Das belgisch-französische Finanzinstitut ist in Bedrängnis, die Aktienkurse brechen massiv ein. Regierungen stellen Hilfe in Aussicht.

Paris. Sorgen beim belgisch-französischen Finanzinstitut Dexia. Die stark in Griechenland engagierte Finanzgruppe ist in finanziellen Schwierigkeiten und wird sich nach Medienberichten zufolge aufspalten. Geplant sei demnach eine Aufteilung in eine „gute“ und eine „schlechte“ Bank, berichtet die belgische Tageszeitung „De Standaard“. Die gesunden Vermögenswerte wie die türkische Tochter Denizbank, die Vermögensverwaltung, das kanadische Joint Venture und die Dexia Bank Belgien könnten bis Ende des Jahres verkauft werden, hieß es. Dagegen sollen demnach kränkelnde Dexia-Teile wie das lokale Kreditgeschäft, die italienische Crediop und die spanische Sabadell in einer „Bad Bank“ zusammengefasst werden. Diese solle Garantien von Belgien und Frankreich erhalten.

Mittlerweile mischen sich auch die Regierungen in Brüssel und Paris in die Diskussion und sagen der in Turbulenzen geratenen Bank Dexia zu, notfalls mit einer Staatsgarantie einzuspringen. In einer gemeinsamen Erklärung der zuständigen Wirtschaftsministerien beider Länder hieß es am Dienstag: „Im Rahmen der Dexia-Umstrukturierungen werden der belgische und französische Staat alle notwendigen Maßnahmen zur Absicherung von Anlegern und Gläubigern vornehmen.“ Dabei verpflichteten sie sich zu einer Garantie der von Dexia zu erhebenden Finanzierungen.

Dexia ist in Belgien, Luxemburg und Frankreich sowie über die Tochter Deniz-Bank in der Türkei aktiv. Das Kreditinstitut engagiert sich auch im Finanzierungsgeschäft öffentlicher Schuldner wie Kommunen. Nach Angaben der Ratingagentur Moody’s ist Dexia weiterhin stark von kurzfristiger Refinanzierung abhängig und damit besonders anfällig für die sich verschlechternden Marktbedingungen für Banken infolge der Schuldenkrise. Am Montag hatte Dexia mitgeteilt, dass der Verwaltungsrat Vorstandschef Pierre Mariani zu einer Umstrukturierung aufgefordert habe. Altlasten würden zunehmend zu einer Bürde für das operative Geschäft.

Belgiens Premierminister Yves Leterme erklärte nach Angaben der Nachrichtenagentur Belga dem niederländischsprachigen Rundfunksender VRT: „Es gibt mehrere Möglichkeiten, wir erwarten einen konkreten Vorschlag des Verwaltungsrats und des Vorstandchefs von Dexia.“ An der Bank sind auch der französische und der belgische Staat beteiligt. Es wird an den Finanzplätzen in Brüssel und Paris weiter über eine Aufspaltung der Gruppe spekuliert – mit einer „Bad Bank“ (Abwicklungsanstalt) für die Altlasten. Konkret hat das Geldhaus dies noch nicht bestätigt.

Dexia hatte schon im Zuge der letzten Finanzkrise 2008 staatliche Hilfe gebraucht. Die Aktie verlor am Dienstagvormittag mehr als 20 Prozent an Wert. Das Papier hatte bereits am Montag um mehr als zehn Prozent nachgegeben, nachdem Moody’s mit einer Herabstufung der drei wichtigsten operativen Einheiten von Dexia gedroht hatte. Zuvor reagierten die Finanzmärkte entsprechend nervös auf die Gerüchte und ließen die Finanzgruppe an der Börse Paris spektakulär abgestürzen. Zum Auftakt des Börsenhandels verzeichnete sie einen Verlust von mehr als 32 Prozent auf 0,87 Euro.

(abendblatt.de/Reuters)