Euro-Zone will Athen einen Aufschub von zwei Jahren geben, doch der IWF ist dagegen. Für Einigung bleibt nur Zeit bis nächsten Dienstag.

Brüssel/Athen. Neuer Termindruck im Griechenland-Poker: Die internationalen Geldgeber Athens haben genau eine Woche Zeit, um ihren Streit über die Rettung Griechenlands zu lösen.

Bis zu ihrem Sondertreffen am Dienstag (20. Novmeber.) müssen die Euro-Finanzminister schwierige Fragen klären. Einig sind sich die Eurostaaten und der Internationale Währungsfonds (IWF), dass Griechenland zwei zusätzliche Jahre Zeit zum Sparen bekommen soll.

Umstritten ist aber, bis wann Athen seine Schulden auf ein erträgliches Maß reduzieren muss und wie die Mehrkosten von knapp 33 Milliarden Euro aufgefangen werden. Die europäischen Aktienbörsen zeigten sich am Dienstag angesichts der anhaltenden Unsicherheit nervös und lagen bis zum Nachmittag im Minus.

„Es gibt verschiedene Alternativen“, sagte Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) beim Treffen der EU-Finanzminister am Dienstag in Brüssel. Die Schulden teilweise zu erlassen, was öffentliche Kreditgeber treffen würde, ist vor allem wegen des deutschen Widerstands vom Tisch. Auch eine Aufstockung des laufenden Notprogramms von 130 Milliarden Euro für Athen oder ein drittes Hilfsprogramm schloss Schäuble erneut aus.

Es zeichnet sich daher ab, dass die Geldgeber die Zinsen senken, die Athen für seine Notkredite zahlt. Schäuble sagte: „Es mag sein, dass wir bei der Reduzierung von Zinsen ein Stück weit Maßnahmen ergreifen.“ Zudem darf der griechische Staat wohl weiter auf Unterstützung der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der Zwischenfinanzierung zurückgreifen.

Mit dem zeitlichen Aufschub kommen die Geldgeber einer griechischen Forderung entgegen. Die Kontrolleure der „Troika“ hatten dies ebenfalls empfohlen, die Euro-Finanzminister folgten dem Vorschlag. Somit müsste Griechenland erst 2016 – und nicht schon 2014 - die Maastrichter Defizitgrenze von drei Prozent beim Haushaltsdefizit wieder einhalten. Der längere Reformprozess soll die wirtschaftlichen Folgen des Sparkurses abmildern und den Haushalt tragfähiger machen.

Streit gibt es unter den Geldgebern noch über die Frage, wie viel Zeit Griechenland für den Schuldenabbau erhält. IWF-Chefin Christine Lagarde besteht auf der bisherigen Abmachung, dass das Land seine Schulden bis 2020 auf 120 Prozent der Wirtschaftsleistung drücken muss. Eurogruppen-Chef Jean-Claude Juncker sagte dagegen in der Nacht, Athen müsse das Ziel nun erst im Jahr 2022 erreichen.

Minister Schäuble unterstützte Juncker. Es könne sein, dass das Ziel von 120 Prozent wegen der schwächeren Wirtschaftsentwicklung „möglicherweise in 2020 noch ein wenig zu ehrgeizig ist“, sagte Schäuble. Die Kassenhüter versuchten den Eindruck eines Konflikts zu zerstreuen. „Ich glaube, dass es keinen Streit zwischen IWF und Eurogruppe gibt“, sagte Luxemburgs Finanzminister Luc Frieden.

Die Zeit drängt: Griechenland benötigt rasch die nächste Kredittranche von 31,5 Milliarden Euro und ist bis dahin auf riskante und teure Zwischenfinanzierungen angewiesen – und auf die Unterstützung der EZB. Am Dienstag besorgte sich das Land kurzfristig am Geldmarkt neue Milliarden. Bis zuletzt war jedoch gezittert worden, ob dies gelingt, da die als Käufer infrage kommenden griechischen Banken als äußerst klamm gelten.

Das Land konnte 4,06 Milliarden Euro bei Investoren aufnehmen, wie die Schuldenagentur PDMA mitteilte. Damit steigen die Chancen, dass das hochverschuldete Euro-Krisenland bis Freitag genug Geld in der Kasse hat, um fällige Schulden in Höhe von fünf Milliarden Euro zu begleichen.