Auch europäische Institute rücken ins Visier der Ratingagenturen. Moody's stuft bereits Finanzstärke-Rating von NordLB herab.

Berlin/London/New York. Die bedeutendsten Ratingagenturen machen in der Bankenkrise weiter Ernst: Während Moody's die NordLB ins Visier nimmt, holt Fitch gleich zum Rundumschlag aus und macht dabei auch vor deutschen Großbanken nicht Halt. Der Ausblick für die Bank of America, Morgan Stanley, Goldman Sachs und fünf europäische Banken sei auf negativ gesetzt worden, teilte Fitch am Donnerstag mit. Zu den betroffenen Instituten in Europa gehört neben Barclays Bank, BNP Paribas, Société General und Credit Suisse auch die Deutsche Bank. Analysten gingen davon aus, dass Fitch die Kreditwürdigkeit der Banken schon bald herabstufen könnte.

Im Falle der Bank of America sei Fitch allgemein darüber besorgt, wie sich die gegenwärtige Wirtschafts- und Marktlage auf die Geschäfte des Kreditinstituts auswirken könnten, teilte die Ratingagentur mit. Zudem sei die größte US-Bank noch immer stark in dem volatilen Immobilienmarkt der Vereinigten Staaten engagiert. Sorgen bereiten Fitch auch mehrere Klagen, denen sich die Bank of America wegen des Verkaufs von durch Hypotheken gesicherte Wertpapiere ausgesetzt sieht. Bei Morgan Stanley beobachte Fitch die Umstrukturierung mit Sorge. Die New Yorker Bank will seinen Investmentbereich verkleinern und die Vermögensverwaltung ausbauen. Damit soll das Geschäftsmodell auf eine solidere Grundlage gestellt werden.

Bei Goldman Sachs stehe das gesamte Kapitalprofil und die Abhängigkeit der Bank von Handelserlösen unter besonderer Beobachtung, teilte Fitch mit.

Am Donnerstag stufte die Ratingagentur Moody's das Finanzstärke-Rating der NordLB herab. Die Bewertung sei auf D+ von C- gesenkt worden, teilte Moody's mit. Der Ausblick für das Finanzstärke-Rating sei indes auf stabil von negativ geändert worden. Das Langfristrating Aa2 bleibe weiter auf der Beobachtungsliste für eine mögliche Herunterstufung. Moody's erklärte den Schritt mit dem Engagement der NordLB im zyklischen Schiffs- und Gewerbeimmobiliensektor sowie den Investitionen am Sekundärmarkt. Zudem stufte die Agentur das Finanzstärke-Rating der zur NordLB gehörenden Deutschen Hypothekenbank auf D mit negativen Ausblick herunter.

Fitch droht auch Deutscher Bank mit Herabstufung

Derweil überprüft die Ratingagentur Fitch diverse Großbanken auf eine mögliche Herunterstufung - darunter die Deutsche Bank . Zu den Geldhäusern, die auf der Beobachtungsliste mit einem negativen Vorzeichen stünden, gehörten neben der Deutschen Bank die US-Kreditinstitute Bank of America, Morgan Stanley und Goldman Sachs. In Europa würden die Viability Ratings und langfristige Emittenten-Ratings von Barclays Bank, BNP Paribas, Credit Suisse und Societe Generale auf eine Abwertung hin geprüft.

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Das langfristige Emittenten-Rating der Schweizer Bank UBS wurde auf A von A+ reduziert. Hintergrund der Beurteilungen seien die derzeitigen wirtschaftlichen Herausforderungen sowie Änderungen bei der Regulierung, hieß es zur Begründung.

In einer separaten Mitteilung stufte Fitch die langfristigen Emittenten-Ratings der Landesbank Berlin und der Berlin-Hannoverschen Hypothekenbank auf A+ von AA- mit stabilen Ausblick herab.

Fitch stuft Rating britischer Großbanken herab

Zuvor schon hatte Fitch am Donnerstag die Bonität der britischen Geldinstitute Royal Bank of Scotland (RBS) und der Lloyds Banking Group von auf "A“ von "AA-“ herabgestuft. Das Barclays-Rating werde auf eine Abstufung geprüft, teilte Fitch mit.

Die Ratingagentur geht davon aus, dass staatliche Unterstützung für Banken in Notlage weniger wahrscheinlich wird. Die Bank of England, die britische Finanzaufsicht und das Finanzministerium hatten wiederholt angekündigt, bei der Rettung von Banken verstärkt auf Instrumente zurückzugreifen, bei denen auch Gläubiger zur Kasse gebeten werden.

Herabstufung Spaniens versetzt Euro Rückschlag

Unterdessen haben wachsende Zweifel an der Finanzkraft Spaniens dem Euro in Fernost einen Rückschlag versetzt. Die Gemeinschaftswährung wurde am Freitag mit 1,3741 Dollar gehandelt. Er blieb damit dennoch auf Kurs für das größte Plus binnen einer Woche seit Januar. Seit Montag hat er insgesamt um 2,5 Prozent zugelegt.

"Der Euro hatte einen ziemlich guten Lauf in der Woche“, sagte Greg Gibbs von RBS. Vor dem Euro-Gipfel zur Lösung der Schuldenkrise am 23. Oktober bauten sich spürbar Erwartungen unter den Händlern auf. Am Freitag treffen sich zudem die Finanzminister und Notenbankchefs der 20 führenden Industriestaaten und Schwellenländer, um ihre Politik abzustimmen. Von dem Treffen wurden in Asien keine marktbewegenden Nachrichten erwartet.

Nach Fitch beurteilt nun auch Standard and Poor's die Zuverlässigkeit Spaniens bei der Rückzahlung seiner Schulden schlechter. Die Ratingagentur stufte die Kreditwürdigkeit der viertgrößten Volkswirtschaft der Euro-Zone am Freitag um eine Note herunter auf AA-. Wie Fitch schloss auch S&P eine weitere Senkung nicht aus und setzte den Ausblick auf negativ.

Euro und Dollar gaben zum Yen nach. Der Euro wurde mit 105,63 Yen gehandelt, der Dollar bei 76,88 Yen.

Der Schweizer Franken notierte bei 0,8989 Franken je Dollar und bei 1,2360 Franken je Euro .

Mit Material von dpa, rtr und dapd