Wegen millionenschweren Abschreibungen steht eine Verschlankung bevor. Nur das Kreditgeschäft in Deutschland und Polen ist gesichert.
Frankfurt am Main. Die Commerzbank steht vor einer drastischen Schrumpfkur. Im dritten Quartal musste Deutschlands zweitgrößte Bank tiefrote Zahlen vorlegen. Grund: Die Abschreibungen auf griechische Anleihen summieren sich auf 800 Millionen Euro. Somit steht sie Netto mit einem Minus von fast 700 Millionen Euro da. Wesentlich mehr, als Analysten es erwartet hätten. EIn am Freitag veröffentlichter Zwischenbericht nährt die Befürchtung, dass weitere Abschreibungen notwendig sein könnten. Am Freitag schloss die Commerzbank an der Börse mit den deutlich schwächsten Aktienwerten. Sie verloren in ihrem Wert über sechs Prozent und lagen bei Handelsabschluss bei nur noch 1,64 Euro.
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Die Konsequenz: Der Bank droht eine drastische Schrumpfkur. Wie weit diese gehen wird ist noch gar nicht abzusehen. Im Prinzip sei nur das Kreditgeschäft in Deutschland und Polen gesichert, erklärte der Vorstandsvorsitzende Martin Blessing. Die beliebte Direktbank Comdirect und die polnische BRE Bank sollen aber im Konzern verbleiben. Für die ukrainische Bank Forum, mit immerhin 190 Filialen, schloss Strutz einen Verkauf nicht aus. Finanzvorstand Eric Strutz gibt auch gleich den neuen Kurs an: Anteile versilbern, an der Verwaltung sparen und die Eschborner Tochter Eurohypo eindampfen. Die gute Nachricht: Jobs stehen zunächst nicht zur Debatte, verspricht Strutz. Zumindest nicht in diesem Jahr. Wie es langfristig mit dem angeschlagenen Institut weitergeht ist noch nicht absehbar. Sogar die Prognose, im nächsten Jahr wenigstens vor Steuern und Zinsen schwarze Zahlen zu schreiben, musste Strutz zurückziehen.
Der Kurs zumindest ist auf Sicherheit ausgerichtet. Das Kreditgeschäft beschränkt sich jetzt nur noch auf Deutschland und Polen - man will keine weiteren Risiken eingehen. Schon jetzt braucht die Commerzbank frisches Kapital. Rund 2,9 Milliarden Euro müssen eingeworben werden, auch um die neuen europäischen Regeln zu erfüllen. Diesmal soll das auch Staatshilfen gelingen. Doch wird der Bund noch auf absehbare Zeit an der Bank mit 25 Prozent und einer Aktie beteiligt sein. Besonderes Sorgenkind des Instituts: Die Immobilien- und Staatsfinanzierer Eurohypo. Die Eurohypo wirbt auf ihrer Webseite für sich als „Qualitätsanbieter“, als „verlässlicher Partner“ mit besonderen „Marktkenntnissen“. Doch die Eschborner erhielten jetzt die Rote Karte. Ab sofort bis Mitte kommenden Jahres dürfen sie keine neuen Kredite vergeben. Es werde deshalb aber keine Bauruinen geben, versprach Strutz. Anschlussfinanzierungen sind noch erlaubt, wenn auch die Hürde höher liegen werde. Die Tageszeitung „Die Welt“ berichtete, dass die Eurohypo nun zerschlagen werden solle. Nach dem Motto „die Guten ins Töpfchen, die Schlechten ins Kröpfchen“ sollen besonders Auslandsrisiken in eine interne Abteilung verschoben werden.
Diese Einheit soll sich dann ausschließlich um den Abbau der Positionen kümmern. Sie würde somit zu einer Art Schrottbank innerhalb der Bank werden. Strutz wollte den Medienbericht zunächst nicht kommentieren. In jedem Fall muss die Commerzbank bei den Eurohypo-Risiken etwas tun, schon allein, um den neuen Kapitalvorschriften für Banken gerecht zu werden. Eine schlankere Commerzbank wäre wahrscheinlich profitabel gewesen. Immerhin hat die sogenannte Kernbank, also das Privatkunden- und Mittelstandsgeschäft, ein Plus von 850 Millionen Euro erwirtschaftet. Zwischen Januar und Ende September hat sie fast drei Milliarden Euro verdient.
(abendblatt.de/dapd)