Rückgang um sechs Prozent. Deutlich weniger Objekte vermietet. City Süd zog im vergangenen Jahr besonders viele Firmen an.
Hamburg. In diesem Jahr soll alles besser werden. "Wir rechnen mit einigen großen Abschlüssen bei Neuvermietungen von Büros bereits in den ersten Monaten des Jahres", sagt Andreas Wende, Niederlassungsleiter des internationalen Immobilienunternehmens Jones Lang LaSalle (JLLS) in Hamburg. So sollen mit rund 480.000 Quadratmetern rund zehn Prozent mehr an Büros neu vermietet werden.
Größere Abschlüsse werden etwa durch die gesetzliche Unfallversicherung VBG erwartet. Ihre Hauptverwaltung mit 440 Mitarbeitern soll von Eppendorf nach Barmbek-Nord in einen Neubau verlegt werden. Außerdem werden für die 150 Mitarbeiter der Bezirksverwaltung der VBG in der City Süd neue Büroflächen gesucht. Die Verhandlungen sollen nach Informationen aus Maklerkreisen weit fortgeschritten sein. "Wir stehen in Gesprächen mit unserer Aufsichtsbehörde, dem Bundesversicherungsamt", sagt VBG-Sprecherin Daniela Dalhoff. Außerdem wird erwartet, dass die Baumarktkette Praktiker nach ihrem Umzug aus dem Saarland in die Hansestadt weitere Flächen am Heidenkampsweg anmietet.
"Die Firmen brauchen wesentlich länger, bis sie sich endgültig für einen neuen Standort entscheiden", sagt Wende. "Die Zeit von den ersten Überlegungen zum Umzug bis zur Unterschrift des Mietvertrages hat sich auf zwölf bis 16 Monate verdoppelt." Was 2012 angebahnt wurde, soll jetzt unterschriftsreif werden. An möglichen neuen Quartieren mangelt es jedenfalls nicht: Knapp 1,2 Millionen Quadratmeter stehen leer. Die Leerstandsquote liegt bei 8,2 Prozent und wird sich auch in diesem Jahr kaum verringern.
Dennoch findet nicht jeder Mieter auf Anhieb ein neues Quartier. "Bei hochwertigen großen zusammenhängenden Büroflächen im Innenstadtbereich kann nicht jede Anfrage sofort befriedigt werden", sagt Sami Steinbach, Vorstand des Maklerunternehmens Angermann. Andreas Rehberg, Geschäftsführer von Grossmann & Berger, rät den Firmen, auf die HafenCity auszuweichen. "Das ist eine echte Alternative zur Hamburger City." Die Spitzenmiete für erstklassige Objekte erhöhte sich von 24,00 Euro auf 24,50 Euro je Quadratmeter. Dagegen sank die Durchschnittsmiete um sechs Prozent auf 13,80 Euro je Quadratmeter.
Im vergangenen Jahr wurden in der Hansestadt 435.000 Quadratmeter an Bürofläche neu vermietet - ein Rückgang von 19 Prozent gegenüber 2011. "Statt neuer Büros lieber noch mal den alten Mietvertrag verlängern, das hat sich im vergangenen Jahr als klarer Trend abgezeichnet", sagt Wende. Diese Mietvertragsverlängerungen gehen aber nicht mit in die Vermietungsstatistik ein. Der Gewinner im vergangenen Jahr war die City Süd. Das Dreieck zwischen Spaldingstraße, Amsinckstraße und Heidenkampweg zieht immer mehr Firmen an. "Mit einem Umsatzzuwachs von fast 40 Prozent an neu vermieteter Fläche hat sich dieser Teilmarkt besonders gut entwickelt", sagt Rehberg. Gleich drei große Neuvermietungen (Praktiker, ADAC und Sharp) kann das Quartier auf sich vereinen. Rund 71.000 Quadratmeter wurden in der City Süd an Firmen neu vermietet. Das sind fast so viel wie in der City, dem größten Bürostandort in der Hansestadt. Seit 2005 hat sich der Anteil dieses Gebietes am gesamten Hamburger Büromarkt auf 20 Prozent verdoppelt.
"Die Firmen schätzen an der City Süd die zentrale Lage zur Innenstadt, die gute Erreichbarkeit für die Mitarbeiter und das gute Preis-Leistungs-Verhältnis", sagt Oliver Horstmann von Engel & Völkers Commercial. So hat die Baumarktkette Praktiker ihre Konzernzentrale aus dem Saarland an den Heidenkampsweg verlagert. Auch die Deutsche Bahn bezieht mit 1000 Mitarbeitern gerade einen Neubau in der City Süd unmittelbar an der S-Bahn-Station Hammerbrook. Die Mietpanne in der City Süd reicht von sieben bis 13 Euro je Quadratmeter plus Nebenkosten.
Im vergangenen Jahr wurden in Hamburg gewerbliche Immobilien im Gesamtwert von rund zwei Milliarden Euro verkauft. Das Ergebnis liegt auf Vorjahresniveau. Der größte Deal war der Verkauf des Anteils der HSH Nordbank an der Europa-Passage an die Allianz. Der Kaufpreis betrug 184 Millionen Euro. Andere Städte wie Berlin oder München schneiden bei solchen Transaktionen besser ab. "In Hamburg fehlt es an großvolumigen Objekten, in die Versicherungen oder Pensionsfonds investieren können. Potenzielle Käufer sind durchaus da", sagt Frank Albers, Leiter Büroinvestment von JLLS. 83 Prozent der Käufer waren einheimische Investoren. Reiche Hamburger Familien flüchten in das Betongold.