Seit 2004 ist die Zahl der Fehltage durch psychische Erkrankungen rasant gestiegen. Neben Burnout sind Angststörungen oder Rückenleiden Gründe.

Berlin. Die Volkskrankheit Burnout wirkt sich laut einer Untersuchung immer stärker auf die Fehltage der Arbeitnehmer aus. Deren Zahl nach einer Burnout-Diagnose ist einer Studie zufolge seit dem Jahr 2004 um fast 1.400 Prozent gestiegen.

Symptome wie Antriebsschwäche, gedrückte Stimmung, Reizbarkeit, Erschöpfung seien durchaus ernst zu nehmen, sagte der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Rainer Richter, am Mittwoch bei der Vorstellung der Untersuchung „Arbeitsunfähigkeit und psychische Erkrankungen 2012“. Im Jahr 2004 fehlten demnach 100 Versicherte 0,6 Tage aufgrund eines Burnouts, 2011 waren es neun Tage.

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In 85 Prozent der Fälle werden Richter zufolge neben Burnout auch eine psychische oder körperliche Erkrankung wie etwa Depressionen, Angststörungen oder Rückenschmerzen diagnostiziert.

Burnout-Ursache immer abklären lassen

Erschöpft, niedergeschlagen, antriebslos, vom Job entfremdet: Wer sich über Wochen und Monate so fühlt, sollte unbedingt einen psychologischen Experten zurate ziehen. Denn das können Anzeichen für einen Burnout sein, warnt die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) in Berlin. Und ein Burnout wiederum kann Vorbote einer ernsthaften psychischen oder körperlichen Erkrankung sein. Er gilt nicht als eigenständige Erkrankung, kann aber durchaus zu Krankschreibungen führen.

Bei 85 Prozent der Krankschreibungen wegen Burnouts diagnostizierte der Arzt zusätzlich psychische Probleme wie eine Depression oder körperliche Beschwerden wie Rückenschmerzen. Das ergab eine Studie, die die BPtK am Mittwoch (6. Juni) in Berlin vorstellte. Nur 15 Prozent der Burnout-Krankschreibungen erfolgten demnach ohne weitere Diagnose. Doch auch dann könne ein Burnout auf eine entstehende psychische oder körperliche Erkrankung hinweisen.

Ein Warnzeichen sollte es sein, wenn ein Arbeitnehmer auch in seiner Freizeit ständig über den Job nachgrübelt und dadurch keine Distanz mehr zu seiner Tätigkeit schaffen kann. „Nach einer anstrengenden Arbeit ist eine gewisse Erschöpfung angemessen, beim Burnout hält das Gefühl des Ausgelaugtseins und der Überlastung aber nicht nur ein paar Tage an“, sagte BPtK-Präsident Prof. Rainer Richter. „Wenn es über eine längere Zeit nicht mehr gelingt, den Kopf frei zu kriegen, sich wieder zu erholen, ist das ein Alarmsignal.“

Eine Krankschreibung könne auch dann schon sinnvoll sein, um einer ernsthaften psychischen Erkrankung vorzubeugen. Denn die Seele habe ein großes Selbsthilfe- und Selbstheilungspotenzial, das sich zum Beispiel in einer Auszeit vom Job aktivieren lasse. Allerdings müsse dafür schnell abklärt werden, was wirklich hinter den Symptomen steckt, betont Richter. Ist zum Beispiel bereits eine Depression im Entstehen, sei verordnete Ruhe meistens falsch, denn sie nehme den Betroffenen nur noch mehr inneren Antrieb.