Die Ratingagentur bezweifelt, dass die englische Regierung auch kleineren Banken im Ernstfall finanziell beispringen würde.

London. Weitere Sorgen um Europas Banken: Die Ratingagentur Moody’s hat ganze zwölf Institute in England abgewertet. Darunter auch die beiden Großbanken Royal Bank of Scotland (RBS) und Lloyds. Der Grund: Moody's geht zwar weiter davon aus, dass die britische Regierung die systemrelevanten Banken im Krisenfall unterstützen würde. Doch sei man sich nicht sicher, ob man die kleineren Banken ebenfalls retten würde. Die Bonität von RBS wurde um zwei Stufen auf A2 von zuvor Aa3 herabgestuft, die von Lloyds um eine Stufe auf A1 von Aa3. Zuvor hatte die Agentur bereits das Rating von neun portugiesischen Banken angesichts der Schuldenkrise im dem südeuropäischen Land herabgesetzt.

Finanzminister George Osborne versuchte, Bedenken zu zerstreuen. Im BBC-Radio sagte er: „Ich bin überzeugt, dass die britischen Banken gut kapitalisiert und liquide sind. Sie haben nicht die Art von Problemen, die manche Banken in der Eurozone gerade haben.“ Die Entscheidung von Moody’s spiegele nur das Bemühen der Regierung wider, künftig möglichst wenig Steuergelder in die Rettung von Banken zu stecken. Und genau das erwarte die Bevölkerung schließlich.

Die RBS und Lloyds wurden bereits in der letzten Finanzkrise vom Staat gerettet. Seitdem ist man um besonders strenge Regularien für die Finanzbranche bemüht. So ist unter anderem die Errichtung eines „Schutzschildes“ um die Spareinlagen geplant, um das Filialgeschäft vom riskanten Investmentbanking abzuschirmen. Letzteres könnte dann im Krisenfall abgewickelt werden, ohne die gesamte Bank zu gefährden. Die RBS zählt weltweit zu den größten Verlierern der Finanzkrise von 2008. Derzeit liegen 82 Prozent ihrer Aktien beim Staat. Die „Financial Times“ berichtete am Freitag, in der britischen Regierung wachse die Sorge, dass die RBS erneut eine Geldspritze vom Staat brauchen könnte.

Es sei möglich, dass die RBS beim Ausfall von Staatspapieren aus den Ländern der Eurozone nicht genug Kapital hätte. „Wenn es in Europa eine breite Bewegung zur Rekapitalisierung von Banken gibt, dann ist es denkbar, dass auch die RBS mehr Staatshilfen benötigt“, zitierte die Zeitung einen Regierungsvertreter. Das Blatt beruft sich auf einen Bericht vom Vortag, in dem es hieß, die Europäische Bankenaufsicht EBA prüfe derzeit, wie die Banken auf mögliche Ausfälle von Staatspapieren etwa aus Griechenland vorbereitet seien. Die EBA hatte dies nicht bestätigt.

+++ Portugiesische Banken abgewertet +++

+++ Französische Banken abgewertet +++

Die RBS hat viel Geld in Staatspapiere von Euro-Schuldenländern angelegt. Bereits im ersten Halbjahr korrigierte sie den Wert ihrer griechischen Staatsanleihen von 1,2 Milliarden Euro nach unten. In Italien hat sie noch 4 Milliarden Euro im Feuer. Die RBS hatte in den Jahren 2008 bis 2010 einen Verlust von rund 29 Milliarden Pfund angehäuft und musste verstaatlicht werden. Die Kosten für die Rettung der Bank belaufen sich laut Zeitung bislang auf 45 Milliarden Pfund (52 Mrd Euro).

Ein RBS-Sprecher sagte, es gebe keinen Anlass zur Sorge. Es sei „pure Spekulation“, in welchem Ausmaß Banken von einem Ausfall von Staatspapieren getroffen werden könnten. RBS habe eine Eigenkapitalquote von 11,1 Prozent aufzuweisen und sei damit eine der stärksten Banken in Europa. In den Bankenstresstests der EBA vom Juli sei bereits errechnet worden, wie gut die Banken auf mögliche Ausfälle vorbereitet seien. Dabei habe die RBS gut abgeschnitten.

Am Donnerstag hatte die Bank of England neues Geld in die britische Volkswirtschaft gepumpt, um die lahmende Konjunktur in Fahrt zu bringen. Um zusätzliches Kapital für Investitionen bereitzustellen, sollen für 75 Milliarden Pfund (86,8 Mrd Euro) Unternehmensanleihen gekauft werden. Bereits 2009 hatte die Bank so 200 Milliarden Pfund in die Wirtschaft gepumpt.

Die Aktien von RBS und Lloyds reagierten mit deutlichen Verlusten auf die Rating-Herabstufung. Sie verloren in einem freundlichen Marktumfeld jeweils rund zwei Prozent.

(abendblatt.de/dapd/dpa/Reuters)