Der Computerriese muss im dritten Quartal massive Gewinneinbrüche verkraften. Konzernchefin Whitman rechnet mit schwierigem Jahr 2012.

New York. Trotz Chefwechsel und neuer, alter Strategie: Für den Computerriesen Hewlett-Packard sind die Probleme und Sorgen noch nicht vorbei. Das Unternehmen musste im letzten Quartal massive Gewinneinbrüche hinnehmen. Die Gründe: Milliarden-Abschreibungen, Überflutungen in Thailand und eine schwächere Nachfrage. Die Konsequenz: Mit einem Gewinn 239 Millionen Dollar verlor das Unternehmen gut 90 Prozent seines Vorjahreswertes.

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Der Konzernumsatz des weltgrößten PC-Herstellers sank in dem vierten Geschäftsquartal zwar nur um ein Prozent auf 32,12 Milliarden Dollar, wie HP am Montag nach US-Börsenschluss mitteilte. Doch gingen die Erlöse auch im PC-Bereich, der fast ein Drittel des Konzern-Geschäfts ausmacht, leicht zurück. Im Geschäftsbereich mit Druckern gab es einen noch deutlicheren Rückschritt. HP musste Einbußen von rund zehn Prozent hinnehmen.

Die letzten Monate verwirrte das Unternehmen seine Kunden mit einem unentschlossenen Zickzack-Kurs. Mit dem deutschen Konzernchef Léo Apotheker wollte HP sich ein neues Image geben, sich von dem PC-Geschäft trennen und in Software-Lösungen investieren. Als nach der Ankündigung der Aktienkurs einbrach, wurde Apotheker entlassen. Die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman, die schließlich das Ruder übernahm, entschloss sich, die PC-Sparte zu behalten. Allein Apothekers Notbremse beim verlustreichen Geschäft mit der mobilen Plattform webOS belastete die Quartalsbilanz mit mehr als einer Milliarde Dollar.

Jetzt steht dem Konzern ein durchaus schwieriges Geschäftsjahr bevor, wie auch Whitman weiß. Sie bereitete die Investoren auf mehrere Problemfelder vor. Erstens zeichne sich ab, dass die Nachfragen von Unternehmen und Privatkunden angesichts der schlechten Wirtschaftslage schwächer ausfallen werde. Außerdem werde die gesamte Branche mindestens im ersten Halbjahr noch die Folgen der Überschwemmungen in Thailand spüren, durch die die Festplatten-Produktion massiv beeinträchtigt wurde.

Die neue Chefin will mit einer kräftigen Erhöhung der Forschungsausgaben gegensteuern, die jedoch erst in einigen Jahren Früchte tragen werde. Zugleich will sie schnell die Bilanz sanieren. In den vergangenen drei Monaten schrumpften die Bargeldreserven von 13 auf rund 8 Milliarden Dollar, zugleich wuchs die Verschuldung von 19 auf über 22 Milliarden.

Im gesamten Geschäftsjahr stieg der Umsatz von 126 auf 127,2 Milliarden Dollar. Der Gewinn fiel von 8,76 auf 7,07 Milliarden Dollar. Das war besser als am Markt erwartet worden war. Für das laufende erste Geschäftsquartal erwartet Whitman hingegen deutlich weniger Gewinn als Analysten errechnet hatten.

(abendblatt.de/dpa)