Eine Jury kürte die Bahnhöfe Leipzig und Halberstadt zu den “Bahnhöfen 2011“. Sie bieten Reisenden besonders viel Platz.
Leipzig. Leipzig und Halberstadt sind als Bahnhöfe des Jahres 2011 gekürt worden. Der Kopfbahnhof der sächsischen Metropole überzeugte die Jury aus Verbraucherverbänden vor allem, weil er „unglaublich viel Platz für die Reisenden“ biete, wie die Allianz pro Schiene am Montag in Berlin bekanntgab. Halberstadt wurde nach der Renovierung als Beispiel der Kooperation zwischen Bahn, Gemeinde und Privaten gelobt. Nach Angaben des Vorstandschefs der Bahntochter DB Station und Service AG, André Zeug, sind 2010 insgesamt 800 Millionen Euro in die Modernisierung und Renovierung von Bahnhöfen gesteckt worden. 2011 sollen es 700 Millionen werden.
Erstmals bildete das Wahlverfahren auch den aktuellen Streit ab. Zwar entscheidet über den Bahnhof des Jahres eine Jury, aber auch die Bahnkunden wurden befragt. Sie setzten den Stuttgarter Hauptbahnhof auf Platz eins. Von den rund 2.000 Einsendern entschieden sich 760 für ihn, obwohl er deutliche Abnutzungsspuren aufweist und bei der Kundenfreundlichkeit weit abgeschlagen landete. Der noch gar nicht gebaute unterirdische Gegenentwurf „Stuttgart 21“ schaffte es bei den Kunden schon auf Platz elf.
Die Jury hielt sich aus der Politik heraus, unternahm Testreisen und entschied sich am Ende für Leipzig als Großstadtstation und Halberstadt als kleinen Bahnhof. Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, begründete das unter anderem damit, dass diese Bahnhöfe „statt leerer Wartezeiten ein eigenes Erlebniszentrum schaffen, das Reisende und Besucher ganzheitlich anspricht“. Mit dem 1915 erstmals und 1999 wieder eröffneten Leipziger Hauptbahnhof, dem größten Deutschlands, kam übrigens zum ersten Mal ein Kopfbahnhof aufs Siegertreppchen. Er verschaffte der Jury schon beim Eintritt in seine hohe Halle Gefühle, wie sie „sonst nur Kirchen vermitteln“, begründete Karl-Peter Naumann von Pro Bahn die Wahl und lobte die „hohe Aufenthaltsqualität“.
Halberstadts Bahnhof strahlt seit der Wiedereröffnung 2010 „wie ein wachgeküsstes Dornröschen“, wie Dieter Harms vom Autoklub ACE formulierte. Das Gebäude „verschlief die DDR-Ära unter einer Wellblechhülle“, sagte Harms. 2010 wurde es nach Renovierung wieder eröffnet. Zeug zog eine positive Bilanz der bisherigen Renovierungs-Anstrengungen. Mehr als 2.000 der 5.400 Bahnstationen seien inzwischen auf den neuesten Stand gebracht, in der Regel hauptsächlich mit modernen Zuganzeigen, wetterfesten Unterstellmöglichkeiten und barrierefreien Zugängen. Mit Verträgen mit zwölf Bundesländern zur gemeinsamen Finanzierung soll das in den vergangenen Jahren dank der Konjunkturpakete erreichte hohe Sanierungsniveau weitgehend gehalten werden.
Von einer Negativliste halten die Juroren nichts: „Die schlechten Zustände an vielen Bahnhöfen stehen sowieso dauernd in der Presse.“