Zuvor hatte Moody's mehr als 20 europäische Banken in England und in Portugal und Fitch die Bonität Spaniens und Italiens herabgestuft.

London. Nachdem die Ratingagentur Fitch am Freitag die Bonität Italiens und Spaniens herabgestuft und den Ausblick für beide Staaten als negativ beurteilt hat, kündigt Moody's eine Herabstufung von Belgiens Bonität. Moody's prüfe derzeit, ob eine Herabstufung des derzeit gültigen „Aa1“-Ratings notwendig werde, teilte die Agentur am Freitagabend mit. Die Experten sehen eigenen Angaben zufolge wachsende Risiken durch die Schuldenkrise in Europa. Verschärft werde die Situation dadurch, dass der Staat möglicherweise für die belgischen Banken in die Bresche springen müsse, hieß es. Ein eindringliches Beispiel dafür seien die aktuellen Schwierigkeiten der Bankengruppe Dexia.

Der belgisch-französische Finanzkonzern ist durch die europäische Schuldenkrise in Schieflage geraten. Diskutiert wird derzeit eine Zerschlagung der Bank. Dabei könnte der belgische Teil verstaatlicht werden. Die problematischen Altlasten des Geldhauses sollen nach Medienberichten in eine sogenannte Bad Bank überführt werden, die mit Staatsgarantien aus Frankreich und Belgien abgesichert wird.

Zuvor stufte Fitch die Kreditwürdigkeit Italiens von AA- auf A+ herunter, die von Spanien wurde von AA+ auf AA- korrigiert. Zugleich kündigte die Agentur an, dass sie auch Portugal für eine mögliche Herabstufung im Blick habe. Eine Entscheidung hierzu werde es aber wohl erst am Ende des Jahres geben, hieß es weiter.

Fitch begründete die Herabstufung Italiens mit dessen hoher Schuldenlast, dem geringen Wachstum und damit, dass komplexe Lösungen nötig seien, um die finanziellen Schwierigkeiten des Landes zu beheben und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen.

Während die erst kürzlich in Italien umgesetzten Sparmaßnahmen sich durchaus gut gemacht hätten, habe „die zunächst zögerliche Reaktion der italienischen Regierung“ die Zuversicht der Märkte in die Fähigkeiten der Regierung im Umgang mit der Krise der Eurozone ausgehöhlt, teilte Fitch mit.

Ministerpräsident Silvio Berlusconi betonte unterdessen die positiven Aspekte der Neubewertung. In einer Mitteilung des Büros des Ministerpräsidenten hieß es am Freitag, die Ratingagentur Fitch sehe auch gute Voraussetzungen, dass Italien seine Staatsschulden graduell abbaue. Auch bewerte Fitch die italienische Haushaltslage im Vergleich mit der Situation anderer EU-Staaten als besser.

Der Generaldirektor der italienischen Zentralbank warf den Ratingagenturen Herdenverhalten vor. Dieses sei jedoch nichts wirklich neues, sagte Zentralbankchef Fabrizio Saccomanni nach Angaben der Nachrichtenagentur ANSA. Er wies zudem darauf hin, dass Italiens Banken solide seien und ihre Kapitalausstattung dem europäischen Vergleich standhielten.

Auch die Bonitätsnoten für Spanien senkte die Agentur und begründete dies mit dem Risiko eines weiterhin schwachen Wirtschaftswachstums und einer hohen Schuldenlast. Gleichwohl erwarte man, dass Spanien zahlungsfähig bleiben werde, teilte Fitch weiter mit. Allerdings würden die Maßnahmen zum Schuldenabbau dem Wachstum im Wege stehen und die Arbeitslosigkeit auf einem hohen Niveau belassen.

Spanien hat mit mehr als 20 Prozent die derzeit höchste Arbeitslosenquote in der Eurozone. Fitch erklärte, es seien weitere Reformen nötig, um die spanische Wirtschaft wettbewerbsfähiger zu machen, insbesondere im Bereich des Arbeitsmarktes. Zur Rekapitalisierung der schwächeren Banken im Land seien weitere 30 Milliarden Euro vonnöten, teilte Fitch mit.

Erst am Dienstag hatte Moody's das Rating für italienische Staatsanleihen auf „A2“ mit negativem Ausblick von „Aa2“ gesenkt. Am 19. September hatte die Ratingagentur Standard & Poor's die Kreditwürdigkeit Italiens um eine Stufe herabgesenkt. Die Bewertung der langfristigen Bonität wurde von A+ auf A korrigiert, die für die kurzfristige Kreditwürdigkeit von A-1+ auf A-1.

