Die Deutsche Lufthansa verlangt vor Vertragsabschlüssen mit Unternehmen angeblich Informationen über die Tarife der Konkurrenz.

Hamburg. Wegen umstrittener Verträge mit Firmenkunden droht der Deutschen Lufthansa ein Gerichtsverfahren, wie die "Financial Times Deutschland" berichtet. Hintergrund: Die Fluglinie verlangt von Unternehmen vor einem Vertragsabschluss angeblich Informationen über Tarife der Konkurrenz. Der Verband Sozialer Wettbewerb (VSW) reagierte und erhob Klage gegen die größte deutsche Fluglinie. Der VSW setzt sich branchenübergreifend gegen unlauteren Wettbewerb ein. Die Lufthansa bestätigt die Klage, allerdings will sich das Unternehmen nicht zu dem laufenden Verfahren äußern. Ein Sprecher stellte aber klar, dass es bei der Lufthansa keine Vertragsklauseln gebe, nach denen Firmenkunden Konditionen aus Verträgen mit anderen Airlines offenlegen sollen.

Die Klage kam für Beobachter der Branche nicht unbedingt überraschend: Das Bundeskartellamt habe die Lufthansa und mehrere Großkunden wegen möglicher Wettbewerbsverzerrung seit längerem im Visier. Nach früheren Angaben prüft die Behörde bei Lufthansa-Großkunden Verträge mit Blick auf die Rabattkonditionen. Wer bei der Lufthansa als Firmenkunde Rabatte erhalten wolle, müsse Daten preisgeben, die auch Einblicke in die Preis- und Rabattgestaltung der Konkurrenten gäben, hieß es damals. Auch diesen Vorwurf wies der Lufthansa-Sprecher zurück: „Die allgemeinen Geschäftsbedingungen unserer Firmenförderverträge stehen aus unserer Sicht im Einklang mit geltendem Recht.“

Die FTD sieht in der Klage einen Imageschaden für die Lufthansa. Konzerne wie Volkswagen und der Motorenbauer Deutz weigerten sich, die Verträge, die Lufthansa-Großkunden Rabatte einräumen, zu unterschreiben. Die Firmen kritisierten, dass der Marktführer Einblick in die hoch sensiblen Konditionen seines Wettbewerbers haben wolle, schreibt das Blatt. Denn so könnte er auf bestimmten Strecken der günstigste Anbieter sein. Die Diskussion habe an Brisanz gewonnen, nachdem Air Berlin ankündigt hat, die Strecke Hamburg-Frankfurt einzustellen.