Amerikas Wirtschaft schleppt sich blutleer dahin. Im August kamen keine Jobs hinzu, die Arbeitslosenquote bleibt hartnäckig über 9 Prozent.

Washington. Erst stutzt die US-Regierung ihre eigene Konjunkturprognose, dann liefert der jüngste Job-Bericht am Freitag den nächsten Nackenschlag. Nachdem im August überraschend keine neuen Stellen hinzugekommen sind, liegt Amerikas Arbeitslosenquote weiter bei schwindelerregenden 9,1 Prozent. Das Weiße Haus sprach von einem „nicht zu akzeptierenden hohen Niveau“. Präsident Barack Obama will nächste Woche seine Pläne für Jobwachstum vorstellen.

Schlimmer noch: Für die beiden Vormonate korrigierte das Arbeitsministerium das zu schwache Stellenplus kräftig um zusammen 58.000 Jobs nach unten. Die Börsen reagierten mit Abschlägen. Zugleich erhielten Spekulationen Auftrieb, die US-Notenbank von Ben Bernanke könnte abermals mit neuen Stützungsmanövern eingreifen.

Die Budget-Behörde des Weißen Hauses geht in einer aktualisierten Prognose auf der Basis jüngster Daten davon aus, dass die größte Volkswirtschaft der Welt dieses Jahr insgesamt lediglich um 1,7 Prozent zulegt. Im Februar waren noch 2,7 Prozent vorhergesagt worden. In den nächsten zwei Jahren erwartet die Behörde dann etwas mehr Dampf: einen Zuwachs von 2,6 Prozent 2012 und 3,5 Prozent 2013.

Wenig Hoffnung auf schnelle Besserung macht die Regierung unterdessen mit Blick auf den Jobmarkt. Auch im nächsten Jahr geht sie von einer Arbeitslosenquote von 9 Prozent aus. Für 2013 sagen die Experten 8,5 Prozent vorher. Erst 2016, so der Ausblick, dürfte die Quote dann schließlich unter 6 Prozent sinken.

Ökonomen hatten für den August einen Zuwachs von um die 70 000 Stellen erwartet. Zulegen konnte vor allem der Gesundheitssektor. In die Statistik floss aber auch ein, dass rund 45 000 Beschäftigte der Telekom-Branche streikten und deshalb aus der Zählung herausfielen. Für die beiden Vormonate wurden die Zuwächse auch noch kräftig gestutzt. So wurden im Juli nur 85 000 neue Stellen geschaffen statt wie zunächst berichtet 117 000. Im Juni kamen 20 000 Jobs hinzu - über die Hälfte weniger als ursprünglich angenommen.

„Wenn die Konjunkturaussichten ungewiss sind, stellen Firmen niemanden ein“, sagte Ellen Zentner, Ökonomin bei Nomura Securities International, der Fachagentur Bloomberg. „Aussagen, dass wir uns am Rande einer Rezession bewegen, sind nicht ganz ohne Substanz“, meinte sie vor Veröffentlichung der jüngsten Zahlen. Den Angaben zufolge lag die Arbeitslosenquote nach den August-Daten in 26 der vergangenen 28 Monate bei mehr als 9 Prozent.

An der Wall Street drückten die schlechten Nachrichten vom Jobmarkt die Aktien deutlich ins Minus. Der Dow Jones Industrial verlor zum Handelsauftakt 2 Prozent.

Und die neuen Hiobsbotschaften aus den USA haben auch den DAX am Freitag tief ins Minus gezogen: Der Leitindex stürzte am Nachmittag in der Spitze um mehr als vier Prozent auf 5.493 Punkte ab. Zuvor waren auch die US-Aktienmärkte mit Kursverlusten gestartet, nachdem der neue Arbeitsmarktbericht die Börsianer enttäuscht hatte. Der Dow-Jones-Index startete mit Abgaben von zwei Prozent auf 11.264 Zähler. Der Nasdaq-Composite verlor ebenfalls zwei Prozent auf 2.491 Punkte.

Nach Angaben des US-Arbeitsministeriums haben die Unternehmen im August keine neuen Arbeitsplätze geschaffen. Die Arbeitslosenquote liege unverändert bei 9,1 Prozent. Es war das erste Mal seit Februar 1945, dass die Regierung unter dem Strich keine Zunahme der Arbeitsplätze verzeichnen konnte.

US-Notenbankchef Ben Bernanke hatte vor einer Woche signalisiert, dass die Federal Reserve zur Stützung der Konjunktur bereit sei, er den Zeitpunkt dafür aber zunächst noch nicht gekommen sieht. Die Investmentbank Goldman Sachs aber rechnet damit, dass die Zentralbank abermals in großem Umfang Anleihen kauft, um die Zinsen zu drücken. Entweder werde dies durch Umschichtungen in längerlaufende Titel geschehen oder durch eine Ausweitung der Fed-Bilanz – im Klartext also durch Gelddrucken, wie es die Notenbank seit Beginn der Finanz- und Wirtschaftskrise bereits zweimal gemacht hat. Goldman Sachs rechnet entweder Ende dieses oder Anfang nächsten Jahres damit.

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US-Präsident Barack Obama will am 8. September im Kongress einen Plan zur Schaffung von Arbeitsplätzen und insgesamt zur Stärkung der Wirtschaft vorlegen. In einem Brief an die Spitzenpolitiker im Senat und Abgeordnetenhaus rief der Präsident dazu auf, parteipolitisches Kalkül beiseitezulassen und „damit zu beginnen, Entscheidungen auf der Basis dessen zu fällen, was am besten für unser Land ist“. Es gehe darum, Jobs zu schaffen und das Wirtschaftswachstum anzukurbeln.

Obama kündigte an, er werde eine Reihe von überparteilichen Vorschlägen vorlegen, die der Kongress sofort aufgreifen könne. Sie zielten auf eine Stärkung der Konjunktur unter anderem durch die Förderung von Kleinunternehmen und die Schaffung neuer Jobs ab.

(dpa/dapd/abendblatt.de)