Die ehemalige Ebay-Chefin Meg Whitman beerbt Léo Apotheker auf dem Chefsessel. Doch kann sie den schwächelnden Computer-Riesen retten?

Palo Alto. Die Entscheidung in der Führungskrise ist gefallen: Hewlett-Packard bekommt eine neue Chefin. Nachdem der weltgrößte Computer-Hersteller öffentlich mit seinem deutschen Konzernchef Léo Apotheker haderte, wurde er gestern offiziell vor die Tür gesetzt. Seine Nachfolgerin wird, wie Experten es erwartet hatten: Meg Whitman, ehemalige Ebay-Chefin. Auf ihr lasten große Erwartungen. Apotheker wollte den US-Traditionskonzern radikal umkrempeln. Er nahm eine Trennung von der PC-Sparte in Angriff und investierte Milliarden in das Softwaregeschäft – indem er etwa den britischen Software-Spezialisten Autonomy kaufte. Die Anleger reagierten prompt: Und schickten die Aktienkurse auf wochenlange Talfahrt. Denn immerhin: Die Computer-Sparte von Hewlett-Packard ist die größte der Welt und arbeitet trotz relativ niedriger Rendite mit Gewinn. Jetzt soll es Whitman richten.

+++ HP prüft Verkauf der Computersparte +++

Die Managerin hatte das Online-Auktionshaus Ebay groß gemacht. Gegen HP sieht die Internetfirma aber immer noch winzig aus. Kritiker zweifelten schon daran, dass es Whitman gelingen wird, einen solch komplexen Computerkonzern zu managen, zumal der gerade in einer Krise steckt. „Ich fühle mich geehrt und bin begeistert, HP zu führen“, sagte Whitman selbst. Welche Strategie die neue Konzernchefin fahren wird ist noch völlig offen, ebenso ob sie die jüngsten Entscheidungen überhaupt noch zurückdrehen kann oder will. Die rund 10 Milliarden Dollar schwere Übernahme von Autonomy dürfte sich zumindest nicht so einfach abblasen lassen. Immerhin hat sich HP bei der Trennung von der PC-Sparte ein Hintertürchen offengehalten und versichert, dass noch nichts endgültig entschieden sei.

Verwaltungsratschef Lane dankte Apotheker trotz aller Querelen ausdrücklich für seine Arbeit: „Der Verwaltungsrat ist aber der Ansicht, dass der Posten des HP-Chefs nun weitere Eigenschaften verlangt, um die Firmenstrategie erfolgreich umzusetzen. Meg hat die gesuchten operativen und kommunikativen Fähigkeiten.“ Hintergrund: Apotheker war im Betrieb nicht sonderlich beliebt, Mitarbeiter sagten ihm einen schroffen Führungsstil nach, während Whitman als gute Kommunikatorin gilt. Obwohl auch ihr Arroganz gegenüber Mitarbeitern nachgesagt wird. Vor ihrer Rückkehr in die Wirtschaft, versuchte sie sich in der Politik. Sie stellte sich als Gouverneurin von Kalifornien zur Wahl, scheiterte allerdings. Danach arbeitete die 55-Jährige als Beraterin.

Vor allem für ihr Wirken bei eBay wurde Whitman häufig gelobt. Sie machte aus einem 15-Mann-Betrieb ein global agierendes Auktionshaus. Analysten sind sich allerdings unsicher, ob Whitman die richtige Wahl für den HP-Chefposten darstellt. Ihre letzten Jahre bei eBay waren geprägt von stotterndem Wachstum und eher wenig befriedigenden Zukäufen wie dem Online-Telefonieservice Skype. Ihr größtes Manko: Sie kommt eben nicht aus dem Hardware-Geschäft. Entsprechend reagierten auch die Anleger: Das HP-Papier schloss an der Wall Street mit Verlusten von 4,8 Prozent.

(abendblatt.de/dpa/Reuters)