Der Euro scheint zunächst nicht in Gefahr. Die Herabstufung Irlands durch die Ratingagentur Moody's auf Ramschniveau beeindruckte die Anleger weit weniger als die Angst vor einem Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien vom Vortag.
London/Dublin/Berlin. Die Herabstufung der Kreditwürdigkeit Irlands durch die Ratingagentur Moody's hat die Märkte am Mittwoch zunächst nur wenig beeindruckt. Die EU-Kommission kritisierte den Schritt. In Deutschland flammte die Diskussion um den Ankauf von Staatsanleihen durch die Rettungsschirme wieder auf, nachdem die EU-Finanzminister am Vortag eine solche Maßnahme diskutiert hatten. Die Zinsen für italienische und andere Euro-Staatsanleihen gingen leicht zurück. Die irischen Zinsen jedoch zogen an.
Moody's hatte die Kreditwürdigkeit Irlands am Dienstagabend auf Ramschstatus heruntergestuft. Grund für die Entscheidung seien wachsende Bedenken, dass das hoch verschuldete Land ein zweites Rettungspaket benötigen könnte, hieß es. Die Bonität Irlands wurde von Baa3 auf Ba1 gesenkt. Ähnlich hatte Moody's vergangene Woche zu Portugal entschieden.
Die EU-Kommission erklärte, der Schritt stehe „sehr im Gegensatz zu den jüngsten Daten, die eine Rückkehr zum Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr unterstützen, und zu der beschlossenen Umsetzung des Rettungsplans durch die irische Regierung“.
Die Herabstufung beeindruckte die Anleger weit weniger als die Angst vor einem Übergreifen der Schuldenkrise auf Italien vom Vortag. Der deutsche Aktienmarkt startete moderat. Der DAX notierte kurz nach Handelsbeginn leicht unter dem Niveau des Vortags bei 7.168 Punkten, zeigte aber kurz darauf wieder nach oben.
Kaum verändert startete der Euro am Mittwoch in den europäischen Handel. Die Gemeinschaftswährung pendelte bei 1,4021 Dollar. Händler sahen darin Zeichen einer Stabilisierung. „Die Ratingagenturen scheinen gerade Amok gegen die EU-Politik zu laufen, und von dort kommen umgekehrt immer härtere Forderungen nach einer Regulierung“, sagte ein Händler. Der Markt interpretiere Abstufungen von EU-Ländern daher immer mehr als Machtkampf ohne wirklichen Mehrwert für Anleihe-Investoren oder Devisen-Händler.
Die Lage an den italienischen Märkten beruhigte sich nach den Bekenntnissen zu verstärkten Sparanstrengungen der Regierung in Rom. Nach Handelsbeginn legte die Börse in Mailand um 1,4 Prozent auf 18.765 Punkte zu. Der Zins für zehnjährige Anleihen fiel auf 5,45 Prozent, nachdem er tags zuvor auf sechs Prozent gestiegen war.
Schäuble spricht von Erfolgsgeschichte
Trotz der Probleme ist die gemeinsame Währung nach Überzeugung von Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble eine „Erfolgsgeschichte“. „Er hat den schwächeren Ländern wie Griechenland ungeheuer viel Fortschritt in den letzten Jahren gebracht, und den starken Ländern wie Deutschland nutzt er ohnedies“, sagte der CDU-Politiker in den ARD-„Tagesthemen“. Er fügte hinzu: „Unsere wirtschaftliche Leistungsfähigkeit, unser guter Arbeitsmarkt wäre ohne den Euro lange nicht so gut, wir hätten sehr viel mehr Arbeitslose, wir hätten eine sehr viel geringere Wirtschaftskraft.“
Schäuble verwies darauf, dass Deutschlands Wirtschaft stark vom Export abhängt. „Wir exportieren 60 Prozent in andere europäische Länder.“
Commerzbank-Vorstandschef Martin Blessing warb weiter für eine rasche Umschuldung Griechenlands. „Unsicherheit und Misstrauen unter den Anlegern haben sich in den vergangenen Tagen verschärft, deshalb muss eine andere Lösung für Griechenland her, als immer neue Kreditpakete zu schnüren“, sagte Blessing der „Bild“-Zeitung. „Griechenland muss einen Teil seiner Schulden abstreifen. Anders kommt das Land nicht auf die Beine.“
Bundesbankpräsident Jens Weidmann kritisierte die von der Bundesregierung befürwortete Beteiligung privater Gläubiger an der Euro-Rettung. „Es birgt im gegenwärtigen Umfeld mehr Risiken als Chancen, die Gewährung weiterer Hilfen der Staatengemeinschaft an den Zwang zur Beteiligung des Privatsektors zu knüpfen“, sagte er der Wochenzeitung „Die Zeit“. Europa müsse auf alle Fälle auf eine Staatspleite Griechenlands vorbereitet sein. „Die Politik muss einen Plan haben, wie sich bei einem Scheitern des griechischen Programms die drohenden Ansteckungseffekte eindämmen lassen“, sagte Weidmann.
In der Koalition regte sich Widerstand gegen Überlegungen, der Euro-Rettungsschirm EFSF könnte Staatsanleihen bedrohter Euro-Staaten aufkaufen. „Es gibt die klare Beschlusslage des Bundestags, dass der Fonds den Banken keine Anleihen abkaufen darf“, sagte der FDP-Finanzpolitiker Frank Schäffler der „Rheinischen Post“.