Schlecker-Konzern verschwindet von der Bildfläche: Nun haben auch IhrPlatz und Schlecker XL den Ausverkauf mit 30 Prozent gestartet.

Ehingen/Osnabrück. Schnäppchenjäger haben am ersten Tag des Ausverkaufs bei den insolventen Drogerieketten IhrPlatz und Schlecker XL kräftig zugeschlagen . „Der Abverkauf ist sehr gut gestartet“, sagte ein Sprecher der Schlecker-Insolvenzverwaltung am Donnerstag. Sie senkte die Preise um bis zu 30 Prozent, bei einzelnen Produkten auch um die Hälfte. Viele Kunden stünden erneut Schlange vor den 358 Schlecker-XL- und den 367 IhrPlatz-Märkten.

Einen gewaltigen Ansturm hatte es bereits beim Warenausverkauf der Konzernmutter Schlecker e.K. im Juni gegeben. Damals wurden die Preise in den 2800 Märkten stufenweise gesenkt, am Tag der Schließung der Filialen wurden die Reste sogar für 20 Cent das Stück verscherbelt. Damit ereilt die beiden Töchter das gleiche Schicksal wie Schlecker – bald verschwinden auch sie von der Bildfläche.

+++ Am Donnerstag beginnt der Ausverkauf in den Drogerien +++

+++ 100 weitere IhrPlatz-Filialen werden verkauft +++

Die Einnahmen aus dem aktuellen Abverkauf fließen ebenfalls in die Insolvenzmasse. „Der Abverkauf ist wichtig, um vor allem die vorrangigen Forderungen der Gläubiger zu bedienen“, sagte der Sprecher weiter. Darunter fallen laufende Kosten wie die Mitarbeitergehälter und die Ansprüche der größeren Gläubiger. Die Summe aller Gläubigerforderungen übersteigt eine Milliarde Euro.

Beim aktuellen Ausverkauf könnten einige Märkte bereits früher als geplant schließen, wenn die Räumung weiter so gut liefe. Bisher ist die Schließung der XL-Märkte im August geplant. Die Filialen von IhrPlatz werden derzeit an mehrere Investoren verkauft. Viele Waren sind auch dort im Abverkauf, da der Großteil der Käufer andere Branchen im Einzelhandel bedienen will. Die Insolvenzverwaltung hat bisher keine Liste veröffentlicht, welcher Markt an welchen Käufer geht; es fehle teilweise noch die Zustimmung von Vermietern und Betriebsrat.

+++ Insolvenzverwalter ist nicht überrascht von Razzien +++

Das Bundeskartellamt hat inzwischen am Mittwoch Deutschlands zweitgrößter Drogeriemarktkette Rossmann die Übernahme von gut einem Fünftel aller IhrPlatz-Filialen erlaubt. Die Wettbewerbshüter hätten keine Bedingungen zum Einstieg in 104 der insgesamt 490 Läden gestellt, teilte das Unternehmen von Gründer Dirk Roßmann in Burgwedel bei Hannover mit. Die Bonner Behörde bestätigte dies.

Rossmann will 1150 Mitarbeiter übernehmen, 350 mehr als zunächst angekündigt. Rossmann bietet zudem allen IhrPlatz-Auszubildenden an, ihre Lehre in der nächstgelegenen Rossmann-Filiale fortzusetzen. Das gelte auch für Auszubildende aus Filialen, die nicht von Rossmann übernommen werden. Welche Standorte genau ins Rossmann-Netz einbezogen werden, will die Firma in den kommenden Tagen mitteilen.

Vergangene Woche hatte der Bieterwettstreit um die Reste des insolventen Schlecker-Imperiums neuen Schwung bekommen. Die österreichische MTH-Gruppe (Mäc-Geiz) kauft 109 Geschäfte von IhrPlatz. Dafür gibt es nach einem Bericht der „Leipziger Volkszeitung“ (Donnerstag) inzwischen auch grünes Licht vom Kartellamt.

Die Textildiscounter Kik und NKD haben ebenfalls Interesse, Drogerie-Branchenprimus dm übernahm neun Märkte. Zuletzt arbeiteten gut 4000 Menschen bei IhrPlatz. Durch die im Januar bekanntgewordene Schlecker-Insolvenz verloren bisher 25 000 Beschäftigte ihren Job.