Der Preiskampf auf dem Elektronikmarkt trifft nun die Arbeitnehmer der Metro-Tochter. Online-Angebot wird ausgebaut - Marktverkauf schrumpft.
Aschaffenburg. Der Preiskampf bei Elektronikartikeln hat empfindliche Konsequenzen für Arbeitnehmer. Der Elektronikriese Media-Saturn setzt nach einem massiven Ergebnisrückgang aufgrund der wachsenden Billigkonkurrenz aus dem Internet im zweiten Quartal den Rotstift an. Europaweit sollen 3.000 Stellen im Bereich der Verwaltung abgebaut werden, wie die Tochter des Handelskonzerns Metro am Dienstag in Aschaffenburg mitteilte.
Um weitere Preissenkungen in den Läden umsetzen zu können, will Media-Saturn eine halbe Milliarde Euro in den nächsten drei Jahren einsparen. Der Konzern kündigte nach einem „sehr schlechten ersten Halbjahr“ eine strategische Neuausrichtung an. Die erfolgsverwöhnte Tochter des Metro-Konzerns schrieb in den zurückliegenden drei Monaten erstmals seit Jahrzehnten rote Zahlen. Preissenkungen und Online-Aufbau schmälerten das Ergebnis. Bei der Neuausrichtung sollen stationäre Märkte und das Online-Geschäft miteinander verknüpft werden, sagte der Finanzvorstand des Mutterkonzerns, Olaf Koch.
Auf den neuen Plattformen von Saturn und Mediamarkt, die im Oktober 2011 beziehungsweise Januar 2012 starten sollen, werde der Kunde Angebote unter dem durchschnittlichen Internetpreis finden, sagte Media-Saturn-Finanzvorstand Rolf Hagemann an. Um die Preissenkungen realisieren zu können, kündigte er bis 2014 Kostenreduzierungen von rund 500 Millionen Euro an. Dazu gehöre auch der Stellenabbau.
Zum Start sollen die Kunden rund 2.500 Artikel in den Onlineshops kaufen können, in einer weiteren Ausbaustufe im kommenden Jahr schon 5000 bis 8000, und in der Endphase wird es nach den jetzigen Planungen mehr Artikel im Internet geben als in den Märkten.
Der Mutterkonzern Metro dringt auf eine schnelle Neuausrichtung: „Kein Geschäftsmodell der Welt ist für die Ewigkeit“, sagte Metro- Finanzvorstand Olaf Koch zu den Veränderungen bei Media-Saturn. Er räumte ein, dass die Elektroniktochter des Düsseldorfer Konzerns mit ihrer geplanten Online-Offensive spät dran sei. Die Neuausrichtung unter der seit Jahresanfang tätigen neuen Geschäftsführung stärke Media-Saturn. Der Konzern hielt seine Prognose für 2011 aufrecht.
Media-Saturn beschäftigt 68 000 Mitarbeiter. Ohnehin sinkt die Mitarbeiterzahl durch den Rückzug von Saturn aus Frankreich um 2100 in diesem Jahr. Der jetzt angekündigte Abbau von 3000 Stellen in diesem Jahr komme hinzu und betreffe Verwaltungsjobs, erläuterte die Geschäftsführung. Unter anderem sollen Aufgaben gebündelt werden. Der Verkauf in den Media- und den Saturn-Märkten sei nicht betroffen. Den schon laufenden Stellenabbau wolle man zum Großteil damit erreichen, das freiwerdende Stellen nicht wieder besetzt werden. Entlassungen seien nicht geplant.
Ein Testlauf für den Onlineshop in den Niederlanden und Österreich sei positiv verlaufen, so habe man beim Marktanteil fast 14 Prozent dazugewonnen, sagte Finanzvorstand Hagemann. Neu für den Kunden sei die Möglichkeit, Waren online zu bestellen und sich in den Markt liefern zu lassen sowie dort vor Ort an Terminals auch Waren online zu ordern. Ähnlich sollen auch Retouren und Reparaturen vor Ort abgewickelt werden.
Nach der Übernahme des Aschaffenburger Internetversenders Redcoon stellte Hagemann weitere Akquisitionen im reinen Onlinehandel in Aussicht: „Diesen Markt scannen wir ganz genau.“
Die Media-Saturn-Gruppe verzeichnete nach vorläufigen Zahlen beim Ergebnis (Ebit) vor Sonderfaktoren im zweiten Quartal ein Minus von 44 Millionen Euro. Im Vorjahr war es noch ein Plus von 41 Millionen Euro. Folglich räumte Hagemann ein „sehr, sehr schlechtes erstes Halbjahr“ ein. Gründe seien der flächenbereinigte Umsatzrückgang, insbesondere in Deutschland, und Investitionen.
Nichtsdestotrotz bestätigte Metro-Finanzvorstand Koch die Ergebnisprognose des DAX-Konzerns für das Geschäftsjahr 2011. Die Metro-Group, die über 75 Prozent an Media-Saturn hält, rechnet mit einem Ergebniswachstum vor Sonderfaktoren von rund zehn Prozent.
Die Metro-Aktie war trotz des Ergebniseinbruchs bei der Tochter am Dienstag der gefragteste Wert am deutschen Aktienmarkt. In einem schwachen Umfeld legte sie bis zum Nachmittag 2,5 Prozent zu. Analysten sagten, bei allen Schwierigkeiten der Tochter sei die Beibehaltung des Ergebnisziels für das Gesamtjahr erfreulich. Der Handelsriese Metro, zu dem auch die Metro-Großhandelsmärkte, der Lebensmittelhändler Real und die Warenhauskette Kaufhof gehören, hat seit Anfang 2009 bereits konzernweit 19 000 Stellen gestrichen. Mit den neuen Einschnitten werden es insgesamt 22 000 Stellen sein.
Mit Material von dpa/dapd