Pendler, die täglich länger unterwegs sind, erkranken häufiger. Denn bereits der Stau oder die verspätete Bahn verursachen Stress.

Berlin. Der Anfahrtsweg zum Arbeitsplatz sollte nicht länger als 45 Minuten dauern – im Idealfall. Denn sind Pendler länger unterwegs, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass sie erkranken, sagte der Soziologe Heiko Rüger. Er forscht am Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung zum Thema berufsbedingte Mobilität.

So klagten Arbeitnehmer, die pro Tag mindestens zwei Stunden für Hin- und Rückweg unterwegs sind, öfter unter anderem über einen schlechten Gesundheitszustand oder depressive Verstimmungen.

+++ Pendler haben häufiger psychische Beschwerden +++

+++ Wenn die Trennlinie fehlt, leidet die Gesundheit +++

Der Grund ist, dass Arbeitnehmer mit langen Anfahrtszeiten bereits auf dem Weg zur Arbeit viel Stress haben. „Auf der Autobahn gibt es einen Stau, oder die Bahn ist zu spät“, sagte Rüger. Schnell liegen dann die Nerven blank.

+++ Von der Leyen: Klare Regeln für Handy und Mails +++

Aus dem am Donnerstag veröffentlichten Fehlzeitenreport 2012 der AOK geht ebenfalls hervor, dass Pendeln das Risiko für psychische Erkrankungen erhöht. So fehlten 2011 Beschäftigte, die 500 Kilometer von ihrem Wohnsitz entfernt arbeiten, einen halben Tag mehr pro Jahr aufgrund von psychischen Erkrankungen als Arbeitnehmer, die weniger als 30 Kilometer zur Arbeit brauchen.

Wer dennoch pendeln muss, sollte den Arbeitgeber um flexible Arbeitszeiten bitten, empfiehlt Rüger. Denn wer nicht auf die Minute pünktlich erschein muss, könne Staus oder Bahnverspätungen gelassener ertragen.

Außerdem sollten Angestellte mit langem Arbeitsweg darauf achten, dass sie Termine wie Vorsorgeuntersuchungen einhalten. „Es ist erwiesen, dass Pendler Vorsorgeuntersuchungen seltener wahrnehmen“, so Rüger. Der Grund ist, dass sie weniger freie Zeit zur Verfügung haben. In der Folge würden wichtige, aber scheinbar nicht dringende Termine, gerne auf später vertagt.

Ob Pendeln mit Bahn oder Auto gesünder ist, hat die Forschung noch nicht beantwortet. „Das hängt vermutlich auch von individuellen Vorlieben ab“, sagte Rüger. Den einen nervten die Mitreisenden in der Bahn, den nächsten, dass er beim Autofahren nichts anderes machen könne. Rüger rät, beides auszuprobieren. Der erste Schritt zum „gesunden“ Pendeln sei, die eigenen Gewohnheiten nicht als alternativlos zu begreifen.