Das Costa Concordia-Unglück haben die Anbieter gut überstanden. Die Cruise Days locken in Hamburg gleich mit sieben Kreuzfahrtriesen.

Hamburg. Das Kreuzfahrt-Unglück der „Costa Concordia“ hat im Reisemarkt 2012 zwar eine Buchungsdelle hinterlassen. Aber die Anbieter von Hochseereisen sind nicht nur mit der aktuellen Buchungslage teils sehr zufrieden, sondern freuen sich auch über eine guten Auftakt für 2013. Manager von Aida bis Tui sehen weiterhin erhebliches Wachstumspotenzial in Deutschland.

Selbst eine Konjunkturabschwächung dürfte nach ihrer Einschätzung den Reiseweltmeister nicht groß ins Stolpern bringen. So steuern immer mehr Kreuzfahrtschiffe deutsche Häfen an. Die Terminals reichen zur Abfertigung der Passagiere kaum noch aus. Eng wird es an diesem Wochenende, wenn zu den „Cruise Days“ im Hamburger Hafen (17. bis 19. August) gleich sieben Ozeanriesen aufkreuzen.

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Zwar habe es nach der Kreuzfahrt-Tragödie vor der italienischen Insel Giglio im Januar eine zögerliche Nachfrage gegeben, heißt aus der Branche. Doch noch im Frühjahr sei der Markt wieder angesprungen, berichtete der Sprecher des Deutschen Reisebüroverbandes (DRV), Torsten Schäfer.

Derzeit sei noch offen, ob es 2012 erneut ein zweistelliges oder ein hohes einstelliges Wachstum des Kreuzfahrt-Segments geben werde. 2,4 Milliarden Euro Umsatz erzielte es 2011, ein Plus von 14 Prozent verglichen mit dem Vorjahr. Fast 1,4 Millionen Passagiere (2010: 1,2 Mio) aus Deutschland waren an Bord der Schiffe.

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Und es werden mehr. „Die Konsumlaune lässt nicht nach, und auf Reisen wird zum Schluss verzichtet“, sagte der DRV-Sprecher. Das sieht auch Tui Cruises (Hamburg): „Wir vertrauen auch weiterhin auf das Wachstum der Branche ... und bauen aus diesem Grund unsere Flotte weiter aus“, teilte Geschäftsführer Richard J. Vogel mit.

Der Anbieter will im Mai 2014 sein drittes Schiff, einen Neubau, in Fahrt bringen. 2011 seien die beiden Tui-Schiffe – mit zusammen 3836 Passagieren – fast ausgebucht gewesen. „Auch die Buchungslage 2012 ist gut“, ergänzte Vogel. „Wir blicken positiv in die Zukunft.“

Ebenso strahlt der Marktführer in Deutschland, Aida Cruises (Rostock): „Wir sind mit der aktuellen Buchungslage sehr zufrieden“, sagte Präsident Michael Ungerer. Schon im ersten Quartal hatte das Unternehmen ein Passagier-Plus von 11 Prozent gemeldet. Nach 584 000 Reisenden 2011 wird auch in diesem Jahr ein satter Zuwachs erwartet, weil durch die im Mai in Hamburg getaufte „Aidamar“ (2194 Passagiere) ohnehin das Angebot wächst.

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Bis 2016 soll sich die Aida-Flotte um drei auf dann 12 Schiffe erhöhen. Weltweit drängt bis 2016 ein Volumen von 19 Hochseeschiffen mit Platz für rund 55 000 Bordgäste auf den Markt.

Derzeit machten erst 1,7 Prozent der Deutschen Urlaub auf einem Kreuzfahrtschiff. Nach Expertenansicht, so Tui, werden die Buchungszahlen aus Deutschland bis 2020 auf 2,5 bis 3 Millionen Gäste wachsen.

Dies ist eine Herausforderung für Häfen wie Hamburg, Rostock-Warnemünde und Kiel, die bei den diesjährigen Schiffsankünften jeweils auf Rekordkurs steuern. Allein 161 Anfahrten (plus 33 Prozent zum Vorjahr) von 35 Schiffen sollen es bis Jahresende in Hamburg werden. Mehr als 400 000 Passagiere müssen hier abgefertigt werden. Ein drittes Terminal wird daher geprüft, schließlich entwickelt sich die Elbstadt als Ganzjahresziel.

So schickt die britische Reederei Cunard ihre „Queen Victoria“ (1990 Passagiere) im Dezember von Hamburg aus auf Festtagstour. „Man versteht es bald selbst nicht mehr“, sagte ein Sprecher zu den Zehntausenden, die als Schaulustige die eindrucksvollen Hotelschiffe „Queen Mary“ und „Queen Elizabeth“ an der Elbe bestaunen. Er spricht von zweistelligen Zuwächsen für Cunard im deutschsprachigen Markt. Wie die Briten gehören auch Aida und Costa Cruises zur Carnival Corporation (Miami/USA). Sie teilte in ihrem Bericht zum 2. Quartal mit, dass die Nachfrage nach Costa-Reisen wieder angezogen habe. Allerdings seien Angebote auch preislich niedriger als im Vorjahr.

Den lukrativen Reiseweltmeister hat auch das Schweizer Unternehmen MSC Kreuzfahrten stärker in seinen Fokus gerückt und ist erstmals in Hamburg mit 25 Anläufen zu Gast. „Die Buchungslage ist gut, wir sind sehr zufrieden – auch mit dem Auftakt 2013“, sagte Deutschland-Chef Michael Zengerle (München). „Deutschland spart zuletzt am Urlaub.“

Allerdings hat Zengerle wie andere Manager der Branche festgestellt, dass kurzfristiger gebucht wird. Die zwölf MSC-Schiffe sollen 2013 rund 1,55 Millionen Passagiere aufnehmen (2012: 1,4 Mio). Dann sticht auch Nummer 13 („Preziosa“) in See. Für den boomenden Markt wird qualifiziertes Personal benötigt, daher bietet die Hotelfachschule Hamburg erstmals den Studienschwerpunkt „Cruise Management“ an – entwickelt mit namhaften Firmen der Branche.