Eckhard Cordes, Chef des Handelskonzerns Metro, gibt sich nach der Ankündigung seines Abgangs bei einem Auftritt in Hamburg gelassen.
Hamburg. Es gibt sicherlich angenehmere Auftritte für Eckhard Cordes. Nicht einmal zwei Wochen ist es her, dass der Noch-Chef von Europas größtem Handelskonzern Metro entnervt das Handtuch geworfen hat. Nach einem beispiellosen öffentlichen Machtkampf mit dem Aufsichtsrat und den Großaktionären des DAX-Konzerns entschied sich der 60 Jahre alte Manager Anfang Oktober, seinen noch bis Ende 2012 laufenden Arbeitsvertrag nicht weiter zu verlängern.
Nun steht der gebürtige Neumünsteraner im Club Hamburger Wirtschaftsjournalisten und muss sich erstmals nach den Scharmützeln der vergangenen Wochen den Fragen der Öffentlichkeit stellen. "Ich fühle mich gut", sagt Cordes und nestelt dabei am Jackett seines grauen Anzugs. "Ob ich nun Vorstandsvorsitzender bin oder Straßenfeger, das ist egal." Entscheidend sei nur, ob er morgens beim Rasieren noch in den Spiegel schauen könne.
Das kann Cordes nach eigenem Bekunden, auch wenn seine vorläufige Bilanz bei Metro eher dürftig ausfällt. Mit großen Plänen war der ehemalige Mercedes-Manager 2007 bei Metro angetreten. Aus dem gigantischen Gemischtwarenladen mit Warenhäusern, Supermärkten, Elektrofachgeschäften und Märkten für Großverbraucher wollte er ein schlankes Unternehmen formen. Der Konzern sollte sich ganz auf den lukrativen und leicht zu internationalisierenden Großhandel konzentrieren, der knapp die Hälfte zum Umsatz von 67 Milliarden Euro beiträgt. Die Elektronikmarkttochter Media-Saturn wollte Cordes an die Börse bringen, die Supermarktkette Real und die Kaufhof-Warenhäuser abstoßen.
Passiert ist davon wenig. Zwar steht die Warenhaussparte heute deutlich besser da als zu Beginn der Amtszeit von Cordes. Verkauft ist die Tochter dennoch nicht. "Aufgrund der Finanzkrise hätten wir Kaufhof nur zu einem Preis verkaufen können, der wertmindernd gewesen wäre", sagt Cordes heute. Ob es derzeit Interessenten gebe? Kein Kommentar.
Aus den Börsenplänen für Media-Saturn wurde nichts, weil sich die Alteigentümer, die noch immer an den Elektronikmärkten beteiligt sind, vehement dagegenstemmten. In den vergangenen Monaten lieferte sich Cordes mit Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals einen ans Absurde grenzenden Streit vor Gericht, weil er verhindern wollte, dass dieser Konzernentscheidungen per Veto blockieren kann.
Doch der Streit ging im Wesentlichen für den halsstarrigen Gründer aus. Das Urteil war derart kompliziert, dass Cordes erst mal bei den eigenen Juristen nachfragen musste, um die Tragweite zu verstehen. "Wir prüfen derzeit, ob es sinnvoll ist, in die nächste Instanz zu gehen", sagt er nun.
Überhaupt - Media Markt und Saturn. Die einstigen Ertragsperlen des Konzerns haben sich mittlerweile zu den Sorgenkindern von Metro entwickelt, im zweiten Quartal dieses Jahres rutschten sie gar operativ in die roten Zahlen. Erst vor wenigen Tagen startete Saturn mit einem ernst zu nehmenden Internetangebot, sehr spät, wie der Konzernchef selbst zugibt. Die lange Verzögerung war laut Cordes der komplizierten Struktur der Elektronikmärkte geschuldet, in der nicht nur die Gründer, sondern auch die Marktleiter vor Ort ein Wort bei strategischen Entscheidungen mitzureden hatten.
All diese Probleme dürften mit dazu beigetragen haben, dass der Rückhalt für Cordes im Metro-Aufsichtsrat zuletzt geschwunden war. Der Konzernchef selbst sieht das freilich anders. "Ich habe die Unterstützung der Großaktionäre gehabt", sagt er. Die Entscheidung, den Vertrag bei Metro nicht zu verlängern, habe vor allem persönliche Gründe gehabt. Ob er nun noch bis Ende 2012 bei Metro bleiben wird, lässt Cordes offen. "Ich werde meinen Vertrag so lange erfüllen, wie es im besten Sinne des Unternehmens ist", sagt er. Zu einem möglichen Nachfolger will sich der scheidende Chef nicht äußern. Einen Strategieschwenk nach seinem Weggang erwartet er aber nicht.
Und was kommt nach Metro? Einen "Fulltime-Job" will Cordes nicht mehr annehmen, nur sein Engagement im Ostausschuss der deutschen Wirtschaft ausbauen und vielleicht zusätzliche Aufsichtsratsmandate annehmen. "Meine Frau liebt mich auch, wenn ich kein Vorstandschef mehr bin."