Ein Visionär der eine ganze Generation mit seinen innovativen Produkten beeinflusste ist verstorben. Apple-Mitbegründer Steve Jobs erlag im Alter von 56 Jahren seinem Krebsleiden.
San Francisco/Washington. Steve Jobs , der geistige Vater des Computerunternehmes Apple, ist tot. Er starb am Mittwoch im Alter von 56 Jahren in San Francisco an den Folgen einer Krebserkrankung. Jobs litt an Bauchspeicheldrüsenkrebs, erst im August gab er die Führung seines Unternehmens, welches er selbst mitgegründet hatte, ab.
Die Nachricht vom Tod des Apple-Gründers Steve Jobs hat auf der ganzen Welt Trauer und Bestürzung ausgelöst. Viele langjährige Wegbegleiter würdigten den legendären Pionier des Computerzeitalters ebenso wie erbitterte Konkurrenten. US-Präsident Barack Obama ehrte Jobs für dessen Ideen und Einfallsreichtum. Die Welt habe einen Visionär verloren, sagte Obama in einer Stellungnahme. Jobs sei mutig genug gewesen, anders zu denken, kühn genug zu glauben, er könne die Welt ändern und talentiert genug, um es zu tun.
Auch Jobs-Nachfolger, der Apple-Vorstandsvorsitzender Tim Cook bezeichnete den Tod des Unternehmensgründers als gewaltigen Verlust. „Apple hat einen Visionär und ein kreatives Genie und die Welt einen fantastischen Menschen verloren“, erklärte Cook am Mittwoch in einer E-Mail an die Beschäftigten. „Diejenigen von uns, die das Glück hatten, Steve zu kennen und mit ihm zu arbeiten, haben einen lieben Freund und einen inspirierenden Mentor verloren.“
Auch Microsoft-Gründer Bill Gates würdigte seinen langjährigen Konkurrenten Jobs. Auf dem Nachrichtenkanal Twitter im Internet erklärte er, es gebe auf der Welt nur wenige, die eine so große Bedeutung erlangt hätten. Gates und seine Ehefrau Melinda sprachen den Angehörigen ihr Mitgefühl aus. Die Vorstände großer Technologieunternehmen wie Sony, Samsung, Nokia und SAP äußerten ebenfalls ihr Bedauern über den Tod Jobs' und betonten dessen Verdienst um die Computerindustrie.
Apple-Fans zeigten sich bestürzt über den Tod des legendären Tüftlers. Vor dem Apple-Geschäft in Hongkong legten Fans Blumen in Gedenken an Jobs nieder. „Steve Jobs' Idee wird weiterleben“ und „Wir werden dich vermissen“ war auf Kondolenzkarten vor dem erst kürzlich eröffneten Laden zu lesen. Der Vorsitzende des örtlichen Apple-Fanclubs, Derek Ngai, nannte Jobs einen Visionär und Held. Das chinesische Internetportal Sina richtete eine Kondolenzseite für Jobs ein. Auf einem Banner war zu lesen: „Zu leben bedeutet, die Welt zu verändern“. Auf der Website wurden Kommentare des Microblogs Weibo gesammelt, wo zahlreiche Nutzer Fotos und Videos von Jobs veröffentlichten.
Jobs war am Mittwoch im Alter von 56 Jahren im Kreise seiner Familie gestorben. Seine Familie dankte allen Menschen, die Jobs in den vergangenen Monat seiner Krankheit ihre guten Wünsche ausgesprochen und für ihn gebetet hätten. Eine genaue Todesursache teilte Apple nicht mit. Jobs hatte an Bauchspeicheldrüsenkrebs gelitten und 2009 eine neue Leber erhalten. Erste Ende August gab er die Führung von Apple nach fast 15 Jahren ab und zog sich von der Unternehmensspitze zurück. Die Apple-Website zeigte am Donnerstag ein Porträtfoto von Jobs. Vor dem Hauptsitz des Unternehmens in Cupertino wurden drei Fahnen auf Halbmast gesetzt: eine amerikanische, eine kalifornische und eine von Apple.
Jobs machte Apple zu einem der führenden Technologiekonzerne der Welt
Als Unternehmenschef hatte Jobs Apple vom Pleitekandidaten schrittweise zu einem der führenden Technologiekonzerne der Welt gemacht. Seit seiner Rückkehr ins Unternehmen 1996 verteuerte sich die Aktie fast um das Dreißigfache, im August überholte der Konzern sogar kurzzeitig den Ölmulti ExxonMobil als wertvollstes börsennotiertes Unternehmen der Welt.
