Hochtief bekommt im Abwehrkampf gegen ACS Hilfe aus dem Nahen Osten: Das Emirat Katar steigt als Großaktionär beim Baukonzern ein.

Düsseldorf. Der Baukonzern Hochtief hat im Abwehrkampf gegen die Übernahme durch den spanischen Großaktionär und Konkurrenten ACS einen „weißen Ritter“ erspäht. Die Finanzholding des Emirats Katar werde im Rahmen einer Kapitalerhöhung alle neuen Aktien erwerben und damit künftig knapp 9,1 Prozent der Anteile an dem deutschen Unternehmen halten, teilte Hochtief am Montag mit.

Damit allein kann Hochtief die Übernahme durch die Spanier zwar nicht verhindern. Branchenkenner erwarten jedoch, dass Katar über die Börse weitere Anteile erwirbt oder bereits erworben hat. Die Aktie von Hochtief legte am Montagvormittag um 2,89 Prozent auf 61,86 Euro zu. „Es ist ein Signal der Hoffnung“, sagte Marco Cabras von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Mit dem Einstieg von Katar stiegen die Chancen für eine Abwehr gegen den Angreifer ACS. „Es muss aber noch mehr aus Katar kommen“, betonte Cabras. Um einen schlagkräftigen Gegenpol zu den Spaniern zu bilden, sei eine Sperrminorität erforderlich.

Hochtief fließen durch die Kapitalerhöhung rund 400 Millionen Euro zu. Katar war bereits seit längerem als Investor im Gespräch. Die Katar-Holding hält indirekt auch Anteile an den Autokonzernen Volkswagen und Porsche. Im Frühjahr erwarb sie das Londoner Luxuskaufhaus Harrods. Zuletzt hatte das Emirat am Persischen Golf Schlagzeilen gemacht, als es überraschend zum Ausrichter für die Fußball-WM 2022 bestimmt wurde. Hochtief wehrt sich gegen ein Übernahme durch ACS, musste im Abwehrkampf zuletzt jedoch mehrere Schlappen einstecken. Der Einstieg eines neuen Großaktionärs galt als eine der letzten verbliebenen Möglichkeiten, um dies noch zu verhindern. Bisher hält ACS knapp 30 Prozent der Hochtief-Anteile, der überwiegende Rest befindet sich im Streubesitz. Das in der vergangenen Woche offiziell vorgelegte Übernahmeangebot sieht ein Tauschverhältnis von fünf Hochtief-Aktien zu acht ACS-Anteilen vor.

Tatsächlich hatte die Spanier bereits angekündigt, durch das von Aktionärsschützern als unattraktiv eingeschätzte Angebot ihren Hochtief-Anteil zunächst lediglich auf knapp über 30 Prozent erhöhen zu wollen, um später mit Zukäufen über die Börse auf mehr als 50 Prozent aufzustocken. Dies könnte Katar verhindern. Hochtief will das Grundkapital laut Mitteilung um rund zehn Prozent erhöhen und neue Aktien zum Preis von 57,11 Euro ausgeben, die die Katar-Holding sämtlich erwerben wolle. Gleichzeitig wurde eine Vereinbarung über eine strategische Kooperation getroffen.

Hochtief ist heute bereits stark in Katar engagiert und beschäftigt dort über Tochtergesellschaften mehr als 5000 Mitarbeiter. Eines der Projekte mit Hochtief-Beteiligung ist eine Brücke zur benachbarten Insel Bahrain – nach Angaben des Konzerns die längste Länderverbindung der Welt. „Das Emirat hat die Leistungsfähigkeit des Konzerns, den Erfolg unserer Strategie und die Vorteile einer engen Partnerschaft erkannt. Wir werden uns nun gegenseitig in unserer Entwicklung unterstützen“, sagte Hochtief-Vorstandschef Herbert Lütkestratkötter.