolitik des billigen Geldes beenden zu können, so Draghi. 2012 beschlossene Maßnahmen zur Konsolidierung der Haushalte und zur Förderung von Wachstum müssten in diesem Jahr entschlossen umgesetzt werden, forderte der EZB-Chef.

Die Lage an den Finanzmärkten habe sich durch die EZB-Politik des billigen Geldes und Spritzen für den Bankensektor von rund einer Billion Euro wesentlich gebessert, konstatierte Draghi. Dies sei jedoch noch immer nicht in ausreichendem Maße bei der Realwirtschaft angekommen.

US-Ökonom warnt vor voreiliger Entwarnung

Der US-Ökonom Barry Eichengreen warnte indes vor einer voreiligen Entwarnung. Die Krise in der Eurozone sei noch nicht vorüber und keines der Probleme sei gelöst, sagte er am Rande des Weltwirtschaftsforums. Die Märkte seien lediglich „von unangemessenem Pessimismus zu unangemessenem Optimismus“ übergegangen.

Die Regierungen hätten zwar im vergangenen Jahr die richtigen Dinge gesagt, aber seither nur Rückschritte gemacht, erklärte Eichengreen. Die Schuldenkrise könne leicht wieder ausschlagen, schon im ersten Halbjahr 2013 werde es einen Rückfall geben, warnte er.

IWF-Chefin fordert mehr Zeit für EU-Sparziele

Die Chefin des Internationalen Währungsfonds (IWF), Christine Lagarde, mahnte indes eine Abkehr von allzu starren Sparzielen an. „Es ist besser, (...) sich ein bisschen mehr Zeit zu nehmen als einen Gewaltmarsch hinzulegen“, sagte die Französin dem TV-Sender France 2 beim Weltwirtschaftsforum in Davos.

Eine solche Entscheidung müssten europäischen Staaten aber gemeinsam treffen. „Es darf nicht sein, dass Frankreich allein, Spanien allein, Griechenland allein sagen: „Das ist zu hart für mich, ich werde es langsamer machen„“, sagte Lagarde.

Der Hintergrund ihres Appells: Vor allem in südeuropäischen Ländern bremst der harte Sparkurs die Wirtschaft und die Arbeitslosigkeit steigt, wie zum Beispiel in Spanien und Griechenland, auf immer neue Rekordhöhen.