Nach einem Rücktritt als Vorstandsvorsitzender vor sechs Wochen hatte Jobs das Amt an seinen Nachfolger Tim Cook übergeben, den er selbst für diese Aufgabe auswählte. Erst am Dienstag hatte Apple eine neue Version des iPhones vorgestellt. Jobs wurde am 24. Februar 1955 als Sohn der Amerikanerin Joanne Schieble und des syrischen Politikwissenschaftlers Abdulfattah Jandali geboren. Die beiden gaben ihr Kind kurz nach der Geburt zur Adoption frei, und so wuchs Jobs bei Paul und Clara Jobs auf. Erst 30 Jahre später erfuhr er von seinen biologischen Eltern. Sein Studium in Portland brach er nach nur einem Semester ab. Er galt als unangepasst und eigensinnig. „Ich hatte keine Ahnung, was ich mit meinem Leben anfangen wollte und keine Ahnung, wie mir die Universität hätte helfen können, das herauszufinden“, sagte er später.
Jobs kehrte nach Kalifornien zurück und erkannte in einem Computerclub das Potenzial der Rechenmaschinen. In der Garage seiner Eltern schraubten er und sein Schulfreund Steve Wozniak ihre erste Kreation zusammen: den Apple I – ein Computer ohne Gehäuse, Tastatur und Monitor. Im Jahr darauf folgte das erste Massenprodukt, und als Jobs gerade mal 25 war, lag der Wert seines Unternehmens Apple schon bei 100 Millionen Dollar. Jobs erkannte das Potenzial in den Konzepten anderer Firmen und verbesserte es. Er hat mit Apple weder den Computer erfunden noch Abspielgeräte oder Smartphones. Aber Apple schuf daraus Geräte für Menschen, die keine Lust haben, ihre Computer selbst zu programmieren oder technischen Zirkus zu veranstalten, um ihre Geräte am Laufen zu halten. „Wir waren ziemlich schamlos beim Stehlen großer Ideen“, gestand er später ein.
1985 wurde Jobs bei Apple aus der Firma gedrängt. Er fühlte sich am Boden zerstört. Doch als Neuanfänger ohne Erfolgsdruck entwickelte er eine neue Kreativität. Er kaufte George Lucas für zehn Millionen Dollar das Studio Pixar ab, das Animationsfilme herstellte. Zunächst sah es aus, als entwickele sich Pixar zu einer gewaltigen Geldvernichtungsmaschine, aber dann kam mit „Toy Story“ der große Erfolg. Jobs verkaufte das Studio 2006 für einen Aktienanteil im Wert von 7,4 Milliarden Dollar an Disney und wurde so nebenbei zum größten Einzelaktionär des Konzerns. Schon 1997, als Apple in Schwierigkeiten steckte, kehrte Jobs zurück. Ein Jahr später brachte Apple den iMac mit buntem Plastikgehäuse auf den Markt, zwei Jahre später den iPod, mit dem seine Nutzer 1.000 Songs in die Tasche stecken und abspielen konnten. 2007 erfand Apple mit dem iPhone das mobile Telefonieren neu, und drei Jahre später kam das iPad.
Wenn Jobs seine Neuheiten vorstellte, fast immer in ausgewaschenen Jeans und schwarzem Rollkragenpullover, hingen Millionen Apple-Jünger an seinen Lippen. Investoren verfolgten seine Auftritte aber auch, um zu sehen, wie es um Jobs’ Gesundheit bestellt war. 2004 gab Jobs bekannt, dass er von Bauchspeicheldrüsenkrebs kuriert worden war. 2009 sah er sich aber wieder gezwungen, eine sechsmonatige Auszeit zu nehmen, während der ihm eine neue Leber eingepflanzt wurde. Anfang diesen Jahres musste er zum dritten Mal pausieren. Im März stellte er zwar noch die zweite Generation des iPad vor, doch im August gab er den Posten des Vorstandsvorsitzenden endgültig auf. Am Mittwoch gab Apple den Tod des Gründers bekannt, einen Tag, nachdem sein Nachfolger, Tim Cook, seine erste Präsentation gehalten hatte, ohne große Neuerungen.
Steve Jobs hinterlässt seine Ehefrau Laurene Powell und die drei gemeinsamen Kinder sowie eine Tochter aus einer früheren Beziehung.
(abendblatt.de/dapd/dpa)