Brasiliens Finanzminister ließ beim Treffen mit seinen G20-Amtskollegen in Washington keinen Zweifel aufkommen: Die wachstumsstarken Schwellenländer, zu denen auch Russland, Indien, China und Südafrika gehören, verlieren allmählich die Geduld mit den USA und den Europäern.
Der Unmut der sogenannten BRICS-Staaten ist nur zu verständlich. Denn sie müssen den Eindruck haben, dass die etablierten Industriemächte nicht nur viele Jahre lang über ihre Verhältnisse gelebt haben, sondern jetzt auch noch versuchen, ihre Schuldenprobleme auf Kosten der übrigen Welt in den Griff zu bekommen: Die Notenbanken der USA und der Euro-Zone drucken quasi unaufhörlich weiteres Geld, um die Banken in ihren Regionen über Wasser zu halten und die Wirtschaft anzukurbeln. Doch einen erheblichen Teil dieses Geldes leiten die Investoren dorthin, wo das Wachstum höher ist - eben in die Schwellenländer. Dort werden so zum Beispiel die Preise von Immobilien nach oben getrieben.
Hinzu kommt: In früheren Jahrzehnten mussten sich manche der Schwellenländer, als sie in Krisen steckten, von Vertretern der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) Vorschriften machen lassen, wie man Finanzprobleme löst. Doch waren es ausgerechnet die USA - als deren Instrument man diese internationalen Institutionen in Asien und Südamerika sieht -, die vor drei Jahren die Weltwirtschaft schon einmal an den Rand des Abgrunds brachten. Eines scheint bereits sicher: Der Nachfolger der Französin Christine Lagarde an der IWF-Spitze wird nicht aus den USA oder Europa kommen.