Moody's stuft über 20 europäische Banken herunter

Die Sorgen um Europas Banken wächst: Die Ratingagentur Moody’s hat Finanzinstitute in England und Portugal abgewertet. Insgesamt sind mehr als 20 Banken betroffen. Davon liegen zwölf in England - unter anderem auch die beiden Großbanken Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds. Der Grund: Moody's geht zwar weiter davon aus, dass die britische Regierung die systemrelevanten Banken im Krisenfall unterstützen würde. Doch sei man sich nicht sicher, ob man die kleineren Banken ebenfalls retten würde. Und ob die zur Verfügung gestellten Gelder für die Großbanken tatsächlich ausreichend wären. Die Bonität von RBS wurde um zwei Stufen auf A2 von zuvor Aa3 herabgestuft, die von Lloyds um eine Stufe auf A1 von Aa3.

Der englische Finanzminister George Osborne versuchte, Bedenken zu zerstreuen. Im BBC-Radio sagte er: „Ich bin überzeugt, dass die britischen Banken gut kapitalisiert und liquide sind. Sie haben nicht die Art von Problemen, die manche Banken in der Eurozone gerade haben.“ Die Entscheidung von Moody’s aber würde das Bemühen der Regierung widerspiegeln. Künftig sollen möglichst wenig Steuergelder in die Rettung von Banken fließen.

Hintergrund: Die RBS und Lloyds wurden bereits in der letzten Finanzkrise vom Staat gerettet. Seitdem ist man um besonders strenge Regularien für die Finanzbranche bemüht. So ist unter anderem die Errichtung eines „Schutzschildes“ um die Spareinlagen geplant, um das Filialgeschäft vom riskanten Investmentbanking abzuschirmen. Letzteres könnte dann im Krisenfall abgewickelt werden, ohne die gesamte Bank zu gefährden. Die RBS zählt weltweit zu den größten Verlierern der Finanzkrise von 2008. Derzeit liegen 82 Prozent ihrer Aktien beim Staat. Die „Financial Times“ berichtete am Freitag, in der britischen Regierung wachse die Sorge, dass die RBS erneut eine Geldspritze vom Staat brauchen könnte.

Es sei möglich, dass die RBS beim Ausfall von Staatspapieren aus den Ländern der Eurozone nicht genug Kapital hätte. „Wenn es in Europa eine breite Bewegung zur Rekapitalisierung von Banken gibt, dann ist es denkbar, dass auch die RBS mehr Staatshilfen benötigt“, zitierte die Zeitung einen Regierungsvertreter. Das Blatt beruft sich auf einen Bericht vom Vortag, in dem es hieß, die Europäische Bankenaufsicht EBA prüfe derzeit, wie die Banken auf mögliche Ausfälle von Staatspapieren etwa aus Griechenland vorbereitet seien. Die EBA hatte dies nicht bestätigt.

+++ Französische Banken abgewertet +++

Die RBS hat viel Geld in Staatspapiere von Euro-Schuldenländern angelegt. Bereits im ersten Halbjahr korrigierte sie den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen von 1,2 Milliarden Euro nach unten. In Italien hat sie noch 4 Milliarden Euro im Feuer. Die RBS hatte in den Jahren 2008 bis 2010 einen Verlust von rund 29 Milliarden Pfund angehäuft und musste verstaatlicht werden. Die Kosten für die Rettung der Bank belaufen sich laut Zeitung bislang auf 45 Milliarden Pfund (52 Mrd Euro).

Ein RBS-Sprecher sagte, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Es sei „pure Spekulation“, in welchem Ausmaß Banken von einem Ausfall von Staatspapieren getroffen werden könnten. RBS habe eine Eigenkapitalquote von 11,1 Prozent aufzuweisen und sei damit eine der stärksten Banken in Europa. In den Bankenstresstests der EBA vom Juli sei bereits errechnet worden, wie gut die Banken auf mögliche Ausfälle vorbereitet seien. Dabei habe die RBS gut abgeschnitten.

Am Donnerstag hatte die Bank of England neues Geld in die britische Volkswirtschaft gepumpt, um die lahmende Konjunktur in Fahrt zu bringen. Um zusätzliches Kapital für Investitionen bereitzustellen, sollen für 75 Milliarden Pfund (86,8 Mrd Euro) Unternehmensanleihen gekauft werden. Bereits 2009 hatte die Bank so 200 Milliarden Pfund in die Wirtschaft gepumpt. Die Aktien von RBS und Lloyds reagierten mit deutlichen Verlusten auf die Rating-Herabstufung. Sie verloren in einem freundlichen Marktumfeld jeweils rund zwei Prozent.

Moody's nahm sich ausserdem auch die portugiesische Banken vor. Neun Institute wurden herabgestuft. Als Begründung wurden hier die Belastung durch die hohe Staatsverschuldung des Landes und trübe Konjunkturprognosen angegeben, teilte Moody’s mit. Betroffen sind die staatlich kontrollierten Caixa Geral de Depositos, die Banco Comercial Portugues, der Banco Espirito Santo, Banco BPI, Banco Santander Totta, die Caixa Economica Montepio Geral, die Banco Internacional do Funchal, Banco Portugues de Negocios sowie die Espirito Santo Financial Group. Lediglich der Ausblick der Banco Portugues de Nogocios falle positiv aus, hieß es.

(abendblatt.de/dapd/dpa/Reuters)