Der Europa-Chef von S&P verteidigt die Entscheidung seiner Ratingagentur. Der Druck auf die Länder müsse erhöht werden.

Berlin/Frankfurt. Der Europa-Chefanalyst von Standard & Poor's, Moritz Krämer, hat die Entscheidung der Ratingagentur verteidigt, die Kreditwürdigkeit fast aller Euro-Länder unter verschärfte Beobachtung zu stellen. Investoren würden nicht blind Ratingveröffentlichungen folgen. Wer dies glaube, unterschätze die Intelligenz der Marktteilnehmer. Zudem könnte der EU-Gipfel Ende dieser Woche noch einiges bewegen. „Wir glauben, dass der Krisengipfel eine ganz maßgebliche Chance ist, diesen Prozess umzukehren“, sagte Krämer.

Die Risiken, die von der Krise ausgingen, könnten in den kommenden Wochen deutlich steigen, warnte Krämer. Die Krise sei in einer Art und Weise ausgeufert, die nicht nur die Staatenfinanzierung betreffe, sondern auch das Bankensystem geschwächt habe: „Es ist eine systemische Vertrauenskrise.“

S&P hatte am Montagabend auf einen Schlag die Kreditwürdigkeit von15 Staaten der Eurozone unter Beobachtung gestellt. Je nachdem, wie der EU-Gipfel am Donnerstag und Freitag (8. und 9. Dezember) ausfällt, droht eine massenhafte Herabstufung.

„Wir glauben, dass die bisherige Erfolglosigkeit, die Krise wirklich effektiv und nachhaltig in den Griff zu bekommen, die Risiken einer realwirtschaftlichen Bremswirkung nach sich zieht“, sagte Krämer. Die Gefahr einer Rezession im kommenden Jahr sei gestiegen – nicht nur in Europa, sondern weltweit. Eine Exportnation wie Deutschland werde davon wehr stark betroffen sein. (dpa/abendblatt.de)