MySpace wohl für 35 Millionen Dollar an Internetfirma verkauft. News Corp. macht Verluste. Popstar Justin Timberlake beteiligt sich.

Los Angeles. Es ist nur ein paar Jahre her, da war MySpace das beliebteste soziale Netzwerk der Welt. Doch im digitalen Zeitalter sind Veränderungen nur Mausklicks entfernt - und so kann es dem Medienunternehmen News Corp. heute gar nicht mehr schnell genug gehen, das unrentabele Unternehmen wieder abzustoßen. Medienmogul Rupert Murdoch bezahlte im Jahr 2005, auf dem Höhepukt der Euphorie noch 580 Millionen Dollar für die Plattform. Jetzt wird er sie für gerade mal 35 Millionen Dollar (24,5 Millionen Euro) wieder los. Verkauft wurde MySpace nun an die Internet-Werbefirma Specific Media. Auch Popstar Justin Timberlake habe sich am Kauf beteiligt heißt es.

Der Neueinsteiger Timberlake versucht, was dem alten Hasen Rupert Murdoch nicht gelungen ist. Der 80-jährige Medienmogul hatte das einst boomende Online-Netzwerk vor sechs Jahren für sein Firmenimperium News Corp. gekauft und auf einen anhaltenden Strom an frischen Nutzern gehofft. Das, so der Plan, hätte satte Werbeprofite in die Kasse gespült. Doch Facebook kam MySpace in die Quere – neue Nutzer blieben aus, das Siechtum begann.Gemeinsam arbeite man nun an einer Strategie, die Firma wieder auf Vordermann zu bringen. Timberlake wird ein Büro in der MySpace-Hauptniederlassung in Beverly Hills haben. Der medienaffine Popsatr habe etwa sechs Mitarbeiter, die ihn „rund um die Uhr“ bei der Ideenentwicklung unterstützten, sagte Specific Media-CEO Tim Vanderhook am Mittwoch bei Geschäftsabschluss mit dem Medienkonzern News Corp. Der Verkauf von MySpace, das in den vergangenen drei Jahren nur herbe Verluste machte, werde vermutlich die Entlassung der Hälfte der zuletzt noch 500 Mitarbeiter zur Folge haben, sagte eine Gewährsperson.

Die Marktbeobachtungsfirma comScore Inc. meldete, dass die Website von MySpace im Mai nur noch 74 Millionen Besucher hatte, das waren 32 Prozent weniger als ein Jahr zuvor. Zum Vergleich: Facebook wuchs im gleichen Zeitraum um 26 Prozent auf 1,1 Milliarden Besuche, Twitter hatte 139 Millionen, das war ein Anstieg um 54 Prozent. Myspace wurde 2003 als eine Kontaktbörse und Fan-Webseite gegründet. Auf dem Höhepunkt ihrer Popularität 2008 hatte Myspace allein in den USA 80 Millionen Nutzer – fast doppelt so viele wie Facebook.

Specific Media bestätigte den Kauf des Netzwerks, nannte jedoch keine Einzelheiten des Vertrags. «Es gibt viele Möglichkeiten für Synergien zwischen unseren Unternehmen», sagte Vorstandsvorsitzender Tim Vanderhook. «Wir freuen uns darauf, unsere Plattformen zu vereinen und die nächste Generation der digitalen Entwicklung anzusteuern.» In zwei Monaten soll eine neue Strategie für das unpopuläre Website vorgstellt werden. Bereits Murdoch hatte in einem Akt der Verzweiflung versucht, MySpace als Unterhaltungs-Plattform wiederzubeleben. Die neuen Besitzer knüpfen hier an. „Es gibt einen Bedarf für einen Ort, wo Fans auf ihre Lieblingsstars treffen, Musik hören oder Videos anschauen können“, sagte Timberlake, „oder wo sie coole Sachen entdecken und teilen oder sich einfach nur treffen können. MySpace kann dieser Ort sein“. Wie man ein Online-Netzwerk schmeißt, konnte Timberlake bereits ausprobieren: Im Film „The Social Network“ spielte er den Internet-Unternehmer Sean Parker, dem eine Schlüsselrolle in der Anfangszeit von Facebook.

(abendblatt.de/dapd)