Jeder Dritte interessiert sich für nachhaltige Geldanlagen. Das lohnt sich: Ein Überblick über Tages- und Festgeldzinsen bei Umweltbanken.
Hamburg. Ein solcher Wechsel liegt nicht unbedingt nahe: von der Geschäftsleitung der größten deutschen Bank zur Triodos Bank, die ihr Geschäft in Deutschland gerade aufbaut und erst 1000 Kunden hat. Doch Georg Schürmann, einer der beiden Geschäftsleiter der Triodos Bank, hatte nach 20 Jahren bei der Deutschen Bank genug. Er suchte einen Neustart bei einem Geldhaus, deren Manager ganzheitlich denken und handeln und sich nicht an Quartalsergebnissen ausrichten müssen.
Jetzt will Schürmann das Deutschland-Geschäft aufbauen, nachdem die niederländische Ökobank seit Anfang der 90er-Jahre nach Belgien, Großbritannien und Spanien expandierte. Investiert wird nur in ethisch und ökologisch vertretbare Produkte und Projekte, etwa ein Kuhstall für eine Behindertengemeinschaft, ein fahrbares Hühnermobil für die Freilandhaltung oder die Erweiterung einer Dorfkäserei.
Nicht nur Bankmanager zweifeln nach drei Jahren Finanzkrise an ihrem bisherigen Tun. Auch immer mehr Anleger fragen sich, was macht die Bank mit meinem Geld? "Seit der Finanzkrise wird das Tun der Banken kritischer hinterfragt und ein Drittel der Deutschen sind an nachhaltigen Geldanlagen interessiert", sagt Silke Riedel von der Imug Beratungsgesellschaft.
Bei der EthikBank können die Kunden auf dem Antragsformular erklären, warum sie zu diesem Institut wechseln. Die meisten nutzen dies, um ihren Frust über ihre bisherige Bank loszuwerden. Noch bewegen sich die Institute in einer Nische. "Doch die Zielgruppe für diese Banken wächst stark", sagt Ulrich Hoyer, Partner bei der Unternehmensberatung ZEB, dem Abendblatt.
Immerhin konnte die GLS Bank im vergangenen Jahr rund 18 000 neue Kunden gewinnen - ein Plus von 25 Prozent. Ein solches Wachstum scheint für etablierte Banken unerreichbar. "Wir erwarten für die ethisch-sozial orientierten Banken zwölf Millionen Kunden bis zum Jahr 2020", sagt Hoyer. "So wie die Menschen im Bioladen einkaufen, bei Urlaub und Anschaffungen auf Umweltgesichtspunkte achten, wollen sie auch ihre Finanzangelegenheiten nach ökologischen, ethischen und sozialen Gesichtspunkten regeln."
Zwei der vier großen Umweltbanken, die GLS Bank und die EthikBank, bieten das Angebot einer Vollbank: Vom Girokonto über nachhaltige Anlagen und Kapitalversicherungen bis zur Finanzierung der eigenen vier Wände. UmweltBank und Triodos Bank eignen sich dagegen nur als Zweitbankverbindung, um erste Erfahrungen mit den grünen Instituten zu sammeln. Es können zwar keine überdurchschnittlichen Renditen mit einer Sparanlage erzielt werden, aber es gibt eine große Transparenz, und die Konditionen für Sparer können sich im Wettbewerb durchaus sehen lassen.
Mehr als ein Prozent für das täglich fällige Tagesgeld - das gibt es bei vielen konventionellen Banken nicht. "Bei den Zinsen für das Tagesgeld orientieren wir uns am Marktdurchschnitt, wie ihn die FMH Finanzberatung ermittelt", sagt Stefanie Erhardt von der Triodos Bank. Die GLS Bank setzt ihre Zinsen im Vergleich zum Marktdurchschnitt und unterstreicht so ihre Transparenz. "Die Anleger dieser Banken sind teilweise bereit, auf Rendite zu verzichten, wenn sie sicher sein können, dass ihr Geld ökologisch korrekt angelegt wird", sagt Hoyer.
