Schuldenkrise verunsichert Verbraucher und Investoren, die schwache Konjunktur bremst den Export. Aber schon 2012 geht es aufwärts
Frankfurt/Main. Die Konjunktur in Deutschland steuert nach Einschätzung der Deutschen Bundesbank auf eine Durststrecke in diesem Winter zu. Einen tiefen Einbruch fürchten die Währungshüter aber nicht. Noch im Jahresverlauf 2012 werde der Aufschwung allmählich wieder an Fahrt gewinnen, sagte die Bundesbank am Freitag in Frankfurt in ihrer jüngsten Wirtschaftsprognose voraus.
Demnach wird die deutsche Konjunktur zunächst immer stärker durch die Verunsicherung infolge der Staatsschuldenkrise belastet. Auch die allgemeine wirtschaftliche Abschwächung werde Bremsspuren hinterlassen, obwohl nach Überzeugung der Notenbank im Inland alle Voraussetzungen für einen langgezogenen, breit angelegten Aufschwung intakt sind: „Angesichts des hohen Offenheitsgrades sind für die deutsche Wirtschaft aber Nachfrageimpulse aus den Hauptabnahmeländern von großer Bedeutung.“
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Die Konjunkturschwäche dürfte nach der Prognose auch auf dem Arbeitsmarkt Bremsspuren hinterlassen, gleichzeitig die Inflation aber deutlich abschwächen. Die Bundesbank korrigierte ihre Prognose für die Entwicklung der deutschen Wirtschaftsleistung im kommenden Jahr nach unten. Die Währungshüter rechnen nun nur noch mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,6 Prozent nach 3,0 Prozent im laufenden Jahr. Vor sechs Monaten hatten die Währungshüter für 2012 noch eine Wachstumsrate von 1,8 Prozent prognostiziert, zuletzt hielt die Bundesbank ein Wirtschaftswachstum zwischen 0,5 Prozent und 1,0 Prozent für realistisch.
Die Vorhersage steht unter dem Vorbehalt, dass sich die Staatsschuldenkrise nicht spürbar verschärft. „Die Unsicherheit über die zukünftige wirtschaftliche Entwicklung ist derzeit außergewöhnlich groß“, betonten die Experten. Aktuell erwarten die Notenbanker allerdings eher, dass die Verunsicherung der Investoren und Konsumenten allmählich etwas nachlassen wird. Dafür müsse die Politik in naher Zukunft Reformen umsetzen, um die Fiskalkrise zu überwinden. In diesem Fall sagen die Notenbanker bereits für 2013 wieder ein kräftiges Wachstum von 1,8 Prozent voraus.
Die Konjunkturschwäche wird nach Überzeugung der Bundesbank den Preisdruck deutlich abschwächen. Nach einem Anstieg der Verbraucherpreise um 2,5 Prozent im laufenden Jahr sei für 2012 und 2013 mit einer Teuerungsrate von 1,8 Prozent beziehungsweise 1,5 Prozent im Jahresdurchschnitt zu rechnen. Insbesondere der Preisdruck von Energieprodukten wird nach der Prognose nachlassen.
Die konjunkturellen Abschwächung wird auch den zuletzt so robusten deutschen Arbeitsmarkt belasten, einen nennenswerten Rückgang der Erwerbstätigkeit erwartet die Bundesbank aber nicht. Im Jahresdurchschnitt 2012 werden nach der Prognose knapp 3 Millionen Menschen arbeitslos sein, die Arbeitslosenquote steigt demnach auf 7,0 Prozent. Im November waren in Deutschland 2,7 Millionen Arbeitslose gemeldet, die Quote lag bei 6,4 Prozent. Auch die Bundesagentur für Arbeit (BA) hatte vorhergesagt, dass die Zahl der Arbeitslosen in diesem Winter wieder über drei Millionen steigen wird. (dpa/abendblatt.de)