Ein kleineres iPad ist ein Phantom, das schon seit mehr als einem Jahr durch die Apple-Gerüchteküche geistert. Jetzt soll ein iPad mini tatsächlich am Dienstag präsentiert werden. Apple könnte damit gegen Rivalen punkten – eine zentrale Frage ist aber der Preis.

New York. Apple wird am Dienstag höchstwahrscheinlich sein mit Spannung erwartetes kleineres iPad-Modell vorstellen. Neben einem iPad mini könnten bei dem Termin im kalifornischen San Jose ab 19.00 Uhr MESZ laut US-Medien auch andere Neuheiten präsentiert werden. Spekuliert wird unter anderem über ein Laptop der Reihe Macbook Pro mit 13-Zoll-Bildschirm und eine Erneuerung der iMac-Desktops.

Im Gegensatz zu jüngsten iPhone-Vorstellungen sickerten diesmal nur wenige Informationen über das neue Gerät durch. Es gab auch kaum glaubwürdige Bilder im Internet. Immerhin war zu lesen, dass ein iPad mini einen Bildschirm mit 7,85 Zoll (19,94 cm) Diagonale bekommen werde – etwas mehr als beim Kleinformat der Konkurrenz. Zudem soll es sehr dünn werden, mit schmalen Rändern um den Bildschirm. Als möglicher Termin für den Verkaufsstart wurde der 2. November genannt.

Eine zentrale Frage für den Erfolg des iPad mini könnte der Preis werden. Die günstigsten Tablets mit 7-Zoll-Bildschirm (17,8 cm) sind derzeit für weniger als 200 Euro bzw. Dollar zu bekommen. So kostet die erste Generation des Kindle Fire nur noch 159 Euro, Vodafone bringt für 189 Euro ein neues Android-Tablet auf den Markt, das sogar UMTS-Funk hat – eine Seltenheit in dieser Preisklasse.

Zugleich steht Apple-Chef Tim Cook vor einem Balanceakt: Ein iPad mini muss so günstig sein, dass es den Rivalen Käufer abjagen kann - aber zugleich nicht so billig, dass die Apple-Fans dafür massenweise auf den Kauf eines größeren iPad-Modells verzichten. Apple-Kunden sind zwar gewohnt, mehr für Geräte mit dem angebissenem Apfel im Logo zu bezahlen. Allerdings würde ein Preis von 329 Dollar für das günstigste Modell, über den zuletzt spekuliert wurde, der Konkurrenz noch viel Platz lassen.

Über ein kleineres iPad wurde in den vergangenen Jahren zwar immer wieder spekuliert, aber es blieb bisher ein Phantom. Außerdem hatte Apple-Gründer Steve Jobs im Oktober 2010 gleich die ganze Geräteklasse der Tablets mit 7-Zoll-Bildschirm als „Totgeburten“ bezeichnet. Sie seien zu groß, um sie wie ein Smartphone immer dabeizuhaben – aber zu klein, um dem Nutzer ein ordentliches Tablet-Erlebnis zu bieten. Die Hersteller müssten den Nutzern am besten gleich Schleifpapier mitliefern, damit diese ihre Finger anpassen könnten, spottete Jobs unter anderem.

Zweieinhalb Jahre nach dem Start der ersten iPad-Generation hat Apple das Tablet-Geschäft immer noch fest im Griff, der Marktanteil wird auf 60 bis 70 Prozent geschätzt. Doch vor der Tür steht eine neue Konkurrenzwelle, die so stark wirkt, wie keine zuvor. So bringt Microsoft mit der Markteinführung seines neuen Windows 8 sein Tablet Surface heraus – der allererste Vorstoß des Software-Riesen ins Geräte-Geschäft. Google will kommende Woche laut Medienberichten ein Nexus-Tablet in iPad-Größe präsentieren.

Das Geschäft mit kleineren und günstigeren Tablets überließ Apple bislang komplett der Konkurrenz. Und einige haben sich in dieser Nische bereits häuslich eingerichtet. So beansprucht der weltgrößte Online-Einzelhändler Amazon mit seinem Kindle Fire nach einem Jahr bereits gut ein Fünftel des amerikanischen Tablet-Marktes für sich - und greift jetzt mit dem verbesserten Modell Fire HD auch in Europa an.

Google setzt auf das Nexus 7, das angeblich kommende Woche aufgefrischt werden soll. Zumindest beim Preis des iPad mini wird Apple ganz sicher nicht mit den 199 Euro bzw. Dollar mithalten, die diese Geräte kosten. Denn Amazon-Chef Jeff Bezos räumt offen ein, dass dieser Preis in Nähe der Produktionskosten liegt und Amazon hoffe, das Geld später mit dem Verkauf von Büchern, Filmen oder Musik herauszuholen. Und das ist nicht die Art, wie Apple Geschäfte macht.