Spanien hat es bereits getroffen, jetzt auch die französische Großbank. Auch die Deutsche Bank ist ins Visier der Agenturen geraten.
London. In Europa wächst die Angst vor einer Abstufungsorgie der großen Ratingagenturen. Die Ratingagentur Standard & Poor's hat am Freitag die Kreditwürdigkeit der französischen Großbank BNP Paribas herabgestuft. Als Grund wurden Bedenken bezüglich der allgemeinen Finanzierung und der Liquidität im Bankensektor des Landes genannt. Moody's und Fitch kündigten nicht nur scharfe Kontrollen an, sie setzen einige Institue und Länder vor voellendete Tatsachen. Betroffen sind davon auch große deutsche Institute. Das größte Opfer wurde heute allerdings Spanien. Nicht nur die Ratingagentur Fitch, auch Standard & Poor’s stuften die Bonität des Euro-Landes herunter. Beide Agenturen bewerten das Land jetzt nur noch mit „AA-“ - lediglich der vierthöchsten Note. Das entspricht einer nur noch "guten" Bonität. Vorher stufte S&P das Land noch mit „AA“ ein. Spanien ist die viertgrößte Volkswirtschaft der Euro-Zone. Die Konsequenz aus der Abstufung: Der Druck auf das Land, sich neue Gelder zu leihen wächst. Diese werden aber für anstehende Reformen dringend benötigt. Je schlechter die allgemeine Kreditwürdigkeit eines Landes, desto höhere Zinsen werden für die Aufnahme neuer Schulden fällig.
+++ Abstufung? Auch die Deutsche Bank zittert +++
+++ Die Ratingagentur aus Bahrenfeld +++
+++ Moody's stufte Italien ab +++
Der Grund für die Abwertung: S&P sieht gestiegene Risiken für die Wachstumsperspektiven des Landes. Spanien leidet noch immer unter hoher Arbeitslosigkeit und einer hohen Verschuldung im privaten Sektor. Zudem befürchtet die Ratingagentur "angespanntere finanzielle Bedingungen und einen wahrscheinlichen wirtschaftlichen Abschwung bei Spaniens wichtigsten Handelspartnern.“ Besonders Spaniens Banken werden in immer größere Schwierigkeiten geraten, fürchtet S&P. Erst am Dienstag hatte die führende Ratingagentur die Bonität von zehn Instituten des Landes gesenkt, darunter die beiden Branchenriesen Banco Santander und BBVA. Auch sie haben nun ein „AA-“.
Die Probleme drohen sich allerdings noch zu verschärfen: Standard & Poor’s rechnet schon mit der nächsten Abstufung des Landes. Der Ausblick für die Kreditwürdigkeit ist wie bei Fitch „negativ“. Auch Italien war zuletzt unter Beschuss der drei großen Ratingagenturen geraten. Trotz der Abstufung konnte sich der Kurs des Euro am Freitag deutlich über der Marke von 1,37 US-Dollar halten. Im frühen Handel stand die Gemeinschaftswährung bei 1,377 Dollar.
Auch Deutsche Bank im Visier
Doch nicht nur Spanien steht im Visier der Ratingagenturen. Auch deutsche Institute müssen bangen. Als erstes traf es die NordLB. Am Donnerstag stufte Moody's das Finanzstärke-Rating der Bank herab. Die Bewertung wurde auf D+ von C- gesenkt. Der Ausblick ist negativ. Das Langfristrating Aa2 bleibe weiter auf der Beobachtungsliste für eine mögliche Herunterstufung. Die Agentur erklärte den Schritt mit dem Engagement der NordLB im zyklischen Schiffs- und Gewerbeimmobiliensektor sowie den Investitionen am Sekundärmarkt. Zudem stufte die Agentur das Finanzstärke-Rating der zur NordLB gehörenden Deutschen Hypothekenbank auf D mit negativen Ausblick herunter.
Das könnte nur der Auftkat gewesen sein: Die Ratingagentur Fitch holt gleich zum Rundumschlag aus und macht dabei auch vor deutschen Großbanken nicht Halt. Der Ausblick für die Bank of America, Morgan Stanley, Goldman Sachs und fünf europäische Banken wurde auf negativ gesetzt. Brisant: Zu den betroffenen Instituten in Europa gehört neben Barclays Bank, BNP Paribas, Société General und Credit Suisse auch die Deutsche Bank. Analysten gehen von einer baldigen Abstufung aus.
Aktienmarkt strotzt Abstufungsorgie
Die Gründe für die Überprüfung sind unterschiedlich. Die Verschlechterung solle sich aber auf ein, höchstens zwei Drittelstufen beschränken. Für die europäischen Banken werden unter anderem die Auswirkungen der schärferen Kapitalvorschriften und der Staatsschuldenkrise im Euroraum angeführt. Bei der bisher mit „AA-“ eingestuften Deutschen Bank geht es nach den Angaben der Ratingagentur unter anderem um die Fähigkeit, die geforderte Eigenkapitalausstattung zu erreichen. Von der Euro-Schuldenkrise sei die Deutsche Bank nur sekundär betroffen, da sie ihre Belastung durch die entsprechenden Staatsanleihen bereits entscheidend verringert habe.
Andere Institute blieben verschont: Citigroup , Wells Fargo oder JPMorgan Chase profitieren von ihrer breiten Kundenbasis – ihre Ratings lässt Fitch auch unangetastet. Unabhängig von den großen Investmentbanken stufte Fitch die langfristigen Ratings der Landesbank Berlin (LBB) und ihrer Tochter BerlinHyp auf „A+“ von „AA-“ herab. Grund dafür ist, dass die LBB nicht mehr dem Land Berlin, sondern den Sparkassen gehört. Die konkurrierende Ratingagentur Moody’s hat unterdessen die NordLB im Visier. Sie senkte die Bewertung der eigenständigen Finanzkraft der Landesbank aus Hannover auf „D+„ von „C-“, weil sie von der zyklischen Schiffsfinanzierung und dem Gewerbeimmobilienmarkt in Mitleidenschaft gezogen wird. Der Landesbank droht aber ohnehin ein Downgrade ihrer Langfrist-Ratings, weil Moody’s nicht mehr an einen so starken Rückhalt für die Landesbanken durch den Staat glaubt wie früher.
Der deutsche Aktienmarkt hat am Freitag negativen Nachrichten von Ratingagenturen getrotzt und sich deutlich ins Plus vorgearbeitet. Bis zum Nachmittag kletterte der Dax mit 1,44 Prozent ins Plus auf 6000 Punkte.
(abendblatt.de/dapd/dpa)