Saab droht endgültig die Pleite. Im ersten Halbjahr verzeichnete das Unternehmen riesige Verluste, jetzt brechen die Aktienkurse ein.
Amsterdam. Dem hoch verschuldeten Autobauer Saab läuft die Zeit davon. Nach einem Riesenverlust im ersten Halbjahr warnte der niederländische Mutterkonzern Swedish Automobile , nun drohe das Geld endgültig auszugehen. „Wir wissen, wir können nicht so weit in die Zukunft blicken“, erklärte Unternehmens-Chef Victor Muller bei der Vorlage der Bilanz am Mittwochabend. Für das Gesamtjahr 2011 erwartet Muller einen „substanziellen Nettoverlust“. Der Aktienkurs fiel am Donnerstag um fast 13 Prozent auf 67 Cent.
Saab rutscht seit Monaten von einer Zahlungskrise in die nächste. Die Produktion liegt seit April im Großen und Ganzen auf Eis, weil die Zulieferer auf offenen Rechnungen sitzen und keine Teile mehr schicken. Zuletzt hatte die Saab-Mutter erklärt, es würden „alle möglichen Optionen geprüft.“
Es sei nicht sicher, ob die erforderlichen Mittel kurzfristig aufgebracht werden könnten oder ob bereits ausgehandelte Gelder für die Zukunft rechtzeitig zur Verfügung stünden, sagte Muller. Zuletzt hatte es geheißen, das Unternehmen könne die Löhne für August nicht bezahlen. „Der Fokus des Saab-Managements liegt zum jetzigen Zeitpunkt darauf, so hart wie möglich zu arbeiten, um die Firma wieder in ruhigeres Fahrwasser zurückzubringen“, erklärte Muller.
Die ehemals unter Spyker bekannte Saab-Mutter wies für den Traditionshersteller im ersten Halbjahr einen Verlust aus, der das Neunfache der Vorjahressumme erreichte. Das operative Minus betrug 201,5 Millionen Euro nach 21,9 Millionen Euro im vergangenen ersten Halbjahr. Die Nettoverschuldung schwoll nach Firmenangaben bis Ende Juni auf 284 Millionen Euro an nach 209 Millionen Euro per Ende März. Eigentlich wollte Saab bis 2012 wieder in den schwarzen Zahlen zurück sein. Danach sieht es derzeit nicht aus.
Mit einer Marktkapitalisierung von nur noch etwas mehr als 18 Millionen Euro ist Swedish Automobile nunmehr eine Anlage für Risikoliebhaber wie Hedgefonds. Seit Jahresbeginn haben die Titel mehr als Dreiviertel ihres Wertes eingebüßt. Saab war Anfang 2010 von Swedish Automobile vom damaligen Eigentümer General Motors gekauft und damit zunächst gerettet worden. Die Opel-Mutter wollte Saab eigentlich abwickeln. Im ersten Halbjahr verkaufte das Unternehmen trotz der Produktionsausfälle mehr Fahrzeuge als im Vorjahr. Im Großhandel fand der Konzern Abnehmer für 12.871 Fahrzeuge, an Endkunden brachte Swedish Automobile 15.194 Autos, ein Anstieg um 26 sowie 44 Prozent. Früheren Angaben zufolge kann Saab bei mehr als 100.000 verkauften Autos die Gewinnschwelle erreichen. (abendblatt.de/Reuters)