Der Flugverkehr normalisiert sich wieder, doch auf den Straßen Athens ist nichts normal. Teilweise eskaliert die Gewalt bereits, die Polizei griff ein.

Athen. Mehrere hundert Demonstranten haben sich in Athen Auseinandersetzungen mit der Polizei geliefert. Die teils vermummten Krawallmacher schleuderten mehrere Brandsätze auf die Einsatzkräfte. Die Beamten setzten Tränengas und Blendgranaten ein, um die Randalierer auseinanderzutreiben. Zuvor hatten mehr als 100 000 Menschen auf dem zentralen Platz vor dem Parlament und in den umliegenden Straßen friedlich gegen die Sparpolitik der Regierung demonstriert. Die Demonstranten pfiffen die Randalierer aus. Die Lage beruhigte sich zunächst, als die Polizei eingriff.

Zu Massendemonstrationen kam es auch in anderen Städten: In Thessaloniki gingen 15 000 Menschen auf die Straße, 20 000 waren es Patras.

Unterdessen haben die Streiks der griechischen Fluglotsen im Euro-Krisenland auch in Deutschland zu Flugausfällen geführt. Mehrere Dutzend Flüge aus und nach Deutschland wurden am Mittwoch verschoben, tausende Reisende waren betroffen. Die deutschen Reiseveranstalter hatten sich mit Sonderflugplänen vorbereitet.

Die Auswirkungen blieben nach der Ankündigung einer kürzeren Streikdauer als erwartet teils aber begrenzt. Bei Germanwings hieß es bereits am Mittwochmittag: „Bei uns herrscht wieder Normalbetrieb.“ Von den fünf Hin- und Rückflügen, die ursprünglich verschoben werden sollten, seien nur noch zwei Verbindungen betroffen, sagte ein Sprecher. Die übrigen Flüge gingen nun wieder.

Die großen Reiseveranstalter mit Ferienfluggesellschaften halten dagegen an ihren Ersatzflugplänen fest. Abgesehen davon, dass bei Flugplanänderungen viele verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssten, wolle man den Urlaubern auch Verlässlichkeit bieten, sagte eine Sprecherin der Tui in Hannover. Die Gäste seien informiert, eine Hotline geschaltet und „niemand weiß, ob sich die Fluglotsen nicht schon morgen wieder für Streik entscheiden“, sagte sie.

Allerdings nutze man die Streiklücke und hole Gäste mit regulären Rückflügen von den Inseln Kos und Kreta zurück. Auch bei Thomas Cook mit der Fluggesellschaft Condor bleibt es beim Sonderflugplan.

In München wurden nach Angaben des Flughafens wegen der Streiks sämtliche 20 Flüge aus und nach Griechenland gestrichen – darunter Flüge nach Athen, Thessaloniki oder aus Heraklion und Kos. Der Frankfurter Flughafen berichtete von der Streichung von insgesamt 14 Passagierflügen zwischen Frankfurt und Griechenland. Zudem habe eine Frachtmaschine nicht abheben können.

Die Lufthansa nannte zunächst keine Zahlen, rechnete für Donnerstag aber mit einem regulären Flugbetrieb. Laut Flugplan sollten zwischen Deutschland und Griechenland 14 Lufthansa-Maschinen fliegen. Auch in Hamburg und in Hannover wurden einige Flüge gestrichen oder verschoben.

Am Düsseldorfer Flughafen mussten sechs Flüge verschoben werden, sechs weitere fielen komplett aus. Auch in Köln/Bonn mussten vier Flüge verschoben werden. Am Flughafen Paderborn gab es wegen der Streiks drei Änderungen im Flugplan. Betroffen waren Fluggäste auf dem Weg von und nach Athen, Thessaloniki, Rhodos und Heraklion. Insgesamt mussten sich in Nordrhein-Westfalen rund 4000 Fluggäste auf die Änderungen im Flugplan einstellen, wie die Sprecher der betroffenen Linien erklärten.

Auch das Fußballteam von Borussia Dortmund, das am Mittwochabend in der Champions League gegen Olympiakos Piräus spielen sollte, könnte bei der Rückreise von der griechischen Streikwelle betroffen sein. Wegen der chaotischen Verhältnisse hätten viele BVB-Fans ihre Auswärtsfahrt storniert, sagte der Fanbeauftragte Jens Volke dem Internetmagazin „11freunde.de“.

Die griechischen Gewerkschaften legten mit ihrem Massenstreik aus Protest gegen weitere harte Sparmaßnahmen der Regierung das öffentliche Leben lahm. Die Fluglotsen machten den Auftakt in der Streikwelle. Der griechische Luftraum blieb seit Mittwoch um Mitternacht für alle kommerzielle Flüge von und nach Griechenland geschlossen. Im Laufe des Tages sollte der Flugverkehr wieder aufgenommen werden. Ursprünglich wollten die Fluglotsen zwei volle Tage streiken, allerdings beschloss ihre Gewerkschaft, den Streik auf zwölf Stunden zu begrenzen, um den Tourismus zu schonen. (dpa/dapd/rtr)

So lief der Streik im September