Hessens Regierungschef Roland Koch findet offene Worte. Eine Übernahme des Autobauers Opel durch den chinesischen Hersteller BAIC lehnt er ab.
Hamburg. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) hat eine Übernahme des angeschlagenen Autobauers Opel durch den chinesischen Hersteller BAIC strikt abgelehnt. Der neue europäische Opel-Konzern könne nicht von einem chinesischen Unternehmen geführt werden, „das gerade 12.000 Autos pro Jahr produziert und noch nicht einmal über die Rückendeckung der chinesischen Regierung verfügt“, sagte Koch dem Hamburger Abendblatt. Es wäre „ein ziemlich starkes Stück“, wenn jemand ernsthaft an diese Lösung glaubte. Zuletzt hatte auch der chinesische Autobauer BAIC mit einem nachgebesserten Angebot erneut Interesse an Opel angemeldet.
Ein Einsteig des österreichisch-kanadischen Autozulieferers Magna wäre „mit Blick auf die Zukunft von Opel, die Standorte und die Jobs in Deutschland und nicht zuletzt wegen der eingesetzten Steuergelder die beste Lösung“, betonte Koch, der auch stellvertretender CDU-Bundesvorsitzender ist. Magna verhandele „ganz konkret mit dem amerikanischen Mutterkonzern GM und hat einen großen Vorsprung vor anderen Bietern“. Koch räumte allerdings ein, dass es „noch ein langer Weg“ bis zur Rettung von Opel sei.
Während in den USA der Neustart des weitgehend verstaatlichten GM- Konzerns vorbereitet wurde, sind nach Einschätzung von Bundeswirtschaftsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) bei den Übernahmeverhandlungen zu Opel/Vauxhall noch einige Hürden zu nehmen. „Wir sehen die eine oder andere Hausaufgabe, die noch gemacht werden sollte“, sagte Guttenberg am Donnerstag in Berlin nach einem Treffen mit den Länder-Wirtschaftsministern in Berlin. „Und wir sehen natürlich auch andere Interessenten“, die bei GM vorsprechen.
Der Opel-Mutterkonzern GM und der Zulieferkonzern Magna wollen in der kommenden Woche einen Vertrag zur Übernahme unterzeichnen. Guttenberg sprach von einem „sehr ehrgeizigen“ Ziel. Der Bund ist nur mittelbar beteiligt über die Treuhandgesellschaft, die 65 Prozent an der Adam Opel GmbH hält.
Die an der Rettung für Opel beteiligten Länder zeigen der chinesischen Unternehmen BAIC allerdings die kalte Schulter. „Mit BAIC habe ich als Investor für Opel ein Problem, weil die Chinesen Opel keine eigenständige Perspektive bieten“, sagte der hessische Wirtschaftsminister Dieter Posch (FDP) dem „Handelsblatt“. Zuvor hatten sich bereits Politiker aus den Opel- Ländern Thüringen und Rheinland-Pfalz kritisch zu der Offerte geäußert. Das Konzept der Chinesen erfülle nicht die Voraussetzungen, die an einen neuen Investor gestellt worden seien, erklärte Posch.
Hessen trägt allein mit 474 Millionen Euro zum staatlichen Überbrückungskredit von 1,5 Milliarden Euro an Opel bei und ist damit eine gewichtige Säule im Rettungskonzept für den Autobauer. Posch sieht allerdings auch beim Magna-Konsortium noch Klärungsbedarf. „Auf Seiten der russischen Partner ist noch mehr als nur eine Frage derzeit offen“, sagte der Minister. „Wir halten es für dringend klärungsbedürftig, wer künftig denn eigentlich der russische Kooperationspartner von Opel sein wird.“ Die Sberbank will ihre Anteile an einen russischen der Autobauer GAZ oder Avtovaz weiterreichen. Posch warnte davor, das Bieterverfahren für Opel eilig für beendet zu erklären.
Erneute Kritik an den Chinesen kam von der IG Metall. Deren Vorsitzender Berthold Huber sagte am Rande einer Russlandreise in Moskau: „Was den chinesischen Autobauer BAIC angeht, habe ich nur gehört, dass er im Falle einer Übernahme die Technologien von Opel erhalten will. Von den Arbeitsplätzen war bisher nicht die Rede.“
Bei der US-Mutter GM laufen die letzten Vorbereitungen für einen Neustart auf Hochtouren. Die zur Sanierung geplante weitgehende Verstaatlichung des Konzerns soll noch vor demWochenende über die Bühne gehen.Die US-Regierung hatte für die Übernahme der bisherigen Opel-Mutter ein Ultimatum bis Freitag gesetzt. Gegner des vom Insolvenzgericht bereits genehmigten Rettungsverkaufs hatten bis Donnerstagmittag (18.00 Uhr MESZ) Zeit, um Berufung einzulegen.
Für diesen Freitag hat GM kurzfristig eine Pressekonferenz in Detroit mit Konzernchef Fritz Henderson angekündigt. Die USAund Kanada sollen gemeinsam 72,5 Prozent am neuen GM- Konzern erhalten, der die überlebensfähigen Teile des Herstellers umfasst. Dazu fließen mehr als 50 Milliarden Dollar (36 MrdEuro) in den Autobauer. Die meisten Altlasten werden abgewickelt. Auch der neue Konzern hat aber dem Insolvenzrichter zufolge noch 48 Milliarden DollarSchulden.Widerspruch gegen den Sanierungsplan hatte es bis zuletzt von Gläubigern gegeben.