Die Apps im App Store wurden über Nacht um mehr als zehn Prozent teurer. Grund ist vermutlich die Entwicklung der Wechselkurse.

Berlin. Überraschend hat Apple die Preise für die Software von iPhone und iPad angehoben. Die kostenpflichtigen Angebote im App Store wurden in der Nacht zum Freitag um durchschnittlich mehr als zehn Prozent teurer. Das kalifornische Unternehmen gab keine Gründe dazu an. Da vor allem die Preise im Euro-Raum betroffen sind, wird vermutet, dass Apple mit seinem Vorgehen auf die Entwicklung der Wechselkurse reagiert.

Die Preise für die Angebote im App Store werden grundsätzlich von den Entwicklern der Apps festgelegt. Apple behält dann 30 Prozent des Umsatzes, 70 Prozent gehen an den Entwickler. Allerdings hat Apple feste Preisstufen vorgegeben. Diese wurden nun angepasst. Der Einstiegspreis von 79 Cent wurde auf 89 Cent angehoben. Hat eine App bisher 1,59 Euro gekostet, werden jetzt 1,79 Euro fällig. Und eine Software von bisher 7,99 Euro kostet jetzt 8,99 Euro.

Bei Verlagen in Deutschland stieß das Vorgehen auf Kritik. „Es ist schwer zu verstehen, warum das über Nacht gemacht wurde und ohne die Betroffenen vorher zu informieren“, sagte ein Sprecher des Bundesverbands Deutscher Zeitungsverlage (BDZV). „Die Verlage werden ebenso wie ihre Kunden vor vollendete Tatsachen gestellt.“ Wenn sich dies so bestätige, sei dies „sehr bedauerlich und nicht hinnehmbar“. Daher seien Verlage gezwungen, sich nach weiteren Geschäftspartnern umzusehen, sagte der Sprecher und nannte den Online-Händler Amazon sowie die Google-Plattform Android.

Apples Preis-Überfall schadet Kunden und Anbietern

„Die nicht angekündigten deutlichen Preiserhöhungen von Apple für die Angebote im App Store und iTunes-Store wirken sich als inakzeptabler Eingriff in die Preishoheit der Verlage aus, der ihrem wachsenden Mobile-Geschäft schadet und sich über die Kunden-Interessen hinwegsetzt“, erklärten heute die Sprecher vom Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) und Verband Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) in Berlin.

„Die zum Teil erhebliche Erhöhung der Preise hat die Kunden bereits irritiert und bringt das auch gegenüber den entsprechenden Print-Produkten austarierte Preisniveau erheblich durcheinander“, kritisieren die Verlegerverbände. Durch die Auto-Renewal-Funktion seien bereits jetzt viele Abos automatisch beendet worden. „Das Verhalten ist nicht erklärbar und absolut verantwortungslos“, so die Sprecher weiter. Denn vorab waren weder Verlage noch Nutzer informiert worden.

„Diese Verletzung der Spielregeln wird Apple öffentliche Sympathiepunkte kosten“, zeigen sich VDZ und BDZV überzeugt. Vor allem aber schade dieses Vorgehen dem aufgebauten Vertrauen der Verlage zu Apple als Marktpartner und widerspricht Apples Rolle als Unterstützer von Paid-Content-Strategien. Zum Glück gebe es vor diesem Hintergrund weitere interessante Geschäftspartner im App-Markt.