Nach dem Weihnachtsfest steigen für viele Genussmittel die Preise – besonders für Süßes. Ein Grund ist die Kostenexplosion für Zucker.
München. Ob Schokolade, Entenbraten, Schnaps oder die Zigaretten nach dem Festtagsschmaus – zu Weihnachten gehört für viele Menschen, neben den Geschenken unter dem Weihnachtsbaum, auch der Genuss. Beim Weihnachtsessen in diesem Jahr können die Verbraucher ihre Laster noch einmal richtig genießen – denn 2012 werden die Preise für viele Genussmittel und Zigaretten wegen höherer Rohstoffkosten und Steuern steigen.
Besonders die Süßigkeitenhersteller ächzen unter deutlich gestiegenen Kosten für ihre wichtigsten Rohstoffe Zucker und Kakao. „Deshalb werden auch viele Süßwaren für die Verbraucher über kurz oder lang etwas teurer werden“, sagt Hans Strohmaier vom Süßwarenhandelsverband Sweets Global Network in München. An starke Preisschwankungen beim Kakao hatte sich die Branche in den vergangenen Jahren schon fast gewöhnt, nun entwickelte sich aber auch noch der Zucker zum neuen Sorgenkind: In diesem Jahr ist der Preis für eine Tonne Zucker um fast 100 Euro auf durchschnittlich 570 Euro gestiegen – und eine Ende dieser Entwicklung ist nicht in Sicht.
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Das stellt die zum Großteil mittelständischen Firmen vor Probleme: Sie verarbeiten nach Angaben des Bundesverbandes der Süßwarenindustrie (BDSI) jedes Jahr 700 000 Tonnen Zucker zu Bonbons, Keksen und Schokolade und können dafür kaum auf andere Süßmittel ausweichen. Die großen Hoffnungen in das neue Süßungsmittel Stevia aus der südamerikanischen Steviapflanze haben sich bislang nicht erfüllt. Die EU-Kommission hatte die Verarbeitung des kalorienfreien Süßstoffes in Lebensmitteln vor wenigen Wochen zwar nach langen Diskussionen über mögliche Gesundheitsgefahren zugelassen. Allerdings ist der Eigengeschmack von Stevia nach Einschätzung von Fachleuten so deutlich, dass er in Süßigkeiten nur in Kombination mit Zucker verwendet werden kann.
Damit bleibt die Branche einer der größten Käufer von Verarbeitungszucker in Deutschland und muss versuchen, ihren Bedarf zu decken. „Die große Herausforderung für die Hersteller wird künftig sein, sich mit den benötigten Rohstoffen zum richtigen Zeitpunkt einzudecken“, sagt Strohmaier. Das gelingt besonders den kleineren Firmen nicht immer. Einzelne Firmen mussten nach Angaben des BDSI schon Aufträge aus dem Ausland ablehnen, weil sie nicht liefern konnten. „Die Inlandsnachfrage hat für die Firmen Vorrang“, sagt ein Sprecher. Wachsen können die Firmen aber nur im Ausland: Während vor allem in China der Hunger auf Schokolade gerade erst richtig beginnt, bleibt der Verzehr in Deutschland bei durchschnittlich rund 90 Tafeln pro Person und Jahr seit langem stabil.
Der stark gestiegene Zuckerpreis belastet aber auch die Alkoholhersteller, für die Zucker bislang immer ein billiger Rohstoff war. Auf die Zigarettenindustrie hingegen kommen höhere Kosten durch die nächste Stufe der Tabaksteuer zu. „Die Zigarettenpreise werden sich zum 1. Januar durch die Tabaksteuererhöhung natürlich verändern“, sagt Peter Königsfeld vom deutschen Zigarettenverband.
Pro Packung müssen die Hersteller künftig rund fünf Cent mehr Steuern zahlen. Ob und wie stark die Kunden daran beteiligt werden, ist noch offen. Einzelne Zigarettenhersteller hatten aber schon Preiserhöhungen angekündigt. Schon jetzt kostet eine Packung mit 20 Zigaretten im Durchschnitt 5,16 Euro. Die hohen Preise haben ihr Ziel nicht verfehlt: In den vergangenen zehn Jahren ist der Verkauf der versteuerten Zigaretten nach Angaben des Verbandes von 145 Milliarden auf 83 Milliarden Stück pro Jahr zurückgegangen. Eine weitere Preiserhöhung im kommenden Jahr dürfte Vielen helfen, ihren Vorsatz für das neue Jahr in die Tat umzusetzen – und mit dem Rauchen aufzuhören. (dpa/abendblatt.de)