Hartmut Mehdorn, der neue Chef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft, will Air Berlin durch starkes Sparen wieder profitabler machen.
Berlin. Mit "Shap & Size" soll Air Berlin wieder profitabler werden. Das ist zumindest der Plan von Hartmut Mehdorn, dem neuen Chef der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft. Am Mittwoch kündigte Mehdorn an, das stärker gespart werden solle als bisher geplant. So solle die Flotte deutlich stärker schrumpfen, kündigte er am Mittwoch an. Der Sparplan fällt aber auch auf den Kunden zurück. So sollen auf einigen Strecken die Preise erhöht werden. Mit einem umfangreichen Programm will das Unternehmen wieder aus der Verlustzone heraus. "Wir haben den Ernst der Lage erkannt“, sagte der frühere Bahnchef.
Ziel ist es, das Betriebsergebnis (Ebit) um 200 Millionen Euro zu verbessern. "Das ist machbar, das ist möglich“, betonte Mehdorn. 75 Prozent dieser Summe sollten im kommenden Jahr erreicht werden, ergänzte Finanzvorstand Ulf Hüttmeyer in einer Telefonkonferenz. Im ersten Halbjahr lag das Betriebsergebnis von Air Berlin bei minus 221 Millionen Euro. Das Management will die Zahl der Flugzeuge von derzeit 170 um 18 auf 152 im kommenden Jahr verringern. Das sind gut zehn Prozent der Flotte. Mitte August hatte das Unternehmen noch 164 Maschinen als Zielzahl genannt. Diesen Plan hatte noch der damalige Firmenchef Joachim Hunold verantwortet, der am gleichen Tag seinen Rücktritt ankündigte.
Das Führungsteam um Mehdorn hat das Sparprojekt "Shape & Size“ (Form und Größe) inzwischen erweitert. Das Streckennetz wird weiter ausgedünnt. Dabei wird sich Air Berlin voraussichtlich von weiteren Regionalflughäfen verabschieden, nachdem der Verzicht auf Erfurt bereits beschlossen ist. "Es ist durchaus möglich, dass auch andere Standorte geschlossen werden“, sagte Hüttmeyer. Nennen wollte er sie nicht, "wir wollen erst mit den Flughäfen sprechen“.
Es bleibe bei der schon angekündigten Konzentration auf die Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Palma de Mallorca und Wien. Sobald Air Berlin im kommenden Frühjahr Mitglied der Luftfahrt-Allianz Oneworld sein wird, will die Gesellschaft Passagiere der Partner-Airlines vor allem von Berlin und Düsseldorf aus zu diversen Zielorten weiterbefördern. Dort wo der Wettbewerb es möglich mache, "werden wir auch mit Preiserhöhungen an den Markt kommen“, teilte Hüttmeyer mit. Zu den gewünschten Einsparungen sollen alle Teile des Unternehmens beitragen. "Wir stellen die Ergebnisverbesserung auf viele Füße“, sagte Hüttmeyer. Dazu gehören außer einer Kostensenkung auch eine bessere Ablauforganisation und eine Umorganisation des Vertriebs. Immer mehr Tickets würden über Internetportale verkauft, auch innerhalb von Reisepaketen, sagte der Finanzvorstand. Dem wolle Air Berlin Rechnung tragen.
Die im Januar in Deutschland eingeführte Luftverkehrssteuer wird Air Berlin nach Angaben Mehdorns in diesem Jahr mit 170 Millionen Euro belasten. "Das ist ein schwerer Mühlstein, den wir da umgehängt bekommen haben“, sagte der Ex-Bahnchef. Die Steuer passe überhaupt nicht in eine Zeit, in der die Fluggesellschaften ohnehin mit allerlei Turbulenzen zu kämpfen hätten.
Hüttmeyer bezeichnete die momentane Liquidität des Unternehmens als "gut“. Mitte des Jahres betrug das Eigenkapital 308 Millionen Euro, die Nettoschulden lagen bei 616 Millionen Euro. Mehdorn ließ am Mittwoch offen, wie lange er als Übergangschef an der Spitze von Air Berlin bleiben werde. "Ich lege mich hier und heute nicht fest“, sagte er. Es werde ihm aber genug Zeit bleiben, um das Sparprogramm „richtig einzugleisen und voranzubringen“. (abendblatt.de/dpa)