Die Straßen in Athen waren bereits am Morgen verwaist. Schiffe, Busse und Bahnen fuhren nicht. Krankenhäuser arbeiteten nur in Notbesetzung.

Athen. Am Tag des EU-Gipfels in Brüssel hat ein Generalstreik in Griechenland das öffentliche Leben in dem von Pleite bedrohten Land nahezu zum Stillstand gebracht. Die Straßen im Zentrum der Hauptstadt Athen waren am Donnerstagmorgen weitgehend verwaist. Schiffe blieben im Hafen und viele Busse und Bahnen in den Depots. Krankenhäuser arbeiteten mit einer Notbesetzung. Ämter, Ministerien und die meisten Läden blieben geschlossen.

Zu dem Ausstand hatten die beiden größten Gewerkschaften des Landes aus Protest gegen den Sparkurs der Regierung zum Ausstand aufgerufen. In Sternmärschen wollten die Demonstranten im Laufe des Tages vor das Parlament ziehen und sich dort zu einer Massenkundgebung versammeln. Die Sicherheitskräfte sperrten den zentralen Syntagma-Platz mit Metallbarrieren ab und zogen ein Aufgebot von rund 4000 Polizisten vor dem Parlament zusammen, wo in der Vergangenheit bereits mehrfach Massenproteste in Gewalt ausgeartet waren.

Griechenland steckt in der tiefsten Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg und verhandelt mit den internationalen Gläubigern aus EU, IWF und Europäischer Zentralbank über die Bedingungen für die Auszahlung der nächsten Hilfstranche aus dem

130-Milliarden-Euro-Rettungspaket. Das Land muss dafür mindestens weitere 11,5 Milliarden Euro einsparen, was zusätzliche Einschnitte und Sozialkürzungen für die Bevölkerung bedeutet. Dagegen machen die Gewerkschaften ADEDY und GSEE mobil, in denen rund mit zwei Millionen Griechen rund die Hälfte der Arbeitnehmerschaft organisiert sind. „Das neue Schmerz-Paket sollte nicht durchgehen“, gab die ADEDY als Parole für den Protesttag aus. Die Regierung in Athen hat jedoch kaum eine Wahl. Ohne die ausländische Hilfe dürfte dem Land bereits im November das Geld ausgehen.