So praktiziert die EthikBank ein Förderprinzip, bei dem die Kunden bei allen Sparanlagen auf 0,25 Prozentpunkte Rendite verzichten können. Das Geld fließt dann in Projekte zur Unterstützung bulgarischer Kinderheime oder der bedrohten Baikalrobbe.
Alle Banken haben strenge Kriterien, in welche Bereiche sie nicht investieren. Dazu gehören in der Regel Großkraftwerke, Waffen oder Gentechnik in der Landwirtschaft. Mitunter können auch die Kunden bestimmen, ob die Bank Aktien bestimmter Firmen verkaufen muss. So bestimmten die Kunden der EthikBank, dass sich das Geldhaus von allen Wertpapieren der Allianz trennen soll, nachdem eine Minderheitsbeteiligung am Luft- und Raumfahrtkonzern EADS bekannt geworden war.
"Die EthikBank, eine Tochter der Volksbank Eisenberg, ist das kleinste Institut, macht aber häufig mit spektakulären Aktionen wie Abstimmungen oder Proteste gegen Tierversuche auf sich aufmerksam", sagt Riedel. Die Triodos Bank schließt nicht aus, auch einmal ein Projekt eines Unternehmens zu finanzieren, das noch nicht in erster Linie auf Nachhaltigkeit ausgerichtet ist. "Solche Projekte müssen aber eindeutig einen Mehrwert für Mensch und Umwelt bieten", sagt Erhardt.
Was mit ihrem Geld geschieht, können die Kunden bei der GLS Bank genauer verfolgen als bei den anderen Banken. "Wir bieten eine umfassende Transparenz", sagt Bankchef Thomas Jorberg. Die Kredite werden inklusive der Kreditnehmer und des Verwendungszweckes veröffentlicht. So kann zum Beispiel jeder nachlesen, dass sich das Hamburger Designunternehmen Novakonzept Bersch 50 000 Euro für Betriebsmittel bei der Bank geliehen hat und der Verein AltoBinis die Gründung seiner Hamburger Kindertagesstätte mit 44 000 Euro finanziert hat. Das Geld fließt vor allem in Projekte, die sich mit den menschlichen Grundbedürfnissen Wohnen, gesunde Ernährung, Energie, Bildung und Kultur beschäftigen.
Alternative Anlagen müssen nicht auf Kosten der Sicherheit gehen. GLS Bank und EthikBank sind nach der Rechtsform ganz normale Genossenschaftsbanken. Die angelegten Spargelder sind ebenso wie die Institute durch die Sicherungseinrichtung des Bundesverbandes der Volks- und Raiffeisenbanken geschützt. Ganz so viel Sicherheit gibt es für UmweltBank und Triodos Bank nicht, aber eine Einlagensicherung von 100 000 Euro dürfte für die meisten Sparer ausreichen.
Wie wichtig es ist, diesen Aspekt nicht zu vernachlässigen, zeigt das Beispiel der Noa Bank, die 2010 pleiteging. Bei diesem Institut sollten die Kunden über die Verwendung ihres Geldes abstimmen, doch wegen undurchsichtiger Geschäfte musste sie aufgeben. Auch die 1988 gegründete Ökobank geriet durch Managementfehler in Schieflage und wurde von der GLS übernommen.
Inzwischen versuchen auch die etablierten Banken, sich mit nachhaltigen Produkten zu profilieren. Die Deutsche Bank zählt neben Investmentfonds und der Finanzierung von Windkraftanlagen auch ihren Studienkredit dazu. Viele Banken reagieren mit solchen und ähnlichen Produkten auf die wachsende Nachfrage der Kunden. Das geschieht nicht ganz uneigennützig. Denn Kunden, die sich für nachhaltige Anlagen interessieren, verfügen über ein überdurchschnittliches Einkommen. Das bietet den Banken höhere Verdienstchancen.
Die Kunden müssen aber aufpassen, dass das Anlageprodukt nicht nur zum Schein mit einem grünen Etikett versehen wurde. "Zunächst versuchen die Kunden, bei ihren Hausbanken nachhaltige Anlageprodukte zu bekommen, doch die Beratung ist bei diesen Instituten der Flaschenhals", sagt Riedel. "Es fehlt selbst bei namhaften Banken an Fachkompetenz."