Statistisch lässt sich die geplante Streichung von rund 700 Stellen in den Reisecentern der Deutschen Bahn sicher leicht begründen: Die Zahl der Fahrkartenkäufe am Schalter geht seit Jahren zurück - warum dann nicht auch der Personalbestand?
Die Verringerung des Schalterpersonals aber ist ein Fehler, denn die Reisecenter sind weit mehr als Tresen für den Tickethandel. Die Beratung der Kunden, die dort stattfindet, ist ein hohes Gut. Das müsste dem Bahnmanagement gerade in dieser Zeit klar sein. An etlichen Stellen lief es für die Bahn zuletzt nicht rund - Verspätungen oder Zugausfälle aufgrund technischer Mängel setzen dem Image des größten deutschen Verkehrskonzerns stark zu. Wo, wenn nicht am Schalter oder beim Schaffner im Zug, kann die Bahn das im persönlichen Gespräch wieder korrigieren?
Schon heute ist es oft schwierig, mit knapper Zeit eine zufriedenstellende Auskunft in einem Reisecenter zu bekommen. Mit Nummernautomaten ähnlich denen in Behörden und Ämtern versucht die Bahn den Andrang zu kanalisieren. Mit der Streichung weiterer Stellen wird sich die Situation in den Schalterhallen der Bahnhöfe kaum verbessern lassen. Ärgerlich ist das gerade für ältere Fahrgäste, die wenig Affinität zum Internet oder zu Fahrkartenautomaten haben und die das Beratungsgespräch deshalb besonders schätzen.
Weniger Personal an den Schaltern wird die Bahn unpersönlicher erscheinen lassen. Damit schmälert das Unternehmen erneut seine noch immer herausragende Rolle, die es für die Mobilität der Menschen in Deutschland besitzt. Die Bahn spart an der falschen Stelle - wie leider so oft.