Der Langstrecken-Jet 787 „Dreamliner“ geht in die Luft, die Umsätze ebenfalls: Der Quartalsumsatz stieg um 4 Prozent auf 12,7 Mrd Euro

Der Flugzeughersteller Boeing ist auf einem neuen Höhenflug: Die Auftragslage ist hervorragend, der Konzern gut aufgestellt und optimistisch. Boeing-Chef Jim McNerney hob nach einem guten dritten Quartal sogar die Gewinnprognose fürs Gesamtjahr an. Grund: Die Fluggesellschaften erneuern ihre in die Jahre gekommenen Flotten. In Zeiten hoher Kerosinpreise sind besonders sparsame Modelle gefragt - deren Markt Boeing zu bedienen weiß. Außerdem: Sowohl der langerwartete Langstrecken-Jet 787 „Dreamliner“, als auch der modernisierte Jumbo-Jet 747-8 sind nach massiven Verzögerungen endlich flugbereit.

+++ Der Dreamliner hebt ab +++

Auch das dritte Quartal lief für den Flugzeugbauer rund: Der Quartalsumsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 4 Prozent auf 12,7 Mrd Euro. Nicht zuletzt ein besser laufendes Rüstungsgeschäft trug zu der Entwicklung bei. Der Gewinn machte dank Kosteneinsparungen einen Sprung um 31 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar. Mit einer derartigen Verbesserung hatten die Analysten nicht gerechnet. Im frühen New Yorker Handel stieg der Kurs um annähernd 5 Prozent. McNerney sprach von einem „herausragenden Quartal“. Und setzt seine Gewinnprognose für das Gesamtjahr rauf: Statt einem bislang erwarteten Gewinn von bis zu 4,10 Dollar je Aktie will er nun bis zu 4,40 Dollar erzielen.

Ein Wermutstropfen bleibt allerdings: Bei den Flugzeug-Auslieferungen bis zum Jahresende musste Boeing seine Erwartungen von 485 bis 495 Maschinen auf rund 480 Exemplare zurückschrauben. Damit dürfte der Titel des weltgrößten Flugzeugbauers ein weiteres Mal an Airbus gehen. Aus den Werkshallen der Europäer sollen im gleichen Zeitraum bis zu 530 Maschinen rollen. Boeing kann vor allem die Produktion des „Dreamliner“ und der 747-8 in diesem Jahr nicht so rasch hochfahren wie gehofft. Statt bis zu 30 dieser Flugzeuge wird Boeing nun schlimmstenfalls nur noch 15 Stück an die Fluggesellschaften übergeben können, davon sind gerade mal ein Drittel „Dreamliner“. Das Flugzeug besteht aus neuartigen Verbundmaterialien, was bei der Entwicklung und der Fertigung für große Probleme gesorgt hatte.

Diese neuen Materialien machen den „Dreamliner“ aber auch zu einem Hoffnungsträger für Boeing. Der Hersteller verspricht den Airlines einen niedrigeren Spritverbrauch und den Passagieren ein angenehmeres Reisen. Am Mittwoch absolvierte die 787 erfolgreich ihren kommerziellen Jungfernflug für den Erstkunden, die japanische Fluggesellschaft All Nippon Airways (ANA), auf der Strecke von Tokio nach Hongkong. ANA hat allein 55 dieser Langstreckenflugzeuge bestellt, die bis Frühjahr 2018 ausgeliefert werden sollen.

Verkaufsschlager bei Boeing ist und bleiben allerdings die Kurz- und Mittelstreckenflieger der 737-Baureihe. Sie gelten als günstig, flexibel einsetzbar und technisch ausgereift. Airbus macht Boeing gerade aber mit seinem Gegenstück, der A320-Familie, das Leben schwer. Airbus hatte sich entschieden, den Typ zu modernisieren und als A320neo auf den Markt zu bringen. Die Fluggesellschaften bestellten den Flieger vom Fleck weg. Boeing kam erst später mit Plänen für eine modernisierte 737 MAX heraus. (abendblatt.de/dpa)