Verkaufsgerüchte sind noch immer nicht ausgeräumt. Merkel fordert GM zu Stellungnahme auf. Betriebsratchef fordert langfristige Perspektive.

Rüsselsheim. Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke reagiert auf die gestrigen Medienberichte, die melden des Mutterkonzerns General Motors (GM) angeblich einen Verkauf der deutschen Traditionsmarke plant. In einer Ansprache am Freitagvormittag wendet er sich an die Belegschaft von rund 6000 Opelanern im Stammwerk Rüsselsheim. Nach Angaben eines Opel-Sprechers nutzt Stracke für die Kundgebung eine schon vor Monaten für Freitag angesetzte Betriebsversammlung.

Teilnehmer des Treffens berichteten, Vorstandschef Karl-Friedrich Stracke habe gegenüber der Belegschaft die Meldungen eines Verkaufs weiterhin als „Spekulation“ bezeichnet. „Er hätte uns stattdessen einfach sagen müssen, dass Opel nicht verkauft wird“, sagte ein Rüsselsheimer Arbeitnehmer-Vertrauensmann in einer Veranstaltungspause. Stracke bedankte sich bei der Belegschaft für „hervorragende Arbeit“, die den Autohersteller auf den Erfolgsweg gebracht habe. Gesamtbetriebsratschef Klaus Franz soll sich über Strackes Statement zufrieden gezeigt haben. Teilnehmer des Treffens berichteten weiter, Franz habe erfolglos versucht, aus Detroit und von GM-Europachef Nick Reilly Informationen zu den aktuellen Entwicklungen zu erhalten.

Stracke betonte als Kommentar zu den Gerüchten den aktuellen Erfolg von Opel: So sei im ersten Quartal ein ausgewogenes Ergebnis im operativen Geschäft erzielt worden. Außerdem verzeichne der Konzern seit sieben Monaten Marktanteilssteigerungen in Deutschland und Europa. Im Sommer seinen Sonderschichten nötig, um die hohe Nachfrage nach den Modellen Meriva und Astra-Kombi zu erfüllen.

Eine eindeutige Stellungnahme der Adam Opel AG zu den Verkaufsgerüchten stehe weiter aus, bilanzierten Opel-Mitarbeiter in der Pause der Betriebsversammlung. Derweil fordert Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) den US-Autokonzern General Motors (GM) auf, Klarheit über die Zukunft seiner deutschen Tochter Opel zu schaffen. Bisher dementierte GM die Gerüchte eines anstehenden Verkaufs nicht, was die Opel-Beschäftigten schwer verunsichert. Merkel sagt, sie habe großes Verständnis für die Lage der Opel-Belegschaft, die sehr gute Arbeit leiste und bei der Sanierung vorankomme.

Opel-Betriebsratschef Klaus Franz hat die Konzernmutter General Motors indirekt aufgefordert, dem Rüsselsheimer Autobauer den Zugang zu Zukunftsmärkten zu öffnen. Entscheidend für Opel werde sein, ob es gelinge, in Märkten auch außerhalb Westeuropas wie Russland und China Fuß zu fassen, sagte Franz einer Unternehmensmitteilung zufolge am Freitag auf einer Betriebsversammlung im Stammwerk in Rüsselsheim. Opel ist bisher vor allem in Westeuropa stark vertreten. Experten halten einen stärkeren Export in Schwellenländer für überlebenswichtig für das Traditionsunternehmen.

(abendblatt.de/dpa/dda)