Der neue Chef Hartmut Mehdorn wird konkret: Bei der kriselnden Fluggesellschaft soll ein Maßnahmenpaket 200 Millionen Euro einsparen.

Berlin. Drei Wochen nach seinem Amtsantritt bei Air Berlin krempelt der frühere Bahnchef Hartmut Mehdorn die Fluggesellschaft komplett um. Mit einem Schrumpf- und Sparprogramm soll das Ergebnis des Unternehmens um 200 Millionen Euro verbessert werden, wie Mehdorn am Mittwoch in einer Telefonkonferenz sagte. „Ich bin ein bisschen kampferprobt“, fügte er hinzu.

Die Flotte von derzeit 170 Flugzeugen werde auf 152 Maschinen verringert. Wie viel Personal, welche Strecken und welche Flugplätze wegfallen, teilte der Konzernchef auch auf Nachfrage nicht mit. Die Verwaltung soll verschlankt werden, die Passagiere sollen stärker über das Internet buchen und einchecken.

Im Winterflugplan sollen netto 141 Flüge pro Woche entfallen, im nächsten Sommer sollen es 100 wöchentliche Verbindungen sein. Ein Teil der Flugzeuge solle nach Asien abgegeben werden, wo es eine „ungeheure Nachfrage“ gebe, sagte Finanzchef Ulf Hüttmeyer.

Hoffnungen setzt Mehdorn auf den Beitritt zur Flugallianz One World im kommenden Jahr. Die Partnerfirmen würden die Langstreckenverbindungen stellen, Air Berlin übernehme die Sammlung und Verteilung der Passagiere in Europa.

Buchungen derzeit „sehr verhalten“

Die Buchungen seien derzeit „sehr verhalten“, sagte Mehdorn weiter. Kürzlich hatte Air Berlin mitgeteilt, Erfurt nicht mehr anfliegen zu wollen. Insbesondere sollten die Standzeiten der Flugzeuge verringert werden.

Ausgebaut werden sollen die Verbindungen nach Berlin, Düsseldorf Wien und Palma de Mallorca. Die Flugleistung solle nur um vier Prozent sinken. Dadurch werde eine Produktivitätssteigerung pro Flugzeug um neun Prozent erreicht. Manche Flugzeuge würden verkauft, bei anderen sollen die Mietverträge nicht verlängert werden. Auch sollen Neu-Bestellungen bei Boeing gestreckt werden.

Erklärtes Ziel von Air Berlin sei es, eigenständig zu bleiben, sagte Hüttmeyer auf Nachfragen nach einer Partnersuche. Bereits im kommenden Jahr will die defizitäre zweitgrößte deutsche Fluglinie ihre Kosten um einen zweistelligen Millionen-Betrag senken.

Die Firma will ihr Sparprogramm in einem sich verschlechternden Umfeld umsetzen. Erst am Dienstag hatte die Lufthansa eine Gewinnwarnung für 2011 herausgegeben. Daraufhin fiel der Aktienkurs zeitweise um mehr als sechs Prozent. Zudem rechnet etwa der Internationale Währungsfonds für das kommende Jahr mit einem deutlich niedrigeren Wachstum in Deutschland, der Eurozone und den USA als 2011.

Mehdorn hatte erst am 1. September den Vorstandsvorsitz bei Air Berlin vom langjährigen Konzernchef Joachim Hunold übernommen. Das „manager magazin“ berichtete vorab, der Aufsichtsrat habe die Personalberatung Egon Zehnder damit beauftragt, baldmöglichst einen neuen Topmanager zu finden. Der 69-jährige Mehdorn sagte zur Frage seiner Vertragsdauer nur: „Ich lege mich hier heute nicht fest.“ Früher hatte er erklärt, sein Einsatz bei Air Berlin werde mindestens 18 Monate dauern.

Im Überblick: Das Air-Berlin-Sparprogramm „Shape & Size“

- Kleineres Streckennetz, Aufgabe unrentabler Strecken, Verkleinerung der Flotte von 170 auf 152 Flugzeuge.

- Ausbau der Drehkreuze Berlin, Düsseldorf, Palma de Mallorca und Wien. Mit Beitritt zum Bündnis Oneworld im Frühjahr 2012 sollen sie Verteilerfunktion für Passagiere von Partner-Airlines übernehmen.

- Erhöhung der Nebeneinkünfte aus Zuschlägen für einzelne Leistungen. Preisanhebungen für einige Strecken.

- Bessere Betriebsabläufe, neues Standortkonzept für Flugzeuge und Crews. So soll es gelingen, mit zehn Prozent weniger Maschinen nur vier Prozent weniger Flugleistung anzubieten.

- Modernisierung der Vertriebskanäle. Künftig sollen mehr Tickets über Internet-Reiseportale verkauft werden.

- Kostensenkung in der Verwaltung, beim Einkauf und in der Flugabwicklung.