Die Ratingagentur Moody's fürchtet, dass die US-Regierungen bei einer erneuten Finanzkrise taumelnde Banken nicht mehr stützen würde.

New York. Die Angst in den Vereinigten Staaten wächst: Nachdem die Regierung einen Staatsbankrott in buchstäblich letzter Minute abwenden konnte, fürchtet man nun den Banken-Bankrott. Grund zur Sorge gibt die US-Ratingagentur Moody's. Die Analysten bezweifeln, dass die US-Regierung bei einer Finanzkrise erneut schwächelnde Banken stützen würde. Die großen Institute verlieren ihr Sicherheitsnetz. Das heißt konkret: In einer existenziellen Notsituation werden Banken nicht mehr gerettet – sondern gehen unter. Als Mahnmal der Finanzwelt gilt die Investmentbank Lehman Brothers.

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„Moody’s geht zwar davon aus, dass die Regierung weiterhin den systemisch wichtigen Finanzfirmen ein bestimmtes Niveau an Unterstützung zukommen lässt“, erklärt die Ratingagentur in New York. „Doch es ist jetzt gleichzeitig wahrscheinlicher als während der Finanzkrise, dass sie erlauben würde, dass eine große Bank scheitert.“ Grund der Einschätzung: Die Regierung spekuliere damit, dass die Auswirkungen einer Pleite für das Finanzsystem heute geringer ausfallen würde als noch 2008. Nach den Erfahrungen der Finanzkrise wurden neue Gesetze verabschiedet, die ein ähnliches Desaster wie beim Lehman-Bankrott verhindern sollen. Jedoch: Kritiker zweifeln an der Wirksamkeit der Regelungen.

Die Börsen reagierten: Die Kursverluste bei den US-Großbanken beschleunigten sich. Besonders hart traf es die schon taumelnde Bank of America. Ihre Papiere brachen bis zum Börsenschluss um fast 8 Prozent ein. Denn mit der Warnung ging eine Abstufung der Kreditwürdigkeit des Hauses einher. Statt eines guten Ratings („A2“) billigt Moody’s dem größten Finanzhaus der Vereinigten Staaten nun nur noch ein befriedigendes Rating („Baa1“) zu. Das heißt, dass es für den verlustreichen Riesen schwieriger wird, an frisches Kapital zu gelangen. Moodys senkte auch die Bonitätsnote des besser aufgestellten Rivalen Wells Fargo leicht von „A1“ auf „A2“.

+++ So reagiert die Börse: Märkte im Blick +++

Die US-Regierung hatte während der Finanzkrise massiv Geld in das Finanzsystem gepumpt, um es zu stützen. Allein die Bank of America bekam eine direkte Finanzspritze über 45 Milliarden Dollar. Sie hatte sich in der Finanzkrise mit der Übernahme der Investmentbank Merrill Lynch und des Immobilienfinanzierers Countrywide verhoben. Seitdem ist das Institut nie wieder richtig auf die Beine gekommen. Im ersten Halbjahr türmten sich die Verluste auf 7,4 Milliarden Dollar auf.

Einziger Hoffnungsschimmer der letzten Wochen: Die Ankündigung von Investmentlegende Warren Buffet, die Bank massiv zu stützen. Dennoch bleibt die Bank das Sorgenkind der US-Finanzinstitute. Bankchef Brian Moynihan versucht gegenzusteuern und drastische Kostensenkungen durchzudrücken. So fallen in den kommenden Jahren voraussichtlich rund 30 000 Jobs weg. Moody’s würdigte zwar die die Bemühungen: Man habe „deutliche Fortschritte in ihrer Kapital- und Liquiditätsposition“ gemacht. Das heißt, das Bankhaus ist heute flüssiger als damals. Für wirkliche Beruhigung auf den Finanzmärkten sorgt diese Aussage allerdings nun auch wieder nicht.

(abendblatt.de/dpa)