Gewinn geht zurück. Doch die aktuelle Krise lasse sich bewältigen, ist der Chef der Versicherung, Michael Diekmann, überzeugt.

Frankfurt. Gute Nachrichten in schweren Zeiten: Die Allianz lässt sich von einer Serie von Naturkatastrophen, der Schuldenkrise in Europa und der Talfahrt am Aktienmarkt nicht beirren. Vorstandschef Michael Diekmann räumte am Freitag ein, die ersten sechs Monate seien „eines der schwierigsten Halbjahre gewesen, seit ich bei der Allianz bin“. Seiner Einschätzung nach hat sich Europas größter Versicherer vor diesem Hintergrund noch gut geschlagen. Der Gewinn ging im zweiten Quartal um sieben Prozent auf 1,07 Milliarden Euro zurück. Analysten waren dagegen von einem deutlichen Gewinnanstieg ausgegangen.

Bis zum Jahresende geht Diekmann dennoch weiter von einem operativen Gewinn von 7,5 Milliarden bis 8,5 Milliarden Euro aus. Knapp vier Milliarden hat die Allianz nach sechs Monaten geschafft. Die Anleger waren jedoch unzufrieden: Die Allianz-Aktie gab 3,4 Prozent ab und war damit der größte Verlierer im europäischen Versicherungsindex.

Die Schuldenkrise in Europa macht die Kunden der Allianz nervös: Diekmann berichtete, er erhalte schon Anfragen, ob der Konzern stark genug sei, damit fertig zu werden. „Die Menschen machen sich inzwischen wirklich Sorgen, wo diese Entwicklung hingeht.“ Doch die Krise lasse sich bewältigen.

Der Allianz-Chef mahnte zur Geduld mit Griechenland: Missstände, die über Jahre entstanden seien, ließen sich nicht in wenigen Monaten lösen. Der Münchener Versicherer hat seine griechischen Staatsanleihen von rund 1,3 Milliarden Euro um fast die Hälfte auf den Marktwert abgeschrieben – wie die meisten anderen Versicherer auch. „Wir haben aggressiv abgeschrieben, um den Investoren zu zeigen, dass Griechenland hinter uns liegt“, sagte Finanzchef Oliver Bäte Reuters Insider TV. Den Nettogewinn minderte das um 326 Millionen Euro, den Rest müssen die Versicherten tragen. Die radikale Wertberichtigung eröffne die Chance auf spätere Zuschreibungen, sagte Bäte.

"Wir glauben, das ist Panik"

Den Kursverfall an den Aktienmärkten halte die Allianz für übertrieben. „Wir glauben, das ist Panik“, sagte Bäte. Die Konjunktur werde sich zwar im Lauf des Jahres abschwächen, ein Einbruch sei aber nicht zu erwarten. Der Dax war am Freitag auf ein Zehn-Monats-Tief gefallen, in der abgelaufenen Woche verlor er mehr als 13 Prozent. Diekmann erwartet eine Erholung der Kurse, sobald die Schuldenkrise in Griechenland endgültig gelöst sei – ihre Aktienquote von sieben Prozent will die Allianz dennoch nicht erhöhen. Die Allianz ist einer der größten Kapitalanleger der Welt. Ende Juni verwaltete sie 1,5 Billionen Euro.

Operativ schlug sich die Allianz im zweiten Quartal vor allem im Geschäft mit Schaden- und Unfall-Versicherungen besser als erwartet. Naturkatastrophen – Tornados in den USA und Stürme in Deutschland – schlugen noch mit 174 Millionen Euro zu Buche. Im ersten Halbjahr liegt die Allianz mit 910 Millionen an Katastrophenschäden dennoch um fast 400 Millionen Euro über dem Budget. Zu Jahresbeginn war die Branche von einer ganzen Serie von Erdbeben und Überschwemmungen gebeutelt worden. Das habe zu höheren Preisen geführt, die sich auch im Ergebnis niederschlügen, sagte Bäte.

Auch die Nummer drei in Europa, Generali, sieht sich auf Kurs. Von dem angestrebten operativen Gewinn von 4,0 Milliarden bis 4,7 Milliarden Euro haben die Italiener schon 2,4 Milliarden in der Tasche. Das sind 13 Prozent mehr als ein Jahr zuvor und mehr als von Analysten erwartet. Die Aktie stieg um

0,7 Prozent. Generali schrieb 47 Prozent auf ihre griechischen Staatsanleihen ab – doch als das größere Risiko sehen Experten italienische Staatsanleihen, von denen Generali 50 Milliarden Euro im Bestand hat. Der Konzern schätzt ihren Kursverfall aber als vorübergehend ein, deshalb wird er nur mit dem Eigenkapital verrechnet.

Auch die Allianz ist in Italien stark. Das tiefe Misstrauen am Markt gegenüber dem Land sei unbegründet, sagte Vorstandschef Diekmann.