Hartmut Mehdorn kündigt ein umfassendes Maßnahmenpaket an und schließt Stellenabbau nicht aus. Verdi fordert Klarheit vom Air Berlin-Chef.
Berlin. Neuer Chef, neue Konzernaufstellung. An seinem ersten Arbeitstag bei Air Berlin stimmt Hartmut Mehdorn die Belegschaft auf umfassende Umbauten ein. In einem Brief an die 9000 Mitarbeiter spricht er nicht nur davon, dass er sowohl das Geschäftsmodell als auch das Flugnetz und die Flotte der Airline überprüfen will. Er schließt auch einen notwendigen Stellenabbau nicht aus: „Seien Sie versichert, dass wir das Instrument des Personalabbaus, sofern wir dieses einsetzen müssen, mit besonderer Sorgfalt und hoher Verantwortung und auch nur dort anwenden werden, wo es unabdingbar notwendig ist und wir keine andere verkraftbare Lösung finden“, hat der Manager, laut einem Vorabbericht der "Financial Times Deutschland" geschrieben.
+++ Hartmut Mehdorn kauft sich bei Air Berlin ein +++
„Die Ankündigung führt bei den Beschäftigten zu Verunsicherung und nicht zu Beruhigung, weil sie sehr unkonkret ist“, sagte Verdi-Sprecher Jan Jurczyk am Freitag. Mehdorn habe nicht klar gemacht, ob die rund 8900 Mitarbeiter Entlassungen fürchten müssten oder ob der Stellenabbau durch Fluktuation geregelt werde, kritisierte Jurczyk. Eine Sprecherin von Air Berlin sagte, konkrete Pläne zur Sanierung der zweitgrößten deutschen Fluggesellschaft werde Mehdorn „im Herbst“ veröffentlichen. Ein Datum nannte sie nicht. Verdi forderte von Mehdorn „Veränderungen mit dem nötigen Augenmaß“. Durch den „maßvollen Tarifabschluss“ vom Juni könne das Management auf betriebsbedingte Kündigungen verzichten, sagte Jurczyk. Nun müsse man warten, wie Mehdorn der Einstieg bei Air Berlin gelinge. „Es ist weder angemessen, Vorschusslorbeeren zu verteilen noch die Stirn zu runzeln.“
Hartmut Mehdorn, ehemaliger Chef der Deutschen Bahn tritt diese Tage seinen Job als Interimschef bei Deutschlands zweitgrößter Fluggesellschaft Air Berlin an. Er tritt in die Fußstapfen von Air-Berlin-Gründer Joachim Hunold, der nach dem Scheitern seines teuren Expansionskurses den Chefsessel räumen musste.
Mehdorn kündigte weitere umfassende Maßnahmen an um die defizitäre Air Berlin wieder auf Kurs zu bringen. Bereits im August hatte er Einschnitte im Streckennetz und eine Verkleinerung seiner Flotte angekündigt. Noch dieses Jahr sollen 7500 und 2012 sogar doppelt so viele Flüge gestrichen werden. Unrentable Verbindungen wie die von Frankfurt nach Hamburg oder von Stuttgart nach St. Petersburg sollen wegfallen. (abendblatt.de/Reuters)