Investoren nehmen dem finanziell gebeutelten Italien Anleihen mit dreijähriger Laufzeit nur für eine hohe Rendite von fast acht Prozent ab.

Mailand. Italien büßt für seine hohen Schulden und die lange verschleppten Reformen mit Zinsen in Rekordhöhe. Nur für eine Rendite von fast acht Prozent nahmen Investoren dem klammen Staat eine neue Anleihe mit dreijähriger Laufzeit ab. An den Märkten wurde die Auktion am Dienstag trotzdem mit Erleichterung aufgenommen, weil sich die drittgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone am Markt trotz aller Probleme frisches Geld beschaffen kann.

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Die drei Versteigerungen von Staatsanleihen mit Laufzeiten von drei, neun und zehn Jahren spülten nach Angaben des Finanzministeriums insgesamt 7,5 Milliarden Euro in die Kassen. Die Summe liegt damit am oberen Ende des angepeilten Volumens von fünf bis acht Milliarden Euro. Die Nachfrage der Investoren überstieg das Angebot um das Eineinhalbfache. „Die Auktion hat gezeigt, dass Italien sich weiter am Markt refinanzieren kann - wenn auch zu hohen Kosten“, sagte Helaba-Analyst Ralf Umlauf. Der Euro-Kurs stieg zeitweise über 1,34 Dollar, der Dax baute seine Gewinne aus.

Für die dreijährigen Papiere mussten die Investoren mit einer Rendite von 7,89 Prozent gelockt werden. Seit Einführung des Euro lag der Zinssatz noch nie so hoch. Im Oktober waren es lediglich 4,93 Prozent. Auch bei der zehnjährigen Anleihe wurde mit 7,56 Prozent ein Rekordhoch erreicht, nachdem es im Vormonat noch 6,06 Prozent waren. „Offensichtlich werden die Investoren von den hohen Renditen angelockt“, sagte Analystin Annalisa Piazza vom Brokerhaus Newedge. „Das hinterlässt allerdings einen bitteren Beigeschmack, denn Renditen auf diesem Niveau sind eigentlich kein Grund zum Feiern.“

Schon ein Niveau von sieben Prozent gilt als nicht tragfähig, weil auf Dauer zu teuer. Bei diesem Niveau suchten Irland und Portugal Platz unter dem Euro-Rettungsschirm, der aber für das weitaus größere Italien zu klein wäre.

EU-Währungskommissar Olli Rehn macht sich einem Zeitungsbericht zufolge große Sorgen über die finanzielle Lage Italiens und will von der neuen Regierung sofortige Reformen einfordern. Die Gefahr eines Zahlungsausfalls könne schnell zunehmen, wenn nicht die passenden Gegenmaßnahmen getroffen würden, zitierte „La Repubblica“ aus einem Dokument, das Rehn Italien bei dem Treffen der Euro-Finanzminister am Nachmittag vorlegen wollte. Hierzu seien sofort Schritte erforderlich, die den Haushalt um elf Milliarden Euro entlasten, heißt es in dem Dokument der Zeitung zufolge weiter. Um seine Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen, müsse Italien 2013 einen ausgeglichenen Haushalt erzielen.

Das Land sitzt auf einem Schuldenberg von rund 1,9 Billionen Euro. Diese Summe entspricht 120 Prozent der jährlichen Wirtschaftsleistung. Nur in Griechenland ist die sogenannte Schuldenstandsquote noch höher. Italien muss im kommenden Jahr etwa 340 Milliarden Euro an Anleihen zurückzahlen, einen großen Teil davon schon Ende Januar. Der neue Ministerpräsident Mario Monti versucht, mit Reformen das Land wieder fit zu machen. Dazu gehören die Anhebung des Renteneintrittsalters und Privatisierungen von Staatsbesitz.

Italien geht wirtschaftlich schweren Zeiten entgegen. Das Bruttoinlandsprodukt soll 2012 nach Prognose der EU-Kommission lediglich um 0,1 Prozent zulegen, nachdem es schon in diesem Jahr nur zu einem mageren Plus von 0,5 Prozent reichen dürfte. „Besonders der Zinsanstieg für italienische Staatsanleihen lastet auf den Wachstumsaussichten“, befürchtet die EU-Kommission. Italiens Banken drohen deswegen höhere Refinanzierungskosten. „Die Kreditbedingungen für die Wirtschaft verschärfen sich deshalb.“ (abendblatt.de/Reuters)