Die Fluggesellschaft Air France-KLM trennt sich von Konzernchef Pierre-Henri Gourgeon. Sein Nachfolger wird Jean-Cyril Spinetta.

Paris. Die Lufthansa-Konkurrentin Air France-KLM kommt nicht zur Ruhe: Nach der Finanzkrise und der schwersten Flugzeugkatastrophe der Unternehmensgeschichte werden die mehr als 100 000 Mitarbeiter nun überraschend mit einem Führungswechsel konfrontiert. Die Fluggesellschaft trennt sich von Konzernchef Pierre-Henri Gourgeon. Der 65-Jährige übergibt seinen Posten mit sofortiger Wirkung an den Verwaltungsratsvorsitzenden Jean-Cyril Spinetta.

Hintergrund: Ex-Konzernchef Pierre-Henri Gourgeon und Spinetta stritten sich um die zukünftige Ausrichtung des Konzerns. Auch war Gourgeons Billanz zuletzt alles andere als glücklich: Die zweitgrößte europäische Fluggesellschaft entwickelte sich schwach. Allein in diesem Jahr büßte sie knapp 60 Prozent ihres Börsenwerts ein. Analysten bezeichneten jüngst vor allem die Restrukturierungsanstrengungen beim französischen Teil der Flotte als unzureichend. Alle Kraft müsse nun verwendet werden, um mit den aktuellen Herausforderungen besser zurecht zu kommen, kommentierte das Unternehmen nun.

Spinetta bringt Erfahrung mit: Der 68-Jährige führte das Unternehmen bereits von 1997 bis 2008. Chef der französischen Tochter Air France soll nun Alexandre de Juniac werden. Der 48-Jährige gilt als Vertrauter von Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy und war zuletzt Stabschef von Christine Lagarde in ihrer Zeit als französische Finanzministerin.

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Air France-KLM zählte im vergangenen Geschäftsjahr rund 71 Millionen Fluggäste und lag damit deutlich hinter der Lufthansa mit zuletzt rund 91 Millionen Passagieren. In zwei der drei vergangenen Jahre unter Gourgeon steckte die Gruppe in den roten Zahlen. Unter Spinetta hingegen hatte Air France elf Jahre lang Gewinne geschrieben. Auf der neue Führung lasten hohe Erwartungen. Sie soll sparen und gleichzeitig die Wettbewerbsfähigkeit verbessern. Als Vorbild gilt französischen Analysten die Deutsche Lufthansa.

In Frankreich war Air France-KLM zuletzt in Kritik geraten, weil sie einen Großauftrag von 50 Langstreckenflugzeugen zu gleichen Teilen an Boeing und Airbus vergab. Mehrere namhafte Politiker hatten gefordert, den Auftrag ausschließlich an die europäische EADS-Tochter Airbus zu vergeben. Der französische Staat hält knapp 16 Prozent der Anteile an dem Konzern, der eine Flotte von zuletzt fast 600 Flugzeugen betrieb. Gourgeons Mandat war erst im Juli um vier Jahre verlängert worden. Eigentlich war geplant, dass er sich langsam aus der Führung des Unternehmens zurückzieht. Dazu sollte er zunächst die Verantwortung für die 100-prozentige Tochter Air France an de Juniac abgeben. Dessen Ernennung muss noch von einer Ethik-Kommission erlaubt werden, die Wechsel von der Politik in die Wirtschaft überwacht.

(abendblatt.de/dpa)