Seit nunmehr zehn Jahren streiten Boeing und Airbus um den Milliardenauftrag des Pentagon. Die Entscheidung soll dieses Jahr fallen.

Der europäische Luftfahrt- und Rüstungskonzern EADS ist wieder ins Bieterrennen um den milliardenschweren Auftrag für Tankflugzeuge der US-Luftwaffe eingestiegen. Die nordamerikanische Tochtergesellschaft habe ihr Gebot über die Lieferung von 179 Tankflugzeugen abgegeben, teilte EADS am Donnerstagabend mit. EADS will dabei mit 200 amerikanischen Zulieferunternehmen kooperieren.

An diesem Freitag läuft die Abgabefrist ab. Neben dem europäischen Konzern bewirbt sich auch der US-Erzrivale Boeing um den Auftrag, der ein Volumen von 35 Mrd. Dollar (28 Mrd. Euro) haben dürfte. Er garantiert dem Sieger stabile Erlöse über mehr als ein Jahrzehnt in Höhe von drei Mrd. Dollar jährlich – und könnte Folgeaufträge bringen. Denn die US-Streitkräfte müssen ihre komplette altersschwache Tankerflotte ersetzen.

Der Kampf um den Großauftrag zieht sich nun bereits fast zehn Jahre hin und war begleitet von Skandalen wie etwa eine Korruptionsaffäre. Sowohl Boeing als auch EADS hatten zwischenzeitlich bereits den Zuschlag erhalten. Nach Protesten der Gegenseite wurden die Entscheidungen jedoch aufgehoben.

EADS könnte im Fall des Sieges endlich im weltweit größten Rüstungsmarkt stärker Fuß fassen. So sieht die Konzernstrategie vor, das Militärgeschäft kontinuierlich auszubauen, um nicht mehr so abhängig zu sein vom Erfolg mit den Passagierflugzeugen der Tochter Airbus.

„Wir sind sehr stolz auf unser Gebot“, sagte Ralph Crosby, Chef der amerikanischen Landesgesellschaft von EADS. Mit dem KC45 genannten Tanker, der auf dem Airbus-Flugzeug A330 basiert, habe man das bessere Flugzeug. Es sei bereits im Einsatz, etwa bei den australischen Streitkräften. Zudem sei es in der Lage, sämtliche Maschinen der US-Luftwaffe zu betanken. „Wir sind überzeugt von den überlegenen Fähigkeiten der KC45“, sagte Crosby. Die Air Force werde sich für das Flugzeug entscheiden, das die Anforderungen der US-Streitkräfte am besten erfülle, sagte Crosby. Mit der Entscheidung des Pentagon wird zum Jahresende gerechnet.

Boeing geht voraussichtlich mit dem kleineren Flugzeug des Typs 767 ins Rennen. Der Stückpreis – eines der Schlüsselkriterien der Ausschreibung – ist niedriger als der von Airbus. Boeing muss aber sein Tankflugzeug erst noch entwickeln.

Boeing, einer der wichtigsten Lieferanten von Rüstungsgütern für das Pentagon, hat dabei Heimvorteil.

EADS reicht ein 8800 Seiten umfassendes Angebot ein und tut alles, um sich als ein in den USA tätiges Unternehmen zu präsentieren. So werde man 48000 Arbeitsplätze in den USA schaffen, die von 200 Zulieferern eingeschlossen. Unter anderem sind das GE Aviation (Triebwerke), Eaton mit Sitz in Cleveland (elektronische Komponenten), Honeywell aus New Jersey, Parker Aerospace aus Cleveland, Rockwell Collins (Kommunikationssysteme) aus Iowa. Außerdem soll ein großes Airbus-Flugzeugwerk in Mobile/Alabama entstehen.

Bei der vorherigen Bieterrunde war EADS noch unter der Führung des US-Unternehmens Northrop Grumman an den Start gegangen. Der Partner zog sich jedoch zurück, weil er die Ausschreibung für unfair hielt. Ein anderer Grund für den Ausstieg könnte der Druck seitens amerikanischer Politiker sein. So hatte Norm Dicks, Vorsitzender des Unterausschusses für Verteidigungsausgaben im Repräsentantenhaus, US-Unternehmen öffentlich davor gewarnt, mit EADS zusammenzuarbeiten.

Der Tankerauftrag ist auch in Europa ein Politikum. In früheren Bieterrunden warfen europäische Politiker der US-Regierung Protektionismus vor. Auseinandersetzungen zwischen Boeing und Airbus haben immer wieder für Verstimmungen zwischen Brüssel und Washington gesorgt. So erklärte die Welthandelsorganisation WTO erst kürzlich staatliche Subventionen für einige Airbus-Programme für unzulässig. Ein WTO-Entscheid über die Zulässigkeit von Fördermitteln der US-Regierung für Boeing steht noch aus.

Quelle: Welt Online