Die Gläubiger müssen sich auf massive Abstriche einstellen. Derzeit können sie wohl mit einer Auszahlung von 20 Cent pro Dollar rechnen.

New York. Drei Jahre ist er mittlerweile her, der Bankrott der US-Investmentbank Lehman Brothers und noch immer warten viele Gläubiger der Großbank auf ihr Geld. Darunter auch deutsche Institute wie die Deutsche Bank und die Commerzbank. Jetzt zeichnet sich eine erste Einigung ab. Der Insolvenzverwalter der Lehman-Muttergesellschaft erklärte am Mittwoch in New York, dass er sich mit einer Reihe von wichtigen Gläubigern über die Höhe ihrer Forderungen geeinigt habe. Dieser Kompromiss gilt als Voraussetzung für die Auszahlung des verbliebenen Lehman-Vermögens.

+++ Haspa siegt im Lehman-Streit +++
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Hintergrund: Die US-Investmentbank verhob sich mit Spekulationen auf dem US-Immobilienmarkt und musste im September 2008 Insolvenz anmelden. Die damalige Pleite hat die Finanzkrise maßgeblich verschärft. Seit 2008 läuft die Abwicklung der einst viertgrößten Investmentbank. Der Ärger ist groß: Abertausende Geschäftspartner sehen sich geschädigt. Sie verlangen ihren Anteil an der Insolvenzmasse. Eine ernorme Aufgabe für das Team von Insolvenzverwalter Bryan Marsal. Seit drei Jahren arbeiten sie bereits daran, dass komplizierte Finanzgeflecht aufzudröseln und abzuwägen, welche Forderungen berechtigt sind. Erst dann kann Geld fließen.

Der aktualisierte Insolvenzplan sieht jetzt vor, dass dem Bundesverband deutscher Banken noch Forderungen über 5,3 Milliarden Dollar und der Deutschen Bundesbank über 3,5 Milliarden Dollar zustehen. Kräftige Abstriche für die Verbände. Nach Angaben des Finanzdienstleisters Bloomberg hatte alleine die Bundesbank ursprünglich 12,2 Milliarden Dollar verlangt. Zusammengenommen summierten sich die Forderungen auf 37 Milliarden Dollar. Doch selbst die heruntergeschraubten Forderungen werden wohl nicht ganz ausgezahlt werden. Der Insolvenzverwalter geht davon aus, am Ende 65 Milliarden Dollar verteilen zu können. Dem stehet insgesamt wesentlich höhere Forderungen gegenüber. Die Gläubiger dürfen sich darauf einstellen, am Ende um die 20 Cent pro Dollar zurückzubekommen. Bis zum 4. November müssen sich die Gläubiger entscheiden, ob sie mit dem Insolvenzplan einverstanden sind. Am 6. Dezember soll dann der zuständige Insolvenzrichter James Peck seinen Segen geben.

Mit einem großen Teil der gleichzeitig pleite gegangenen Tochtergesellschaften hat sich der US-Insolvenzverwalter ebenfalls geeinigt, darunter der deutschen Lehman Brothers Bankhaus AG und der Europatochter in London. Insgesamt, so erklärte Marsal, gebe es nun um die Zustimmung von Gläubigern mit Gesamtforderungen über 160 Milliarden Dollar. „Die Bedeutung der heute veröffentlichten Vergleiche sollte nicht unterbewertet werden“, sagte die federführende Insolvenzanwältin Lori Fife. „Lehman hat einen weiteren Meilenstein auf dem Weg zu einer weitgehend einvernehmlichen Zustimmung zu dem Plan erreicht.“

Die Gläubiger streiten sich allerdings nur noch um die Reststücke - Die Filethäppchen der einstigen Wall-Street-Größe sind schon lange weg: Die britische Barclays Bank hatte nur wenige Tage nach der Pleite zugegriffen und sich das US-Kerngeschäft gesichert. Die Briten zogen auch in das einstige Lehman-Hauptquartier nahe des New Yorker Times Square ein. Das markante Gebäude mit den umlaufenden Schriftbändern erinnert bis heute viele New Yorker sowie Touristen an den historischen Bankrott.

(abendblatt.de/dpa)