In Anlehnung an die historische “Operation Twist“ schichtet die Fed ihren Anleihebestand um. Die Anleger bleiben dennoch nervös.

Washington. Die pessimistischen Töne der US-Notenbank Fed drücken die Finanzmärkte. Die Fed warnte vor den weiteren Konjunkturaussichten der USA. Verschreckte Investoren zogen am Donnerstag weltweit ihr Geld aus Aktien ab. Auch der Euro gab deutlich nach. Von Öl und Kupfer ließen die Anleger ebenfalls die Finger. „Es herrscht ein globales Unwohlsein. Wir haben die Konjunkturängste, die europäische Schuldenkrise und die Frage nach der Stabilität der Banken. Die Stimmung ist insgesamt einfach schlecht“, sagte ICF-Marktexperte Klaus Stabel. Neben den Fed-Aussagen verstärkten trübe Konjunkturdaten aus China und Deutschland die Furcht vor einer globalen Rezession.

Die Fed ist besorgt um die lahmende US-Konjunktur, die einfach nicht anziehen will. Um die Wirtschaft nun doch noch anzukurbeln, greift die US-Notenbank tief in die finanzpolitische Trickkiste und zaubert ein Instrument hervor, dass unter dem verheißungsvollen Titel "Operation Twist II", die namensgebende Wendung bringen soll. Der Plan: Die Fed kauft bis Mitte 2012 lang-laufende Anleihen. Dafür nimmt die Notenbank 400 Milliarden Dollar in die Hand. Manöver 2: Aus der auf gut 2,9 Billionen Dollar aufgeblähten Bilanz der Fed werden ebenfalls kurz laufende Treasuries gekauft, die Laufzeiten unter drei Jahren haben. Auf diese Weise sollen die langfristigen Zinsen gesenkt werden. Kredite werden billiger. Zumindest in dem Kalkül der Notenbanker. Gleichzeitig bleibt der Leitzins auf konstant niedrigem Niveau bei 0 bis 0,25 Prozent. Mit der "Operation Twist" nimmt der Fed-Chef Ben Bernanke Bezug auf die gleichnamige Aktion der Notenbank von 1961, damals „drehte“ die Fed ihr Anleihedepot erfolgreich auf längere Laufzeiten.

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Doch der Twist bringt nicht wirklich die erhoffte Wende. Im Gegenteil, die Finanzmärkte brachen nach der Ankündigung massiv ein, der Leitindex Dow Jones fiel wieder ins Minus. Die Rendite der zehnjährigen US-Staatsanleihe fiel auf das tiefste Niveau seit mehr als 60 Jahren. Die wirtschaftliche Lage in den Staaten bleibt besorgniserregend. Besonders der Arbeitsmarkt macht den Ökonomen Sorgen. Derzeit finden gut 14 Millionen US-Amerikaner, die arbeiten wollen, keinen Job. US-Präsident Barack Obama hatte deshalb kürzlich ein milliardenschweres Konjunkturprogramm angekündigt. Die Achillesferse der US-Wirtschaft bleibt aber der Häusermarkt, wo die Krise 2007 begonnen hatte. Die Reaktion der Fed: Zusätzlich zu „Twist II“ sollen auslaufende hypothekenbesicherte Anleihen und andere Immobilienpapiere in den Beständen ersetzt werden.

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Bernankes Kurs steht weiter in der Kritik. Wie bereits bei der letzten Sitzung stimmten drei Notenbanker gegen den Beschluss. Anfang August hatte die Fed erklärt, sie werde wohl für zwei Jahre ihren Leitzins bei faktisch null Prozent belassen. Dieses Mal bekräftigte Bernanke dieses Versprechen und sorgte bei Fachleuten und Politikern für Kopfschütteln. Große Sorgen bereitet den Amerikanern zudem die Schuldenkrise in der Euro-Zone. US-Finanzminister Timothy Geithner hatte deshalb vergangene Woche sogar überraschend an einem Treffen der europäischen Finanzminister in Breslau teilgenommen. Am Dienstag hatte zudem der Internationale Währungsfonds (IWF) Regierungen und Notenbanken zum Handeln aufgefordert, um eine Eskalation der Krise und eine Rezession zu verhindern. Experten halten es deshalb für gut denkbar, dass die Fed schon bald zu QE3 greift und ihre Bilanz weiter ausbaut. Das nächste Mal entscheidet der FOMC Anfang November über die weitere Geldpolitik. (abendblatt.de/Reuters/dpa)