Hohe Rohstoffpreise verteuern Herstellung drastisch. Materialkosten stehen kurz davor, Nennwert der Gedenkmünze zu übersteigen.
Hamburg. Der seit Monaten steigende Silberpreis bringt das Bundesfinanzministerium bei der Ausgabe der Zehn-Euro-Gedenkmünzen in Bedrängnis. Nachdem Anfang Februar bereits eine Gedenkmünze anlässlich des 200. Geburtstages von Franz Liszt mit reduziertem Silbergehalt erschienen ist, wurde die Ausgabe weiterer Münzen vorerst gestoppt. Die nächste Münze sollte im Mai zu 125 Jahren Automobil herausgegeben werden, für September war ein Motiv zu 100 Jahren Hamburger Elbtunnel geplant.
Nur zehn Gramm reines Silber enthält ein solches Stück, doch gemessen am Materialwert entsprach dies gestern bereits knapp neun Euro. Damit steigt die Gefahr, dass schon in Kürze der Materialwert über dem Nennwert liegt. Dann dürfen die Münzen nicht mehr für zehn Euro ausgegeben werden. Das Bundesfinanzministerium äußert sich nur knapp: "Die Bundesregierung wird in Kürze über die Ausgabe der künftigen Zehn-Euro-Gedenkmünzen entscheiden", sagt eine Sprecherin.
Auch die Verkaufsstelle des Bundes für Sammlermünzen (VfS) in Weiden hat den Verkauf sämtlicher Silbermünzen eingestellt. Die Stücke für Sammler kosten wegen ihrer besonderen Prägequalität hier zwar 15 Euro. Aber da ältere "Zehner" noch 16,65 Gramm Silber enthalten, ist die Grenze auch hier erreicht. "Der Materialwert liegt bei fast 15 Euro, hinzu kommen noch die Prägekosten", sagt Willi Mattes von der VfS. Innerhalb von zwei Jahren hat sich der Silberpreis mehr als verdreifacht. "Als die Gedenkmünzen eingeführt wurden, war die Preisentwicklung nicht absehbar", sagt Eugen Weinberg, Rohstoffexperte der Commerzbank. Die Preisentwicklung werde von mehreren Faktoren bestimmt. "Mehr als 50 Prozent des Silbers werden in der Industrie verwendet", sagt Weinberg. "Da die Konjunktur gut läuft, steigt auch der Bedarf." Neu hinzugekommen sei die Nachfrage der Investoren nach Barren und Münzen. Der Experte hält einen weiteren Anstieg von aktuell 39 Dollar in Richtung 45 Dollar für nicht ausgeschlossen.
Seit der Schuldenkrise interessieren sich nicht nur Münzfreunde für die Silberstücke. Anleger kaufen aus Angst vor Währungsreform und Inflation neben Gold auch Silber. "Für die Zehn-Euro-Münzen interessieren sich damit ganz neue Schichten", sagt Stephan Kohlberger vom Hamburger Handelshaus Emporium-Merkator. Sie kaufen die Münzen gleich im Zehner- oder Hunderterpack. Rund 18 Euro pro Stück sind sie bereit, für die normale Ausführung zu zahlen.
Angesichts des gestiegenen Silberpreises könnte die Bundesregierung die Gedenkmünzen nur noch aus einer Kupfer-Nickel-Legierung herstellen, die Silber ähnelt. "Das ist bei den Sammlern aber sehr unbeliebt", sagt Kohlberger. Weinberg rät, den Silberanteil nochmals zu reduzieren. Erst im Herbst 2010 hatte der Bund entschieden, den Silberanteil von rund 17 auf zehn Gramm zu senken. Doch durch den explodierenden Silberpreis erwies sich das als wirkungslos. Auch die Erhöhung des Nennwertes ist möglich.
Österreich hat die Ausgabe von Euro-Silbermünzen in Normalprägung bereits eingestellt. Es gibt nur noch Sammlerstücke, für die ein kräftiger Aufschlag bezahlt werden muss. Die nächste 20-Euro-Münze erscheint nächste Woche und kostet 48 Euro.